Rassistisch und fremdenfeindlich ist (nicht), was es in der Gesellschaft normal ist
Mit dieser, an eine Auseinandersetzung über ein europäisches Verbot der sogenannten Auschwitzlüge angelehnte Kennzeichnung über Meinungen und Verhaltensweisen, die jenseits von definierten Moral- und Rechtsnormen liegen und doch gedacht und gemacht werden [1], sollen neuere Literaturhinweise zum Diskurs über real existierende Tendenzen und Entwicklungen zu der Frage „Was ist ein Fremder?“ vorgestellt werden. „Ein Fremder ist nur ein Fremder in der Fremde“, so sah es der Münchner Komiker Karl Valentin; und so wird es im Diskurs über Interkulturelles / Globales / Transkulturelles Lernen thematisiert [2]. Die Auswahl der literarischen Äußerungen kann in diesem Rahmen natürlich nur exemplarisch und subjektiv erfolgen. Der eigene Standpunkt fokussiert sich jedoch an der Prämisse, wie sie in der Präambel der von den Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 proklamierten Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte postuliert wird: Die Anerkennung der allen Mitgliedern der menschlichen Familie innewohnenden Würde und ihrer gleichen und unveräußerlichen Rechte bildet die Grundlage der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens in der Welt. Und er orientiert sich an der anthropologischen und humanen Überzeugung: „Der Fremde bin ich selbst!“. Die Literatur wurde überwiegend unter den socialnet Rezensionenbesprochen.
Das Fremde als Selbst
Angesichts der wachsenden und beunruhigenden politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, dass in der sich immer interdependenter, entgrenzender und scheinbar offener entwickelnden (Einen?) Welt die Tendenzen zu Partikularismus, Ethnozentralismus, Traditionalismus [3] und Nationalismen sich verstärken, ist es angebracht, das Spannungsverhältnis zwischen Inklusion und Exklusion, zwischen Integration und Fremdabweisung in den menschlichen Gesellschaften zu analysieren. Der am Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut und als Lehrbeauftragter an der Hamburger Universität tätige Sozialwissenschaftler Yaşir Aydin stellt in seiner Analyse fest, dass „die Weisen, Faktoren und Adressaten von Fremdheitszuschreibungen einem immerwährenden Wandel unterworfen sind, während die grundlegenden Strukturen konstant bleiben“. Diese Erkenntnis fordert heraus, die Auseinandersetzungen mit dem Fremden rational und emotional zu führen und die eigene Identität nicht als Abgrenzung zum Anderen, sondern als Ergänzung und Bereicherung durch das Andere zu formen: „Erst durch das Bild des Fremden kann ein Bild des Selbst erlangt werden“ [4].
Die Gegenwart und Zukunft der Menschheit mit und in sich tragen
Diese Prämisse drückt aus, was sich als Bewusstsein des Menschseins in der Einen Welt postuliert, mit dem Begriff der Universalität belegt wird und der Forderung nach einer globalen Ethik in der sich immer interdependenter, entgrenzender und planetarisch vernetzter Erde zum Ausdruck kommt. Es wird deshalb an der Zeit, das Menschheitsbuch nicht mehr nur mit lateinisch-eurozentrierten Lettern, sondern mit globalen (Uni-) Versalien zu schreiben. In der Kontroverse, die sich zwischen den philosophischen Vertretern einer universalistischen Ethik und denen des Postmodernismus auftut, wird insbesondere von letzteren die Befürchtung geäußert, dass das „souci de soi“, der Anspruch des Menschen auf eine Selbstverwirklichung zu einem guten Leben (Michel Foucault) durch die Verwirklichung des ethischen Universalismus (Karl-Otto Apel) leiden könnte. Es bedarf eines universellen Bewusstseins, das gründet in der Erkenntnis, dass die Menschheit eine gemeinsame Geschichte hat und einer gemeinsamen Zukunft bedarf aus der Überzeugung heraus, dass „der Mensch der entscheidende Faktor des modernen Universalismus ist und ihnen … ein Weltbewusstsein …abverlangt, das als untrennbarer Teil der eigenen Individualität empfunden wird“ (Mahmoud Hussein). Doch der Trägheits- und Egoismuseffekt wirkt lokal und global mächtig. Als wesentliches Gegenargument gegen den Anspruch einer kosmopolitischen Entwicklung lautet z. B., dass die Suche nach einer Moral, die für alle Menschen gilt und von allen auch eingehalten werden muss, weder möglich noch sinnvoll sei, weil ethische Normen sich immer auf kulturelle Traditionen beziehen müssten (was z. B. zur Relativierung der in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 proklamierten Werte und Normen führt). Da ist es begrüßenswert, dass der Bonner Kulturanthropologe Christoph Antweiler dafür plädiert, zu erkennen, dass die Menschen auf der Erde nicht in verschiedenen Welten, sondern verschieden in einer Welt leben. Zwar kann diese Zuordnung leicht als Kulturrelativismus verstanden werden; doch mit dem anthropologisch fundierten, universalistischen, inklusiven Humanismus zeigt der Autor auf, dass es nicht nur die kulturellen Spezifika und Unterschiede sind, die den Blick auf den Anderen richten, sondern vor allem die Ähnlichkeiten und