Neue Studie betrachtet Lohnlücke im gesamten Erwerbverlauf
Fast die Hälfte weniger als Männer verdienen Frauen im Verlaufe ihres Erwerbslebens. Darauf macht das Bundesfrauenministerium im Zusammenhang mit einer aktuellen Studie aufmerksam, deren Ergebnisse nun veröffentlicht wurden. Die Studie verdeutliche die Notwendigkeit von Maßnahmen gegen die nach wie vor bestehende Benachteiligung von Frauen im Erwerbsleben, heißt es von dort.
In der vom Bundesfrauenministerium geförderten Studie „Dauerhaft ungleich – berufsspezifische Lebenserwerbseinkommen von Frauen und Männern in Deutschland" nimmt die Autorin Dr. Christina Boll (Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut) erstmals das Lebenserwerbseinkommen nach Beruf und Geschlecht in den Blick. Die Studie zeige, dass die "bereinigte" Lohnlücke, der sogenannte Gender Pay Gap, von sieben Prozent nur eine Momentaufnahme ist.
Wie sehr Frauen an Einkommen gegenüber Männern einbüßen müssen, werde erst mit Blick auf das gesamte Erwerbsleben deutlich. Je nach Beruf gehe die Schere über das ganze Erwerbsleben hinweg unterschiedlich weit auf – auch, wenn Frauen und Männer gleicher Merkmale miteinander verglichen werden. So verdienten Akademikerinnen beispielsweise im gesamten Erwerbsleben gegenüber Akademikern berufsübergreifend rund 170.000 Euro weniger. In den unteren Einkommensklassen ist die prozentuale Lohnlücke sogar noch höher.
Weitere Ergebnisse der Studie: Die Analyse der Tagesentgelte in den Berufssegmenten zeigt, dass Frauen in allen Berufssegmenten pro Tag weniger verdienen als Männer. Frauen haben demnach im Erwerbsverlauf durchschnittlich 49,8 Prozent weniger Einkommen angesammelt als Männer. Dabei gebe es noch starke Unterschiede zwischen Männern und Frauen in den Einkommensklassen: Je niedriger das erzielte Einkommen, umso höher die Lücke im Lebensverlauf. Für die untersten fünf Prozent der Verdienenden liegt die Lücke bei 69 Prozent, für die obersten fünf Prozent noch bei 34 Prozent
Mit 55 Jahren betrage die Lücke in sozialpflegerischen Berufen 36 Prozent und in Verkaufsberufen 61 Prozent. Die Einkommensunterschiede gingen zwar im Zeitverlauf zurück, seien aber weiterhin erheblich. Das Niveau der Lücke ist in jüngeren Jahrgängen tendenziell geringer wegen der steigenden Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen, die sich der der Männer annähert.
Mehr zur Studie und die Studie selbst zum Downloaden finden Sie unter https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/neue-studie-betrachtet-lohnluecke-im-gesamten-erwerbverlauf/113510
Quelle: Meldung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 12. Januar 2017