Pflegende brauchen jetzt die volle Unterstützung
Jahrelang haben Pflegende um mehr Wertschätzung und bessere finanzielle Anerkennung gekämpft. Die Corona-Krise zeigt, weshalb ihre Anliegen schon viel früher hätten berücksichtigt werden müssen.Die politisch Verantwortlichen sollten genau zuhören, wie sie professionell Pflegende in der aktuellen Situation unterstützen können. Konkrete Forderungen stellt zum Beispiel der Deutsche Verband für Pflegeberufe (DBfK) auf.
Der DBfK macht in seiner Mitteilung sehr deutlich, wie sehr sich das politische Missmanagement der vergangenen Jahrzehnte in der jetzigen Krise auswirkt. Zwar werde man alles dafür tun, dass die Krise so mild wie möglich verläuft, doch könne man kurzfristig nicht die Lücken füllen, die in den vergangenen Jahren systematisch gerissen wurden. Mit Blick auf die Frage, ob es genügend Intensivbetten gebe, erklärt der Berufsverband sehr deutlich: „Nicht das Equipment ist der Engpass!“. Vielmehr müsse man zusehen, dass Patient*innen in den Intensivbetten auch pflegerisch in angemessener Weise betreut werden könnten.
Gleichzeitig macht der Verband deutlich, dass erst Recht in der Krise die Richtlinien des ICN-Ethikkodexes gelten. Dies bedeute, auch in schweren Zeiten und trotz der gesundheitlichen Risiken, denen Pflegende sich aussetzen müssen, stehe immer das Wohl der Pflegebedürftigen im Vordergrund pflegerischen Handelns. DBfK-Präsidentin Bienstein stellt vor diesem Hintergrund klar: „Pflegende können ihren Beruf nicht im Schutz eines ‚Home office‘ ausüben, sondern müssen an der Front dieser gefährlichen Krise handeln und entscheiden. Es gilt, allen Kolleginnen und Kollegen Danke zu sagen, die jetzt so besonnen, professionell und engagiert im Einsatz sind, und ihnen die bestmögliche Unterstützung in allen Bereichen zu geben.“
Politik muss optimale Bedingungen schaffen
Mit Blick auf die aktuelle Lage stellt der DBfK konkrete Forderungen auf, wie den Pflegekräften geholfen werden kann, um die Krise bestmöglich meistern zu können. Neben einer ausreichenden Versorgung mit Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln sind aus Sicht des Berufsverbands auch kurzfristige Trainingsmaßnahmen von großer Bedeutung, damit sich die Pflegenden optimal vor einer Ansteckung schützen können. Doch auch in Sachen Arbeitsbedingungen sei einiges zu tun: So müsse sichergestellt werden, dass Kinder von Pflegekräften weiterhin zuverlässig betreut werden. Auch sei unabdingbar, dass den Pflegenden weiterhin die ihnen zustehenden Pausenzeiten eingeräumt werden. Weiterhin könnten auch finanzielle Anreize, etwa eine großzügiger Umgang mit Zulagen, motivierend wirken.
Aus Sicht des DBfK ist von grundsätzlicher Bedeutung, dass nach Bewältigung der Krise die nun auf dramatische Weise sichtbar werdenden Fehler und Lücken im System ausgemerzt werden. Aktuell werde deutlich, dass das Gesundheitssystem nicht ausreichend auf die Pandemie vorbereitet war. Aus diesem Grund müsse auch die generelle Ausrichtung des Systems - Stichwort: Ökonomisierung im Gesundheitswesen - grundsätzlich überdacht werden.