Gleichheiten, die Gemeinsamkeit schaffen können [5]. Die europäische Vereinnahmung der Welt Vom „Doppelgesicht Europas“ wird gesprochen, wenn es um die Nachfrage danach geht, wie die philosophische und anthropologische Gleichung „gut leben“ und „frei leben“ deckungsgleich gemacht werden kann. Wie Gott Janus zwei Gesichter hat und zwischen Gut und Böse schwankt, zeigen sich auch in der europäischen Entwicklung Aufstieg und Verfall, offenes Denken und geschlossene Absperrungen, imperialistische, koloniale, rassistische und internationale, ethische Entwicklungen, Grenzen und Entgrenzungen, Erfolge und Enttäuschungen [6]. Die Deutung von Welt als Existenz- und Lebensraum der Menschen lässt sich zum einen als ein deskriptiver Akt des historischen Gewordenseins der Menschheit verstehen, zum anderen als Reflexion von Entwicklungen, die sich (auch) auf eine Nachschau beziehen, wie die Gemeinschaften, Nationen, Staaten und Kulturen sich gebildet und dies in ihren jeweiligen, spezifischen Kommunikationsformen ausgedrückt haben. Letzterer Betrachtungsweise liegen die Ausführungen zugrunde, die der Soziologe von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Arno Bammé, in einem gewichtigen Buch vorlegt. Sein epistemologisches Nachdenken über den „Homo occidentalis“ gründet der Autor auf vier Aspekte, die im „Mainstream“ der soziologischen Instrumentarien nicht grundsätzlich Anwendung finden: „Wissenschaft… ist nicht erklärbar ohne Bezug zu jenen metaphysischen Grundlagen, auf denen sie aufruht“. „Das Spezifikum abendländischer Wissenschaft lässt sich nur dann adäquat erfassen, wenn sie auf die Gesellschaft, die dieser Metaphysik zugrunde liegt, rückbezogen wird“. „Gesellschaft wiederum ist nicht allein aus ihrer ‚objektiven‘ Struktur heraus erklärbar, sondern nur unter Einbeziehung ihres Substrats, der Menschen, die sie konstituieren, und der Bilder, die sie sich von ihr machen“. „Die Verkehrsformen und Deutungsmuster einer Gesellschaft…sind nicht verständlich, wenn sie nicht in Beziehung gesetzt werden zu ihren historischen Vorläufern, denen sie … entstammen, und auf jene zukünftigen Möglichkeiten, die sich ihnen eröffnen“. Es sind die metaphysischen Wurzeln und Weltbilder aus der griechisch-römischen Geschichte, die den „europäischen Menschen“ geprägt haben. Es sind weiter die Strukturprinzipien eines durch Technik und Industrialisierung gebildeten Menschen; auch die Konstitutionsprinzipien, die den gesellschaftlichen Entwicklungen zugrunde liegen; und schließlich „das historische Gewordensein des Gegenwärtigen“, dessen Grundlagen in der Vergangenheit liegen und auf die Zukunft gerichtet sind. Der Standpunkt des Heute erfordert, dass in der sich immer interdependenter, entgrenzender, regionalisierender und globalisierender entwickelnden (Einen?) Welt Gesellschaften sich nicht mehr in erster Linie über produktionstheoretische oder gar nationale Identifikationen bilden und auf deren Grundsätzen beruhen, sondern überwiegend von kommunikationstheoretischen Prozessen bestimmt sind. Der Autor richtet dabei sein Augenmerk insbesondere auf die „Synthese von Technik und Naturwissenschaft“, die die vorfindbare (europäische) Entwicklungsdynamik charakterisiert. Mit dem Begriff „Okzident“ belegt der Autor die in vorchristlicher Zeit im griechischen Mittelmeerraum grundgelegte „geldinduzierte( ) Ökonomie“, die Produktion und Markt in eine Symbiose brachte und subsistenzwirtschaftliche Formen ablöste. [7]
Ökonomisches Wachstum über alles?
Als vor 42 Jahren sieben junge Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in ihren zentralen Computer die vorhandenen Informationen über die Entwicklung der Welt – zur Bevölkerungsentwicklung, den Rohstoffreserven, zur Nahrungsmittel- und Industrieproduktion, Umweltverschmutzung – eingaben und die wahrscheinlichen Tendenzen bis zum Jahr 2100 hochrechneten, da wackelte zum ersten Mal in der neueren Menschheitsgeschichte das auf scheinbar festen Fundamenten gebaute (Glaubens-)Gebäude vom unbegrenzten ökonomischen Wachstum. Die als selbstverständlich hingenommenen und liebgewonnenen Einstellungen, dass die Menschheit sich immer schneller, immer höher, immer weiter und mit immer mehr Gütern entwickeln würde, wurden mit dem MIT-Bericht an den Club of Rome 1972 in Frage gestellt: Die Grenzen des Wachstums seien erreicht! Ein Erschrecken ging um die Welt! Sollte sich der homo sapiens wieder zurück entwickeln und auf die Bäume zurückkehren? Die Horrorszenarien beherrschen seitdem den Diskurs um die Entwicklung der Menschheit genau so wie die Visionen, dass es gelingen könne, den homo oeconomicus hin zum homo mundanus (Wolfgang Welsch) und zum homo empathicus (Jeremy Rifkin) weiter zu entwickeln. Vor 27 Jahren wurden im Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung die Empfehlungen zum Perspektivenwechsel, weg vom „business as usual“ und „throuput growth“ und hin zur „sustainable development“, einer umweltverträglichen und tragfähigen Entwicklung, eindringlich bekräftigt und