Kinder in Deutschland bewegen sich zu wenig
Eine internationale Vergleichsstudie der Active Healthy Kids Global Alliance stellt den beforschten Ländern ein sogenanntes Bewegungszeugnis aus. Ergebnis: Trotz vergleichsweise guter Infrastruktur in den Gemeinden und Vereinen bewegen sich deutsche Kinder insgesamt zu wenig.
Erstmals nahm Deutschland an der 2014 von kanadischen Wissenschaftlern gegründeten Forschungsinititve teil, koordiniert durch Professorin Yolanda Demetriou von der TU München. Unterstützt wurde das Vorhaben von der Schwenninger Krankenkasse und der Stiftung „Die Gesundarbeiter“. Für acht Bereiche hat die Forscher*innen-Gruppe nach den Kriterien der internationalen Initiative Noten vergeben.
Lediglich eine 4- erhält Deutschland bei der „Körperlichen Aktivität insgesamt“, dem „Sitzenden Verhalten“ und beim „Aktiven Spielen“. Nur rund 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen erreichen mindestens eine Stunde moderate oder intensive körperliche Aktivität pro Tag, wie es die Weltgesundheitsorganisation ( WHO) empfiehlt. 80 Prozent sitzen mehr als zwei Stunden vor dem Fernseher, Computer oder Handy. Und weniger als ein Viertel spielt aktiv mehrere Stunden lang. Den Schulweg legen nur etwa 40 Prozent zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück, was mit einer 3- bewertet wurde.
Slowenien führt das Ranking an
Kinder und Jugendliche in anderen Staaten sind deutlich aktiver. Besonders gut sind die Ergebnisse in afrikanischen Staaten wie Simbabwe, Ghana und Südafrika. Aber auch viele europäische Länder wie die Niederlande und England schneiden besser ab. den besten Wert weltweit hat Slowenien.
Gute Noten bekommt Deutschland dagegen bei den Rahmenbedingungen, die der organisierte Sport, Schule, Familie und Kommunen bieten: 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind Mitglied in einem Sportverein, in der Schule steht zweimal wöchentlich Sport auf dem Stundenplan. Zwei Drittel der Eltern sind regelmäßig körperlich aktiv und damit ein Vorbild. Die meisten Städte und Gemeinden bieten ausreichend Spielplätze, Parks und Radwege.
Deutschland insgesamt im oberen Drittel - Entwicklung besorgniserregend
Allerdings sind auch in diesen Bereichen andere Ländern noch besser. Beispielsweise sind in Dänemark, Kanada und Schweden die meisten Kinder und Jugendlichen in Sportvereinen. In Nepal und Slowenien bewegen sich die Erwachsenen am häufigsten. In Schweden und Australien ist die Ausstattung der Kommunen am besten. Mit seinem Zeugnis steht Deutschland im internationalen Vergleich im oberen Drittel. Die besten Zensuren bekommt Slowenien, gefolgt von Nepal Japan und Dänemark.
„Dreimal nur knapp besser als mangelhaft – Deutschland ist versetzungsgefährdet“, sagt die Studienleiterin Yolanda Demetriou. „Gerade für Kinder ist Bewegung unheimlich wichtig. Wer sich als Kind zu wenig bewegt, bei dem besteht ein hohes Risiko, dass er dies auch als Erwachsener tut. Das wiederum begünstigt die Entstehung von Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, Herzinfarkt oder Schlaganfall. In Deutschland ist körperliche Inaktivität die fünfthäufigste Todesursache.“ Warum Kinder und Jugendliche trotz guter Rahmenbedingungen so wenig aktiv sind, wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TUM deshalb weiter untersuchen.
Detaillierte Ergebnisse der Vergleichsstudie finden Sie auf der Internetseite der Initiative Active Healthy Kids Global Alliance.
Quelle: Pressemitteilung von DeutschesGesundheitsPortal vom 28.11.2018