Leben in ständiger Angst vor Abschiebung - Diakonie zur Situation junger Geflüchteter
Sie leben in ständiger Angst vor der Abschiebung: junge Geflüchtete aus Afghanistan, die in Pflege- und Gastfamilien oder in Einrichtungen der Jugendhilfe leben. Ihre Bleibeperspektive ist unsicher und sie befürchten, abgeschoben zu werden. Der Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (BumF), die Diakonie Deutschland, die Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH) und das Kompetenzzentrum Pflegekinder haben eine gemeinsame Stellungnahme zu der Situation von jungen Geflüchteten in der Kinder- und Jugendhilfe verfasst.
Darin beschreibt eine Pflegemutter eines unbegleiteten minderjährigen Flüchtlings, dass sie 16 Monate Schwerstarbeit geleistet habe, um den Jungen einigermaßen zu stabilisieren. Mit der Ablehnung des Asylantrages in allen Punkten sei diese Stabilität innerhalb von wenigen Sekunden pulverisiert. Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, erklärt: "Afghanistan ist kein sicheres Land und wird es absehbar nicht sein. Die Situation verschlechtert sich weiter. Junge Flüchtlinge brauchen jetzt eine Zukunftsperspektive. Sie müssen alle ihre Kraft darin investieren Schule und Ausbildung zu bewältigen und sich zu integrieren. Ein Leben in Angst und mit Unsicherheit blockiert ihre Entwicklung."
Loheide mahnt Verlässlichkeit in der pädagogischen Arbeit und für die jungen Menschen an. Viele dieser junge Afghanen würden hier in Deutschland bleiben. Die nächsten Abschiebeflüge nach Afghanistan seien bereits geplant. Internationale Organisationen widersprechen der Einschätzung des Bundesinnenministeriums, dass es sichere Gebiete in Afghanistan gäbe. Der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg habe erst Anfang dieser Woche einem afghanischen Flüchtling Recht gegeben, dessen Asylantrag zunächst vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und Verwaltungsgericht Karlsruhe abgelehnt worden war. Die Sichtweise des Verwaltungsgerichts, die Familie können aus der Provinz Laghman in das vermeintlich sichere Kabul umziehen, bestätigte der Verwaltungsgerichtshof nicht.
"Wir fordern die zukünftige Bundesregierung auf, sich für eine Zukunft für die jungen Menschen einzusetzen und ihnen eine sichere Bleibeperspektive zu schaffen", sagt Loheide.
Die Stellungnahme finden Sie unter www.diakonie.de/stellungnahmen/keine-abschiebungen-nach-afghanistan/
Quelle: Presseinformation von Diakonie Deutschland am 18. Oktober 2017