die gemeinsame Zukunft der Menschheit beschworen; und vor 19 Jahren hat die Weltkommission „Kultur und Entwicklung“ mit dem Appell – „Die Menschheit steht vor der Herausforderung umzudenken, sich umzuorientieren und gesellschaftlich umzuorganisieren, kurz: neue Lebensformen zu finden“ – darauf hingewiesen, dass die „kreative Vielfalt“ der Menschheit diesen grundlegenden Perspektivenwechsel auch vollziehen könne. In zahlreichen weiteren Diagnosen, Prognosen und Modellrechnungen wurde bestätigt, dass der homo oeconomicus in der Gegenwart und Zukunft nicht mehr so weiter leben könne wie bisher. Im November 2009 wird die US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin Elinor Ostrom mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Sie zeigt auf, dass „mehr wird, wenn wir teilen“ und verweist darauf, dass die Welt Gemeingut ist und Raffgier und Kapitalanhäufung unmenschlich sind [8]. Die sich daraus entwickelnde „Commons“ – Bewegung nimmt mit dem Slogan „Teilen ist Mehr wert“ den Paradigmenwechsel auf und plädiert für die Wiederentdeckung der lokalen und globalen Gemeingüter und fordert heraus, dem „Immer-weiter-so“ einen Wandlungs- und Veränderungsprozess entgegen zu setzen [9]. Der Chemiker, Molekularbiologe und Wissenschaftsautor Reiner Klingholz, Leiter des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, hat sich schon mehrfach zu Wort gemeldet und in Analysen und Prognosen den unbefriedigenden Zustand der Weltentwicklung beklagt. Er spricht von der Versklavung des ökonomischen Denkens und Handelns und kritisiert die verqueren und inhumanen Entwicklungen, die kapitalistisches, neoliberales und kapitalmarktabhängiges Gewordensein lokal und global bewirkt haben und weiterhin attraktiv machen [10].
Sind rationale Letztbegründungen möglich?
Immer dann, wenn es um grundlegende Fragen des Menschseins und um das euzôia, das gute Leben (Aristoteles) geht, werden Paradigmen formuliert, die als Gebote / Verbote gesetzt, als nichtkritisierbare und unumstößliche Gesetzlichkeiten und Selbstverständlichkeiten postuliert, oder als religiöse und naturrechtliche Voraussetzungen betrachtet werden. Am aller wenigsten freilich sind Einstellungen zu Normen und Verhaltensweisen zu akzeptieren, die den alltäglichen, vielfach nicht reflektierten Vorstellungen unterliegen: „Das haben wir schon immer so gemacht!“. Zum 50. Jahrestag der von den Vereinten Nationen erlassenen Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (10. Dezember 1948) hat der damalige Generalsekretär der UNESCO, Federico Mayor dazu aufgerufen, dass die Menschheit endlich von einer „Kultur des Krieges“ zu einer „Kultur des Friedens“ kommen müsse. Weil der Anspruch auf Allgemeingültigkeit der Menschenrechte aber immer wieder in Frage gestellt und durch spezifische Deklarationen, wie z. B. die von den Mitgliedsstaaten der Organisation der Islamischen Konferenz 1990 ratifizierte „Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam“, oder die bereits 1981 von den Staats- und Regierungschefs der Organisation der Afrikanischen Einheit (OAU) beschlossene „Afrikanische Charta der Menschenrechte und der Rechte der Völker“, relativiert wird, ist es verdienstvoll, der Frage nach der Entstehung der Menschenrechte nicht nur historisch, sondern genealogisch nachzugehen. Der Soziologe und Sozialphilosoph Hans Joas schreibt eine „affirmative Genealogie des Universalismus der Werte“, indem er erst einmal feststellt: „Ich glaube nicht an die Möglichkeit einer rein rationalen Begründung letzter Werte“. Dabei freilich will er nicht an den Grundfesten und Denkgebäuden rütteln, wie sie in der Philosophie über die Jahrtausende hin gedacht und postuliert wurden; vielmehr geht es ihm darum, auf die Trennbarkeit von Genesis und Geltung im Argumentationsprozess um die Begründbarkeit von Menschenrechten zu verweisen: Es „kann nämlich die Geschichte der Entstehung und Ausbreitung von Werten selbst so angelegt werden, dass sich in ihr Erzählung und Begründung in spezifischer Weise verschränken“. Dabei weist er die seiner Meinung nach unfruchtbare Debatte zurück, ob „die Menschenrechte eher auf religiöse oder auf säkular-humanistische Ursprünge zurückzuführen sind„; vielmehr stellt der Autor fest, dass es eine fundamentale Alternative zu den genannten Positionen gibt: „Sakralität, Heiligkeit…, den Glauben an die Menschenrechte und die universale Menschenwürde als das Ergebnis eines spezifischen Sakralisierungsprozesses aufzufassen…, in dem jedes einzelne menschliche Wesen mehr und mehr und in immer stärker motivierender und sensibilisierender Weise als heilig angesehen und dieses Verständnis im Recht institutionalisiert“ wird. Das mögliche Missverständnis, dass Sakralität vornehmlich als religiös aufgefasst werden könne, räumt er dadurch beiseite, indem er darauf verweist, dass „subjektive Evidenz und affektive Intensität“ die Grundpfeiler eines so verstandenen sakralen Denkens und Handelns darstellen und die „Sakralisierung der Person“ zum Ziel hat [11].
