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Multiple Elternschaften im Sinne des Kindeswohls regeln

Mutter, Vater, Kind. Die alte Formel ist zwar nicht out, doch pluralistische Gesellschaften ermöglichen zum Glück auch weitere Familienmodelle. Für die Kinder ist dies nicht immer einfach, es bedarf klarer Regelungen. Dies und weiteres fordert die Deutsche Liga für das Kind.

Am Wochenende fand in Berlin die Jahrestagung der Deutschen Liga für das Kind statt. Ein wichtiges Thema: Wie kann die zunehmende Komplexität von Familienkonstellationen und Elternschaft so geregelt werden, dass alle Beteiligten, aber vor allem die Kinder, gut mit ihrer Situation umgehen können? Vor dem Hintergrund der anstehenden Reformen der Adoptiv- und Pflegekinderhilfe, des Abstammungsrechts und der Überlegungen zu gesetzlichen Neuregelungen im Bereich der medizinisch assistierten Reproduktion fordert die Liga eine klare Orientierung am Kindeswohl.

Professorin Sabine Walper, Präsidentin der Deutschen Liga für das Kind und Forschungsdirektorin am Deutschen Jugendinstitut (DJI) in München, erklärt die Dringlichkeit: „Elternschaft wird vielfältiger und damit für Eltern und Kinder komplexer. Es ist keine Seltenheit, dass diejenigen Elternpersonen, die im Alltag für das Kind Verantwortung übernehmen, nicht die genetischen und biologischen Eltern sind. Auch die rechtliche Elternschaft kann sich von der sozialen, genetischen und biologischen Elternschaft unterscheiden. Dies stellt alle Beteiligten vor große Herausforderungen.“ Für die Kinder sei vor allem der Schutz dauerhafter Beziehungen bedeutsam, erklärt Walper. Auch müsse sichergestellt werden, dass die Kinder über ihre tatsächliche Abstammung informiert werden. Nicht zuletzt sei darauf zu achten, dass Kinder bei den mitunter komplexen Umgangsregelungen zu beteiligen sind und Überforderungssituationen vermieden werden.

Mit Blick auf mögliche Änderungen im Adoptionsrecht ist eine zentrale Forderung des Verbandes eine gesetzlich festgeschriebene Regelung, die sicherstellt, dass Kinder frühzeitig (aber altersgerecht) über ihre Adoption aufgeklärt werden. Da häufig Unsicherheit besteht, wie Kinder über die Adoption informiert werden sollen, sei ein Austausch zwischen Adoptionsvermittlungsstellen und Adoptiveltern erforderlich. Die Liga fordert überdies auch Änderungen hinsichtlich der Regelung von Pflegeverhältnissen. Hier steht insbesondere die Schaffung einer rechtlichen Möglichkeit im Mittelpunkt, die Kindern mit „gravierenden Leidenserfahrungen in der Herkunftsfamilie“ eine dauerhafte und verbindliche Perspektive in der Pflegefamilie sichert. Hiergegen spricht aktuell die vorrangige Prämisse der Rückführung in die Herkunftsfamilie im Jugendhilferecht.


Quelle: Mit Informationen der Deutschen Liga für das Kind vom 25.10.2019