Pflegeberufe haben Schlüsselrolle in der Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen und Migranten

Die internationalen Pflegeberufsverbände haben große Hochachtung vor dem Einsatz beruflich Pflegender bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise in Europa und sagen Danke. Gleichzeitig fordern sie für die Pflegeberufe deutlich mehr Einfluss und Mitgestaltung in den Gesundheitssystemen.

Als größte Gruppe der Gesundheitsberufe weltweit sind Pflegefachpersonen der Schlüssel, wenn es darum geht, kosteneffiziente Versorgung bei der Flüchtlingskrise in Europa zu erbringen. Während PolitikerInnen über Wege zum Umgang mit der Krise diskutieren, packen Pflegefachpersonen in Europa vor Ort an und versorgen Kranke und Verletzte. „Der Weltverband der Pflegeberufe (International Council of Nurses ICN) hat enorme Hochachtung für die Leistung von beruflich Pflegenden in dieser Krise – so wie in den vielen Katastrophen und Konflikten weltweit“, sagte Judith Shamian, ICN-Präsidentin, vergangenen Freitag in Genf. „Wir möchten ihnen danken für die Unterstützung und Fürsorge, die sie denen erbringen, die so sehr leiden.“ Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), deutsches Mitglied des ICN, schließt sich diesem Dank an. Auch in Deutschland erbringen Mitglieder der Gesundheitsberufe landauf, landab hohen Einsatz – im Ehren- und im Hauptamt, damit die notleidenden Flüchtlinge Hilfe erhalten und Ansprechpartner finden.
In den Flüchtlingslagern in Europa können das Leben auf engstem Raum und ungenügende Sanitärbedingungen Ausbrüche von Cholera, Masern oder Krätze auslösen. Ungesunde Ernährung trägt zu einem Anstieg des Herkrankheiten- und Diabetesrisikos bei. Hinzu kommen bei vielen Flüchtlingen Verletzungen, die sie auf ihrem Weg in ein sicheres Land davongetragen haben. Die ‚World Medical Association‘ forderte Regierungen jüngst dazu auf, den Zugang von Migranten und Flüchtlingen zu medizinischer Hilfe uneingeschränkt sicherzustellen. Es sei wichtig, dass diese Zielgruppen nicht aus Kostengründen durch ein ‚Sparpaket‘ vernachlässigt würden.

„Pflegefachpersonen sorgen für kosteneffiziente Gesundheitsversorgung und guten Zugang zur Hilfe für alle“, sagte Pierre Théraulaz, kommissarischer Geschäftsführer von ICN. „Sie befinden sich am Puls der Gesellschaft und haben eine einzigartige Chance, Menschen in den Mittelpunkt einer wirksameren, effizienteren und gerechteren Versorgung zu stellen.“ Diese Präsenz der Pflegenden in der unmittelbaren Gesundheitsversorgung und ihr Beitrag zur Kontinuität ist ein wesentliches Merkmal von Pflege.

Vor einigen Wochen bereits sagte Chris Maher, Manager des WHO-Notfall-Supportteams für die Syrienkrise: „Regierungen, die mit den unmittelbaren Auswirkungen der Syrienkrise umgehen müssen, stehen unter enormem Druck. Neben den Gesundheitsbedarfen der eigenen Bevölkerung müssen sie sich um die der syrischen Flüchtlinge kümmern. Der Gesundheitssektor braucht deshalb ganz erheblich mehr finanzielle Mittel als bisher, damit das Versorgungsniveau aufrechterhalten werden kann und die nationalen Gesundheitssysteme stark genug sind. Nur dann können sie die gestiegenen Lasten tragen.“

Pflegefachpersonen können wesentlich dazu beitragen, die Tragfähigkeit von Gesundheitssystemen zu verbessern. Sie können einen wichtigen Beitrag leisten, wenn es um die Organisation von Gesundheitsdienstleistungen geht, um Entscheidungsfindung und die Entwicklung geeigneter und wirksamer politischer Strategien. Sie können und sollten einbezogen werden in gesundheitspolitische Überlegungen, vor allem in Bezug auf Personalentwicklung, Dienstleistungssysteme, Finanzierung, Ethik und Einflussfaktoren für Gesundheit. (Originalmeldung  ICN v. 11.09.2015, übersetzt und ergänzt vom DBfK Bundesverband e.V., Berlin)


Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe e.V. (DBfK) vom 14.09.2015
www.dbfk.de