Kolonialismus gestern und heute
Über Kolonialismus, Imperialismus und Rassismus in den vielfältigen Formen gibt es mittlerweile eine Reihe von Studien, denen das Bemühen zugesprochen werden kann, eine objektive und historisch korrekte Darstellung dieser „Zeit der Qualen, Ausbeutung und Eurozentrismen“ zu leisten und die deutsche „Kolonialforschung“ kritisch zu beleuchten. Es war der „wissenschaftliche Rassismus“, der die rassistischen und kulturellen Höherwertigkeitsvorstellungen der „Weißen“ legitimierte. Exemplarisch dafür können die Arbeiten genannt werden, wie sie von der Kolonialwissenschaftlichen Abteilung des Reichsforschungsrates und der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Leipzig mit den interdisziplinären Arbeitsgruppen „Koloniale Völkerkunde“, „Koloniale Sprachforschung“ und „Koloniale Rassenforschung“ als „Gemeinschaftsarbeit“ legitimiert wurden (vgl. dazu: Beiträge zur Kolonialforschung, Berichte über die Arbeitstagung im Januar 1943 in Leipzig, Tagungsband I, 240 S.). Die notwendige, historische und existentielle Herausforderung danach, wie wir wurden, was wir sind, muss mit der Spurensuche hier bei uns, in unserem Alltag und in unserem bewussten und unbewussten Denken beginnen. Die Spurensuche nach kolonialen Zeugnissen, Quellen und existenten Fundsachen aus der deutschen Kolonialzeit und -geschichte lässt sich als Fingerzeig verstehen und als Aufforderung lesen, sich in Wissenschaft und Gesellschaft intensiver mit den Folgen, Wirkungen und andauernden Auswirkungen des deutschen und europäischen Kolonialismus auseinander zu setzen [12].
„Wie wir wurden, was wir sind“
Kenntnis und Standortbestimmung des individuellen Soseins und des gesellschaftlichen Bewusstseins haben in der menschlichen Existenz eine unverzichtbare, stabilisierende und identitätsstiftende Bedeutung. Es sind die geschichtlichen und kulturellen Aspekte, die für eine Selbstvergewisserung sorgen und der Kant‘schen Maxime sapere aude – Wage zu wissen – gerecht werden können. Es ist das „Wissen zu wissen“, das Bildung schafft. In den Zeiten, in denen, wie es scheint, das Buchzeitalter bzw. die „Gutenberg-Galaxis“ (Marshall McLuhan) zu Ende geht, aber auch, in denen scheinbar bisherige Gewissheiten und Grenzen aufgelöst werden, ist es um so wichtiger, kulturelle Identitäten auf Stabilität und Konsequenz für die gegenwärtige und zukünftige Entwicklung der Menschheit zu überprüfen und „den Blick zurück als ein Atemholen vor der Schwelle in ein neues Zeitalter bestimmen, in dem das Vergangene nicht nur in seiner Bedeutung an sich und für die Konstituierung der Gegenwart, sondern auch nach seiner wie auch immer notwendigen Funktion für die Zukunft befragt wird“. Diesen Anspruch stellen sich die beiden Autoren: Joachim Bark, Literaturwissenschaftler an der Universität Stuttgart, und Hans-Christoph Graf v. Nayhaus, Didaktiker an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Sie wenden sich einer Epoche zu, die – vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts – in Europa das Denken und Handeln der Menschen in besonderer Weise prägte. Die mit der Aufklärung beginnenden, sich mit der industriell-technologischen Entwicklung fortsetzenden und bis heute wirkenden Wandlungsprozesse haben die historisch-politischen, kulturellen, sozialen, staatlichen, ökonomischen und individuellen Verhältnisse der Menschen in Europa verändert. In welcher Weise, bei welchen historischen Ereignissen und individuellen und gesellschaftlichen Zusammenhängen sich dies vollzog, kann anhand von Geschichtsanalysen, interdisziplinären Bestandsaufnahmen und Profilbildungen erfolgen und als Ansporn für die Gegenwartsauseinandersetzung dienen: „Sie sollen den Schwund ästhetischer und begrifflicher Sicherheiten verlangsamen, zu neuen Differenzierungen veranlassen und das Vergnügen des Denkens beim Lesen zurückgewinnen“ [13].
