LWL-Direktor: "Pflegenotstand trifft forensische Psychiatrie besonders"

Nach vorsichtigen Schätzungen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) gehen bis zur Jahreswende 2022/23 in den sechs forensisch-psychiatrischen Kliniken rund 100 der aktuell 844 Pflegedienst-Beschäftigten in Rente oder hören aus anderen Gründen auf.Es drohe ein personeller Aderlass, weil Nachwuchs kaum in Sicht sei. Auch für die drei geplanten neuen Forensik-Kliniken (Hörstel, Lünen, Haltern) sucht der künftige Träger LWL dringend nach Pflegekräften. "Auf Deutschland kommt nach dem Ärztemangel zunehmend ein Pflegenotstand zu, der für die forensische Psychiatrie eine besondere Herausforderung darstellt", warnt deshalb LWL-Direktor Matthias Löb.

Es gelte, "Krankenschwestern und Krankenpfleger, Erzieherinnen und Erzieher wie auch die, die es erst noch werden wollen, mit allen geeigneten Mitteln für diesen Tätigkeitsbereich zu interessieren", so Löb am Montag auf der 3. Bundeskonferenz der forensisch-psychiatrischen Pflege (Thema: "Gefährlichkeit im Fokus der Forensischen Pflege - Patientenverhalten einschätzen, Handlungsalternativen entwickeln"). Die pflegerische Arbeit in der größten und alltäglich am intensivsten mit den Patienten befassten Berufsgruppe im Maßregelvollzug für psychisch kranke oder suchtkranke Straftäter sei "sehr attraktiv, abwechslungsreich, herausfordernd und vergleichsweise sicher", sagte Löb.

Der Klinikträger LWL unterstütze Pflege- und Erziehungsdienstmitarbeiterinnen und -mitarbeiter finanziell und durch Arbeitsbefreiung bei praxisnaher Fortbildung. Dazu habe er 2014 eigens eine Akademie für Forensische Psychiatrie (AFOPS) gegründet und pflege zum Beispiel eine Kooperation mit der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld. So haben inzwischen 15 Beschäftigte erfolgreich ein berufsbegleitendes Studium absolviert, das ihnen die innovative Umsetzung wissenschaftlich fundierter Pflegeforschung in die Maßregelvollzugspraxis ermögliche, hob Löb hervor.

Die Gewinnung neuer Mitarbeitender treibe der LWL durch Kooperationen mit Pflegeschulen und durch Hospitationen voran. Und geht dabei auch neue Wege: So zum Beispiel mit auf einem frisch eingestellten Infofilm auf der LWL-Homepage. In ihm kommen Pflegebeschäftigte mit Berichten sowohl über die Vorzüge als auch die Risiken ihrer Arbeitswelt zu Wort unter http://bit.ly/2rvgOBt


Quelle: Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) informierte am 19. Juni 2017