Nationale Stillkommission fordert nationales Stillmonitoring
Die Nationale Stillkommission am Bundesinstitut für Risikoforschunrg fordert ein nationales Stillmonitoring, um Stilldaten systematisch zu erheben. Stillhäufigkeit und Stilldauer können in Deutschland auf Basis der vorliegenden Daten nicht nach einheitlichen wissenschaftlichen Kriterien bestimmt werden. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Literaturstudie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Nationalen Stillkommission. Ziel der Studie war es, anhand der in Deutschland publizierten Stilldaten aus den letzten 20 Jahren Einblicke in die Entwicklung des Stillverhaltens zu geben. Es konnten in keiner Altersgruppe von Säuglingen eindeutige Veränderungen der Stillraten über die Zeit ermittelt werden. Die Studie wurde im Fachmagazin „Das Gesundheitswesen" veröffentlicht, teilt das Bundesinstitut mit.
Zahlreiche positive Wirkungen auf Kind und Mutter - Zeigt das auch das Stillverhalten?
Die Förderung des Stillens wird von Expertengremien weltweit als eine wichtige gesundheitspolitische Maßnahme angesehen. Ein kontinuierliches Stillmonitoring auf nationaler Ebene soll bedarfsorientierte Maßnahmen zur Stillförderung begründen und evaluieren, realistische Vergleiche von Stilldaten auf internationaler Ebene ermöglichen und Trends zeitnah erfassen.
Die Literaturstudie „Stillhäufigkeit und Stilldauer in Deutschland – eine systematische Übersicht" berücksichtigte 35 Publikationen mit Daten zum Stillen für die Geburtsjahrgänge 1990 bis 2012. Die Daten stammen mehrheitlich aus regionalen oder lokalen Erhebungen und sind überwiegend retrospektiv erhoben worden. Seit Beginn der 1990iger wurden entsprechend den Studien relativ konstant zwischen 70 und nahezu 100 Prozent der Säuglinge direkt nach der Geburt gestillt. Schon nach zwei Monaten wurde in allen Studien und zu allen Zeiten ein starker Rückgang der Stillraten beobachtet. Nach sechs Monaten wurden nur noch etwa 50 Prozent aller Säuglinge überhaupt gestillt. Aus der Gesamtheit der vorliegenden Daten lassen sich in keiner Altersgruppe eindeutige zeitliche Trends der Gesamt- oder Vollstillraten erkennen. In lokalen Längsschnittdaten deutet sich allerdings eine Stagnation oder sogar ein abnehmender Trend beim vollen Stillen in den letzten zehn Jahren an.
Die vorliegenden Studiendaten wurden unter uneinheitlichen Rahmenbedingungen sowie mit verschiedenen Zielsetzungen und Methoden erhoben und ermöglichen keine zuverlässige Einschätzung der Entwicklung des Stillverhaltens in Deutschland. Nach Ansicht der Nationalen Stillkommission muss zur besseren Erfassung und Bewertung der Entwicklung des Stillens in Deutschland eine Standardisierung der Erhebungsmethoden – vorzugsweise im Rahmen eines nationalen Stillmonitorings – erfolgen.
Die Nationale Stillkommission hat bereits 2009 ein Konzept für ein nationales Stillmonitoring veröffentlicht: http://www.bfr.bund.de/cm/343/still_monitoring_in_deutschland_konzept.pdf PDF-Datei (77.3 KB). Demnach könnten in Geburtskliniken systematische, flächendeckende Datenerhebungen über den Stillbeginn durchgeführt werden, während das Stillverhalten prospektiv im Rahmen der Kinderfrüherkennungsuntersuchungen sowie retrospektiv im Rahmen von Schuleingangsuntersuchungen erhoben werden könnte. Darüber hinaus sollten in regelmäßigen Abständen qualitative Erhebungen zur Ermittlung von Einflussfaktoren auf das Stillen erfolgen. Eine zentrale Datenerhebung und -auswertung könnte systemübergreifend Stillhäufigkeit und -dauer einschätzen und somit auch die Wirksamkeit von Stillförderungsmaßnahmen zuverlässig bewerten.
Quelle: Quelle: Presseinformation des Bundesinstituts für Risikobewertung vom 18. Mai 2017