Entwicklungstheorien
Im (westlichen) sozialwissenschaftlichen Diskurs hat vor allem der US-amerikanische Soziologe Immanuel Wallerstein den soziologischen und politischen Diskurs um die Frage nach den (nationalen und internationalen) Entwicklungstheorien bestimmt und darauf aufmerksam gemacht, dass „im Zusammenhang mit den Macht-Asymmetrien zwischen Metropolen und Peripherien ( ) daraus ein permanenter Reichtumstransfer von den letzteren in die ersteren (folgt)“. Auch wenn in den 1980er Jahren im deutschen entwicklungstheoretischen Diskurs formuliert wurde, dass die großen Entwicklungstheorien tot seien und die Menschheit an der Schwelle zur „Weltgesellschaft“ stehe, gibt es in der Soziologie weiterhin die Auffassung vom „methodischen Nationalismus“. Gerhard Hauck, Professor für Soziologie im Ruhestand und Mitarbeiter der vierteljährlich vom Verlag Westfälisches Dampfboot herausgegebenen Zeitschrift „Peripherie“ (Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt) bezieht in elf Essays Positionen: „Es gilt, den ‚methodischen Nationalismus‘, den Essentialismus, für den Staaten, Nationen, Kulturen, Gesellschaften jeweils wesensmäßig von einander geschiedene Größen darstellen, die ihre Dynamik alleine aus sich selbst beziehen, zu überwinden“; denn „sie alle sind hybride, in sich widersprüchliche Gebilde mit durchlässigen Grenzen, sind Außeneinflüssen und historischem Wandel unterworfen“. Um nämlich die Macht und Vorherrschaft des kapitalistischen Weltsystems verstehen zu können, bedürfe es des historischen Blicks und der Erkenntnis, dass „für das gegenwärtige, das kapitalistische Weltsystem entscheidend ist die koloniale Differenz, durch die seit Beginn der Kolonialexpansion ein Machtungleichgewicht zwischen Metropolen und Peripherien festgeschrieben ist“. Die Postkolonialismus-Aspekte sind jedoch nur ein Anliegen des Autors; insgesamt geht es um „Ideologiekritik“; angesichts der vielfältigen, seit Jahrzehnten, spätestens den Berichten an den Club of Rome und den dramatischen Appellen, wie sie u. a. die Weltkommission für Kultur und Entwicklung 1995 formuliert hat – „Die Menschheit steht vor der Herausforderung umzudenken, sich umzuorientieren und gesellschaftlich umzuorganisieren, kurz: neue Lebensformen zu finden“ – in die Welt gebrachten Aufforderungen zum Perspektivenwechsel, eine wichtige, wissenschaftliche Aufgabe [14].
Die Summe aller Menschen ergibt die Welt
Die Schwierigkeit, Menschheit als Ganzes und Gemeinsames zu begreifen, wird in zahlreichen, statistischen, romanhaften und futuristischen Versuchen thematisiert. Wie soll man, als Individuum, das auf irgend einem Teil des Planeten Erde gut oder schlecht lebt, als Wohlhabender oder Habenichts, zufrieden oder unzufrieden ist, prasst oder hungert, fremd- oder selbstbestimmt, verstehen und begreifen, dass die EINE WELT das gemeinsame Haus der Menschheit ist, die Menschen auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen sind und Formen finden müssen, die allen Menschen ein humanes, gerechtes und lebenswertes Leben ermöglichen? Die Erfahrungen zeigen, dass es nicht einfach ist, Weltprobleme bis an den Gartenzaun der eigenen Befindlichkeiten wahr zu nehmen; es sei denn, die Auswirkungen stellen sich direkt und unmittelbar ein. Es ist also ein Übersetzungsproblem, globale Entwicklungen lokal erkennbar, sichtbar und fühlbar zu machen. Die US-amerikanische Dozentin für Umweltsysteme und globale Ethik, Donella Meadows, hat 1992 den Versuch unternommen, die Lebensbedingungen der Menschen in der Welt auf ein „globales Dorf“ mit 1001 Einwohnern zu übertragen (vgl. dazu: Donella Meadows, Wenn die Welt ein Dorf wäre?, Bombus-Verlag, 2. Aufl., München 2003). Die beiden Wirtschafts- und Sozialhistoriker am Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und –geschichte der Universität Innsbruck, Josef Nussbaumer und Andreas Exenberger und der im Europäischen Parlament tätige Betriebswirt und Grafiker, Stefan Neunerrs, unternehmen den Versuch, anhand von drei globalen Entwicklungen und Krisensituationen, der Wirtschafts- und Finanz-, Energie- und Klimakrise, die Welt als „kleines Dorf“ herunter zu rechnen und so anschaulich zu machen [15].
Kapitalismus als Religion – Religion als Markt?
Hat das Streben nach kapitalistischem Wohlstand, nach einem materialistischem Immer-Mehr-Verlangen etwas mit Spiritualität, mit der Suche nach und dem Aufgehobensein im Religiösen und Weltanschaulichen zu tun? Die Frage, „An wen glauben wir eigentlich oder hängen unser Herz?“, wird in allen Gesellschaften und Kulturen gestellt. Die Evangelischen Hochschulperspektiven, ein Forschungsverbund der Evangelischen Hochschulen Darmstadt, Freiburg/Br., Ludwigsburg und Nürnberg, bringen seit 2005 jeweils einen Jahresband heraus, in dem sie sich „über die Grenzen der eigenen Disziplin hinaus … verständigen und Antworten auf drängende Fragen … finden (müssen), in unserer Zeit der Finanz-, Banken- und Schuldenkrise in der nachhaltiges Handeln nicht nur in Politik gefordert ist, sondern auch Gegenstand von Lehre und Forschung an unseren Hochschulen sein muss“. Richard Edtbauer und Alexa Köhler-Offierski geben den achten Jahresband mit dem umschreibenden Titel „Welt – Geld – Gott“ heraus. Die Beiträge bieten einen Einblick in den (religions-)wissenschaftlichen Diskurs zu ethischen, theologischen, ökonomischen, religions-pädagogischen, sozialen und gesundheitswissenschaftlichen Grundaussagen und Fragestellungen darüber, wie wir Hier und Heute die lokalen und globalen gesellschaftlichen Entwicklungen bewerten und nachhaltig mitgestalten können [16].
