Menschen mit Armutserfahrung trafen sich mit der Politik
Auf Einladung der Nationalen Armutskonferenz haben sich 150 Menschen mit Armutserfahrung in Berlin getroffen, um den politischen Austausch und die Beteiligung von Armutsbetroffenen voranzubringen. Unter den Betroffenen aus dem ganzen Bundesgebiet waren unter anderem Wohnungslose, in Altersarmut Lebende, prekär Beschäftigte, Geflüchtete, Alleinerziehende und Erwerbslose. Sie diskutierten mit Politikerinnen und Politikern von SPD, Die Linke, FDP und Bündnis 90/Die Grünen.
Veranstalterin des 12. Treffens der Menschen mit Armutserfahrung war die Nationale Armutskonferenz, ein Bündnis aus Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften,Fachverbänden der Armutsbekämpfung und Selbsthilfeorganisationen. Diakonie-Präsident Ulrich Lilie sagte aus Anlass des Treffens: "Wer die Spaltung in unserer Gesellschaft glaubwürdig bekämpfen will, muss sich endlich gut abgestimmt und mit langem Atem diesen für die Zukunft der Offenen Gesellschaft wichtigen Themen widmen. Denn wer ständig das Gefühl hat, dass man sich nicht wirklich für ihn und seine Lebenswelt interessiert, verliert den Glauben an den Sinn und die Regeln der Demokratie."
Daher müsse die neue Bundesregierung jetzt zeigen, dass sie es ernst meint mit der Bekämpfung der Armut in Deutschland. In der Nationalen Armutskonferenz bringen sich seit über 25 Jahren Menschen ein, die in Armut leben. Sie vertreten sich selbst und setzen sich für ihre Rechte ein. Beim 12. Treffen von Menschen mit Armutserfahrung in Berlin zeigen sie Engagement und Flagge, so Lilie weiter.
"Den Menschen brennt auf den Nägeln, was nach der Bundestagswahl passiert", beschreibt Barbara Eschen, Sprecherin der Nationalen Armutskonferenz (nak) und Direktorin der Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz die Sorgen der Teilnehmenden. "Wir haben gerade eine unglaubliche Neiddebatte erlebt. Die AfD spielt mit völkischen Parolen gezielt Menschen gegeneinander aus. Sie will ein Ende des sozialen Ausgleichs für Schwächere. Das macht gerade vielen in Armut lebenden Menschen Angst."
Eschen erwartet von der neuen Bundesregierung einen ausreichenden Regelsatz in der Grundsicherung, genug sozialen Wohnungsbau, ein Ende der Benachteiligung von Alleinerziehenden, gute Arbeit statt prekärer Beschäftigung und eine gerechte Kindergrundsicherung statt der bisherigen Bevorzugung reicher Familien. Zudem forderten die von Armut Betroffenen eine Abschaffung der Sanktionen in der Grundsicherung. "Sie erleben die ständige Kontrolle und Bestrafung durch die Ämter als respektlos und demütigend, da es auch bei jahrelangem Leistungsbezug kaum wirkliche Hilfsangebote gibt", erläutert die nak-Sprecherin. "Viele in Armut Lebende haben das Gefühl, dass das, was politisch entschieden wird, mit ihnen nichts zu tun hat", kritisiert Eschen. Schon der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung habe thematisiert, dass politische Entscheidungen vor allem für Besserverdienende gefällt werden." Darum sei es so wichtig, eine Lobby für Arme zu bilden, folgert Eschen.
Mehr zum 12. Treffen von Menschen mit Armutserfahrung finden Sie unter www.diakonie.de/termin-detail/12-treffen-der-menschen-mit-armutserfahrung/
Quelle: Presseinformation der Diakonie Deutschland vom 4. Oktober 2017