Pflegewissenschaft trifft auf Mathematik
Forschungsprojekt FiliP zur Personalplanung in der Pflege gestartet.
Im Krankenhaus die Bedürfnisse von Patienten und Pflegenden gleichermaßen zu berücksichtigen ist nicht einfach. Dieser Herausforderung hat sich das neue Forschungsprojekt Flexible und intelligente Pflegepersonalplanung (FiliP) an der Fachhochschule (FH) Bielefeld angenommen. Innerhalb von drei Jahren wollen die Wissenschaftler in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in der Linie SILQUA-FH geförderten Projekt ein neuartiges Software-Tool entwickeln, das Kliniken bei einer effektiven und ressourcenschonenden Pflegepersonalplanung unterstützt. Das Besondere an diesem Projekt ist die bisher für die FH Bielefeld einzigartige Zusammenarbeit von Pflegewissenschaft und Mathematik durch das Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich (InBVG) des Fachbereichs Wirtschaft und Gesundheit und des Forschungsschwerpunktes Angewandte Mathematische Modellierung und Optimierung (AMMO) des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Mathematik. Geleitet wird es von Prof. Dr. Annette Nauerth von der Lehreinheit Pflege und Gesundheit sowie den beiden Mathematikern Prof. Dr. Hermann-Josef Kruse und Prof. Dr. Bernhard Bachmann. Hintergrund des FiliP-Projektes ist der demografische Wandel und seine Auswirkungen auf die Krankenhäuser in Deutschland. Denn diese sind in doppelter Hinsicht von den gesellschaftlichen Veränderungen betroffen: Einerseits führt die Zunahme älterer und mehrfacherkrankter Patienten zu komplexeren Arbeitsanforderungen. Andererseits ist es aufgrund des sich andeutenden Fachkräftemangels in der Pflege für die Kliniken wichtig, die Gesundheit und Beschäftigungsfähigkeit der alternden Belegschaften zu erhalten. Dabei spielen alternative Arbeitszeitmodelle eine wichtige Rolle. Bisher wurde allerdings kaum untersucht, wie solche Modelle gestaltet sein könnten, damit sie den Bedürfnissen der Pflegenden und denen der Patienten entsprechen. Hier setzt das FiliP-Projekt an. Um die Praxistauglichkeit des Software-Tools sicherzustellen, erfolgt dies in Zusammenarbeit mit drei Kliniken in Ostwestfalen-Lippe. Mit dem Franziskus Hospital Bielefeld und dem Krankenhaus St. Johannisstift Paderborn stehen die ersten Praxispartner fest. Grundlegend ist eine Analyse der Bedarfe seitens der Kliniken, der Bedürfnisse der Pflegenden sowie des Pflegeaufwands der Patienten. Aus den gewonnenen Erkenntnissen werden Mitarbeiter- und Patiententypen modelliert, die in ein mathematisches Modell übertragen werden, mit dem Simulationen möglich sind (Petri-Netz). Eine Klinik kann so beispielsweise eine Umstellung des Schichtsystems simulieren und das Ergebnis zur Entscheidungsfindung nutzen. Das Tool kann kostengünstig verbreitet werden, da es sich dabei um eine Open Source-Lösung handelt.Quelle: Pressemeldung der FH Bielefeld vom 04.12.2015
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