Tabubrüche und andere Zeigefinger
Die Bemühungen um eine historische, politische und intellektuelle Dekolonisation, als Aufdeckung von Rassismen, Höherwertigkeitsvorstellungen, Stereotypen- und Vorurteilsbildungen im Zusammenhang mit dem individuellen und kulturellen Blick auf den Anderen, den Fremden und den fremden, ungewohnten Daseinsformen, müssen, das zeigen alle „Weißseinsforschungen“ (Maureen Maisha Eggers, u.a.), bei der Nachschau über das individuelle und kollektive Denken und Handeln beginnen.Der (em.) Professor für Geographie und Didaktik der Sozialwissenschaften an der Universität Hannover, Wulf Schmidt-Wulffen, sammelt seit mehr als 30 Jahren Kinderbücher und Materialien, die mit den „Zehn kleinen Negerlein“ zu tun haben. Neben Spielen, Dias, Filmen, Plakaten, Postkarten u.a., hat er mehr als 150 Ausgaben der „Zehn kleinen Negerlein“ aus mehreren Ländern zusammen getragen. Seine Forschungsergebnisse legt er in einer interessanten Analyse vor, in der rassistisches Denken und Höherwertigkeitsvorstellungen zu Tage treten. In der Forschungsarbeit wird deutlich, dass eine Auseinandersetzung mit der verharmlosenden und tabuisierten Geschichte der „Zehn kleinen Negerlein“ notwendig und eine kritische Nachschau darüber wichtig ist, welche Spuren rassistischen Denkens sich auch heute noch in unserer Gesellschaft vorfinden lassen [17].
Die Spannung zwischen Wohlstand und Plünderung
Während die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung 1987 mit dem Brundtland-Bericht die Weisung hin einem globalen Perspektivenwechsel mit der Herausforderung hin zu einer ökologisch tragfähigen und nachhaltigen Entwicklung erteilte, die Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro mit der Agenda 21 die „globale Partnerschaft“ ausrief, stellt sich die Weltsituation weiterhin defizitär dar. Das New Yorker Worldwatch Institute titelt 2011 den Bericht zur Lage der Welt als „Hunger im Überfluss“ und stellt fest, dass es heute in der Welt soviel hungernde Menschen wie nie zuvor gibt [18]. Der Ökonom von der Universität in Oxford, Paul Collier, hat sich bereits mehrfach zur Situation über Armut, Umwelt und Krisen in der Welt zu Wort gemeldet („Die unterste Milliarde“, 2008, und „Gefährliche Wahl“, 2009). Mit dem Buch „Der hungrige Planet“ bezieht er eine ethische Position zu der Frage, wie es gelingen kann, dass wir Menschen, lokal und global, die ökonomischen und ökologischen Interessen in Einklang bringen können: „Denn nur, wenn wir die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen regulieren und uns technischen Innovationen nicht verschließen, werden die Länder der untersten Milliarde der Armut entkommen und auch in den Industrieländern Wohlstand und Umwelt für kommende Generationen bewahrt“ [19].
Fremd ist nicht einfach nur das Andere,
sondern das Andere, das als störend empfunden wird; diese Erfahrung bestimmt die Auseinandersetzung um Konflikt und Begegnung von Menschen, um Ablehnung und Zustimmung, wenn Menschen aufeinander treffen, die sich fremd sind in Aussehen, Auffassung und Herkunft. Die Frage nach Zusammen- oder Auseinanderleben, nach Freundschaft oder Feindschaft bestimmen seit jeher den Diskurs, wie Menschen in Gemeinschaften zusammen leben: Homogen oder heterogen; weil Menschen immer vielfältige Lebewesen sind in ihrer Einheit der Menschlichkeit. Migration, sowohl als historische Wanderungsbewegungen, wie vor allem als aktuelle Erscheinungen in der globalisierten Welt, trägt dazu bei, dass ethnozentriertes Denken und Handeln der Menschen abgelöst wird durch ein inter- und transkulturelles Bewusstsein. Das entsteht freilich nicht automatisch oder ist von vorn herein vorhanden, sondern muss sich individuell und lokal- und globalgesellschaftlich entwickeln. Die Bereitschaft zur Integration, als gegenseitiger Prozess, muss gelernt und durch Aufklärung und Information vermittelt werden, auf allen Bildungsebenen! Im europäischen Kontext stellt der Erwerb einer europäischen Identität eine der größten Herausforderungen dar. Im wissenschaftlichen Bereich kommt der Migrations- und Integrationsforschung eine besondere Bedeutung zu. Deshalb hat das Institut für Volkskunde der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität im Studiengang „Europäische Ethnologie“ vier Studientagungen durchgeführt, um den Themenkomplex „Fremdheit und Migration“ zu reflektieren. Die Ergebnisse der Tagungen werden im Sammelband vorgelegt, der von Max Matter, ehem. Geschäftsführender Direktor des Instituts und Anna Caroline Cöster, wissenschaftliche Mitarbeiterin, herausgegeben wird. Die dokumentierten Veranstaltungen bestechen dadurch, dass Freiburger Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler und Gastreferentinnen und –referenten aus dem Ausland den Bogen spannen, der die Thematik kennzeichnet. Es sind Beiträge, die den durchaus lebhaften Diskurs, in dem sich mehr und mehr Migrationsbeteiligte einbringen und so die notwendige Auseinandersetzung beleben [20].
