Mütter wünschen mehr emotionale Unterstützung
Mit einer Studie hat die Hochschule Luzern – Soziale Arbeit untersucht, wie Mütter in der Schweiz die Betreuung nach der Geburt bewerten. Die Resultate zeigen, dass die medizinische Versorgung sehr gut ist. Mehr Unterstützung ist bei der emotionalen Verarbeitung der Entbindung gefragt.
Im vergangenen Jahr kamen in der Schweiz gemäss Bundesamt für Statistik 82’731 Babys zur Welt – 42ʼ595 Buben und 40ʼ136 Mädchen. Eine Geburt ist für die meisten Eltern ein sehr bewegendes und emotionales Ereignis. «In den Tagen nach der Entbindung ist deshalb die Unterstützung von Mutter, Vater und Kind sehr wichtig», sagt Claudia Meier Magistretti vom Kompetenzzentrum Prävention und Gesundheit am Departement Soziale Arbeit der Hochschule Luzern. Aus diesem Grund wollten sie und ihr Team wissen, wie die Qualität der postnatalen Betreuung bewertet wird. Die vorliegende Untersuchung stellt dabei nicht die Meinung von Fachpersonen der Gesundheitsversorgung, sondern jene der Frauen selber ins Zentrum.Hausgeburt und Geburtshäuser: Zufriedene Mütter
Für die Studie «Qualität und Lücken der nachgeburtlichen Betreuung» wurden 1’055 Frauen aus der Deutschschweiz online befragt, die zwischen November 2011 und November 2012 ein Kind geboren haben, 65 Prozent davon zum ersten Mal. 94 Prozent der Mütter gebaren im Spital, wovon rund ein Fünftel von einer Beleghebamme (persönliche Hebamme, die die Eltern bereits während der Schwangerschaft begleitet) betreut wurde. Drei Prozent der Frauen brachten ihr Kind zu Hause zu Welt, ebenso viele entbanden in einem Geburtshaus. Das Resultat der Studie zeigt, dass die medizinische Versorgung nach einer Geburt top ist. 94 Prozent der befragten Frauen verleihen ihr das Prädikat «gut» bis «sehr gut». Fast ebenso viele sind der Meinung, alle oder zumindest die meisten nötigen Informationen zur eigenen Gesundheit und zu der des Babys erhalten zu haben. Die besten Noten verteilen dabei jeweils Frauen, die zu Hause oder in einem Geburtshaus geboren haben. Dass deren Urteil teilweise deutlich besser ausfällt, zeigt sich vor allem in Bezug auf die emotionale Betreuung: Ihre Zufriedenheit ist wesentlich höher als jene der Mütter, die ihr Kind im Spital zur Welt brachten. «Der Prozess in einem Spital ist oft technisch und medizinisch. Offenbar wird dabei der Bedarf an emotionaler Unterstützung unterschätzt», vermutet Meier Magistretti.Weniger vorbereitet auf Totgeburten
Die Lücken in der emotionalen Betreuung von Müttern verdeutlicht eine Sonderauswertung zur nachgeburtlichen Betreuung bei perinatalem Kindstod. Von einem perinatalen Kindstod ist die Rede, wenn das Baby nach der 22. Schwangerschaftswoche, während der Geburt oder in der ersten Woche danach stirbt. 2011waren in der Deutschschweiz 229 Paare betroffen. Claudia Meier Magistretti und ihr Team haben für die Studie «Wenn die Geburt der Tod ist» 22 Frauen aus der Deutschschweiz befragt. «Unsere Untersuchung ist zwar nicht repräsentativ, trotzdem deutet sie auf gewisse Mängel hin», sagt die Projektleiterin der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. «Nicht alle Spitäler scheinen adäquat auf solche Situationen vorbereitet zu sein und über das dafür ausgebildete Personal zu verfügen.» So zeigt die Untersuchung, dass sich zwar fast alle Frauen unmittelbar nach dem traumatischen Erlebnis emotional gut aufgefangen fühlen. Dieses Gefühl lässt jedoch sukzessive nach. Meier Magistretti: «Es wäre wünschenswert, dass unser Gesundheitssystem bei Totgeburten künftig eine längere psychosoziale Betreuung der Eltern vorsieht.» Beide Studien können als PDF bestellt werden unterQuelle: Pressemitteilung der Hochschule Luzern - Soziale Arbeit vom 13.10.2014