Gegen den Tunnelblick
Ist der Mensch in der Lage, sich vor Katastrophen zu schützen? Auf diese Frage haben Analysten, Futuristen und Fatalisten immer wieder unterschiedliche Antworten gegeben. Sie reichen von der Auffassung, dass der Mensch, weil er sich die Erde untertan machen kann und all das, was um ihn ist, was er gebraucht und Haben will, auch besitzen kann [21], bis hin zu Menschheits- und Weltuntergangsszenarien, die auf wissenschaftlichen Grundlagen beruhen. Damit soll ausgedrückt werden, dass wir uns hier weder mit esoterischen, chaotischen oder fundamentalistischen Weissagen beschäftigen, sondern mit seriösen Überlegungen, die auf anthropologischen, psychologischen, soziologischen, politischen und philosophischen Denkvorgängen beruhen. Wie sich Menschen dabei verhalten, ob verstandesbewusst, aggressiv oder schicksalhaft ergeben, zeigt ein Blick in die Geschichte der Menschheit. Dabei gehen nicht selten die Alternativen Kämpfen oder Beten eine Allianz ein bei Begründungen, wie kriegerische Auseinandersetzungen begründet und geführt [22] und wie „Gerechte“ und „Heilige Kriege“ in der Geschichte und Gegenwart begründet werden [23]. Die Berliner Journalisten, der politische Chefkorrespondent der Nachrichtenagentur Reuters, Andreas Rinke, und der Wissenschaftskorrespondent Christian Schwägerl gehen der Frage nach, ob und unter welchen Bedingungen und Entwicklungen es denkbare Kriege in der nahen Zukunft der Menschheit geben könne. Es werden, so die Autoren, nicht mehr territoriale Kriege sein, um nationale Grenzen zu verschieben, auch nicht ein „Kampf der Kulturen“, sondern Konflikte, die sich um Klimawandel, Verteilungsgerechtigkeit, Wasser, Migration… drehen. Die Autoren stellen dabei drei Fragen, die sich am Hier, Jetzt und Heute orientieren: „Gibt es mögliche Ursachen für Konflikte, an die heute noch keiner denkt? – Zeichnen sich globale Verschiebungen ab, die so langsam verlaufen, dass sie nicht wahrgenommen werden, die aber gerade deshalb gefährlich sind? – Drohen aus heiterem Himmel sogar Kriege, weil die Regierungen und ihre Apparate sich auf das Falsche konzentrieren oder mit den Krisen der Gegenwart schlicht überfordert sind?“ [24]
Aus der selbstverschuldeten Ignoranz ausbrechen
Die Menschheit muss in ihrer Existenzbewältigung einen Perspektivenwechsel vollziehen, will sie überleben. Dass die Einsichten in ein Umdenken trotz der zahlreichen Warnungen, Prognosen und Analysen scheinbar bei den Menschen so wenig wirksam werden, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden und die lokalen und globalen Katastrophen auf allen Gebieten des menschlichen Lebens zunehmen, lässt nicht wenige hilflos und resignativ zurück. Es gibt verschiedene Zugänge zu einem „Dennoch!“ und zur Überzeugung, dass eine andere, bessere, gerechtere und friedlichere (Eine?) Welt möglich ist. Das Bewusstsein, dass der Mensch „grundlegend nicht ein weltfremdes, sondern ein welthaftes Wesen“ [25] und alles Lebende auf der Erde ökologisch ist [26], greift immerhin immer deutlicher (und unaufhaltsamer) um sich. Mit der Metapher „Tanz des Lebens“ drückt die 1929 geborene US-amerikanische Systemwissenschaftlerin und Buddhismus lehrende Joanna Macy mit der Theorie der „Tiefen Ökologie“ aus, dass die Erde ein lebendes, ganzheitliches System ist, in dem alle Dinge miteinander verbunden und voneinander abhängig sind. Ob die Welt als Schlachtfeld, als Falle oder als Geliebte und Teil meiner selbst betrachtet wird, bestimmt das Weltbild. Mit dem Zuspruch „Sei du selbst!“ beeinflussen ihre Ideen und Aktivitäten beeinflussen Bewegungen für Frieden, soziale Gerechtigkeit und Schutz der Umwelt. „Die Krise(n), die unseren Planeten bedrohen, sind von Menschen gemacht, sie entspringen einem untauglichen, krankhaften Verständnis vom Selbst“. Die Wirkungen und Faszinationen, die Joanna Macy auf ihre Umgebung und die Mitmenschen ausübt, lassen sich in einer kleinen Geschichte zeigen: Bei einer Konferenz über Umweltfragen stellte der Konferenzleiter sie vor mit den Worten: „Dies ist Joanna Macy. Sie hat sehr viele Freunde. Die meisten von ihnen sind noch gar nicht geboren“. Es sind fünf Geschichten, die deutlich machen sollen, dass wir „uns diese Suppe selbst eingebrockt“ haben, nämlich einen Zustand der Welt und Menschheit, der viel Leid, Zerstörung, Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit für die Menschen und die Umwelt bringt. Dabei nicht zu resignieren oder zu fatalisieren, sondern den „großen Wandel“ (Great Turning) zu beginnen, bei sich selbst, in der eigenen Umgebung und Gesellschaft, um tatsächlich ein neues Weltbewusstsein zu erreichen, drückt Joanna Macy mit drei Bewusstseinszuständen aus: Ein Handeln, das die Zerstörung der Erde und ihrer Lebewesen aufhält - Analysieren der strukturellen Ursachen und Schaffung von Alternativen - Bewusstseinswandel herbeiführen [27]. Autor
Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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Fussnoten
[1] Doran Rabinovici, Brauchen wir ein europäisches Verbot der sogenannten Auschwitzlüge? In: Künstlermagazin, 18/1997, S. 83ff
[2] Jos Schnurer, Für Eine Welt – in Einer Welt. Überlebensfragen bei der Weiterentwicklung von Bildungs- und Erziehungsaufgaben der Schule, Verlag Dialogische Erziehung / Paulo Freire Verlag, Oldenburg 2003, 267 S.
[3] Hermann Mückler / Gerald Faschingeder, Hg., Tradition und Traditionalismus. Zur Instrumentalisierung eines Identitätskonzepts, 2012, zur Rezension
[4] Yaşir Aydin, Topoi des Fremden. Zur Analyse und Kritik einer sozialen Konstruktion, 2009, zur Rezension; sowie: Sylke Bartmann / Oliver Immel, Hrsg., Das Vertraute und das Fremde. Differenzerfahrung und Fremdverstehen im Interkulturalitätsdiskurs, 2010, zur Rezension
[5] Christoph Antweiler, Mensch und Weltkultur. Für einen realistischen Kosmopolitismus im Zeitalter der Globalisierung, 2010, zur Rezension; sowie: Oliver Kozlarek, Moderne als Weltbewusstsein. Ideen für eine humanistische Sozialtheorie in der globalen Moderne, 2011, zur Rezension
[6] Michael Gehler, Europa. Ideen - Institutionen – Vereinigung, 2010, zur Rezension
[7] Arno Bammé, Homo occidentalis. Von der Anschauung zur Bemächtigung der Welt ; Zäsuren abendländischer Epistemologie, 2011, zur Rezension
[8] Elinor Ostrom, Was mehr wird, wenn wir teilen. Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingüter, 2011, zur Rezension
[9] Heinrich-Böll-Stiftung / Silke Helfrich, Hrsg., Wem gehört die Welt? Zur Wiederentdeckung der Gemeingüter, München 2009, zur Rezension
[10] Reiner Klingholz: Sklaven des Wachstums - die Geschichte einer Befreiung, 2014, zur Rezension
[11] Hans Joas, Die Sakralität der Person. Eine neue Genealogie der Menschenrechte, 2011, zur Rezension
[12] Ulrich van der Heyden / Joachim Zeller, Hrsg., Kolonialismus hierzulande. Eine Spurensuche in Deutschland, zur Rezension; vgl. auch: Susanne Kuß, Deutsches Militär auf kolonialen Kriegsschauplätzen. Eskalation von Gewalt zu Beginn des 20. Jahrhunderts,2010, zur Rezension; sowie: Helmut Danner, Das Ende der Arroganz. Afrika und der Westen – ihre Unterschiede verstehen. Ein interkultureller Essay, 2012, zur Rezension
[13] Joachim Bark / Hans-Christoph Graf von Nayhauss, Profile deutscher Kulturepochen, 2011, zur Rezension
[14] Gerhard Hauck, Globale Vergesellschaftung und koloniale Differenz, 2012, zur Rezension
[15] Josef Nußbaumer / Andreas Exenberger, Hrsg., Unser kleines Dorf. Eine Welt mit 100 Menschen, 2010, zur Rezension
[16] Richard Edtbauer / Alexa Köhler-Offierski, Hrsg., Welt- Geld – Gott, 2012, zur Rezension
[17] Wulf Schmidt-Wulffen, Die "Zehn kleinen Negerlein". Zur Geschichte der Rassendiskriminierung im Kinderbuch, 2010, zur Rezension; vgl. auch: Joachim Zeller,Weiße Blicke - Schwarze Körper. Afrika im Spiegel westlicher Alltagskultur, zur Rezension; sowie: Susan Arndt, Die 101 wichtigsten Fragen – Rassismus, 2012, zur Rezension
[18] Worldwatch Institute, Hrsg., Zur Lage der Welt 2011, zur Rezension
[19] Paul Collier, Der hungrige Planet. Wie können wir Wohlstand mehren, ohne die Erde auszuplündern, 2011, zur Rezension
[20] Max Matter / Anna Caroline Cöster, Hrsg., Fremdheit und Migration. Kulturwissenschaftliche Perspektiven für Europa, 2011, zur Rezension; vgl. auch: Mehmet Gürcan Daimagüler, Kein schönes Land in dieser Zeit. Das Märchen von der gescheiterten Integration, 2011, zur Rezension; sowie: Doug Saunders, Mythos Überfremdung. Eine Abrechnung, 2012, zur Rezension
[21] Harald Weinrich, Über das Haben. 33 Ansichten, 2012, zur Rezension
[22] Kurt Gritsch, Inszenierung eines gerechten Krieges? Intellektuelle, Medien und der „Kosovo-Krieg“ 1999, 2010, zur Rezension
[23] Guido Knopp / Stefan Brauburger / Peter Arens, Der Heilige Krieg. Mohammed, die Kreuzritter und der 11. September, 2011, zur Rezension; sowie: Kai Hafez, Heiliger Krieg und Demokratie. Radikalität und politischer Wandel im islamisch-westlichen Vergleich, 2009, zur Rezension
[24] Andreas Rinke / Christian Schwägerl, 11 drohende Kriege. Künftige Konflikte um Technologien, Rohstoffe, Territorien und Nahrung, 2012, zur Rezension
[25] Wolfgang Welsch, Homo mundanus. Jenseits der anthropischen Denkform der Moderne, 2012, zur Rezension
[26] Joachim Radkau, Die Ära der Ökologie. Eine Weltgeschichte, 2011, zur Rezension
[27] Joanna Macy / Norbert Gabler, Fünf Geschichten, die die Welt verändern. Einladung zu einer neuen Sicht der Welt, 2013, zur Rezension