Religionsmonitor zeigt gespaltenes Bild
Die Ergebnisse einer Nacherhebung zum Religionsmonitor 2017 der Bertelsmann-Stiftung weisen auf erhebliche Unterschiede bei der Wahrnehmung unterschiedlicher Religionen hin. Zwar ist eine große Mehrheit tolerant gegenüber allen Religionen, doch der Islam wird von vielen Menschen skeptisch gesehen.
Die Nacherhebung, für die das "infas"-Institut für angewandte Sozialwissenschaft aus Bonn ca. 1000 repräsentativ ausgewählte Personen befragt hat, trägt den Titel "Weltanschauliche Vielfalt und Demokratie. Wie sich religiöse Pluralität auf die politische Kultur auswirkt“. Die Ergebnisse zeigen auf der einen Seite eine breite Zustimmung aller Befragten zur demokratischen Werteordnung, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit. Auch ist eine prinzipielle Toleranz gegenüber anderen Religionen zu verzeichnen. Andererseits verzeichnet Prof. Gert Pickel, Religionssoziologe an der Universität Leipzig und federführend an der Auswertung der Befragung beteiligt, jedoch Unterschiede bezüglich der Wahrnehmung der jeweils anderen Religionen. Insbesondere der Islam stößt bei den Angehörigen der anderen Reliogionsgruppen aus Skepsis: Nur ein Drittel der Bevölkerung sieht ihn als bereichernd an, während Christentum, Judentum, Buddhismus und Hinduismus mehrheitlich als bereichernd empfunden würden. Insgesamt sagt allerdings nur jede*r Zweite, dass religiöse Pluralität prinzipiell eine Bereicherung sei.
Islamskepsis ja, Islamfeindlichkeit nein
Yasemin El-Menouar, Religionsexpertin der Bertelsmann-Stiftung, erklärt die abweichende Wahrnehmung des Islam so: „Offenbar sehen viele Menschen den Islam derzeit weniger als Religion, sondern vor allem als politische Ideologie an und nehmen ihn deswegen von der religiösen Toleranz aus.“ Hierfür verantwortlich sei aus ihrer Sicht eine tendenziell negative bzw. einseitige mediale Berichterstattung über einen politisierten Islam. Nicht zuletzt auch deshalb werde der Islam vor allem in Ostdeutschland als bedrohlich wahrgenommen: 57% der dort lebenden Menschen fühlen sich vom Islam bedroht, im Westen genau 50%. El-Menouar stellt in diesem Zusammenhang klar, dass die vorhandene Skepsis nicht zwingend als Islamfeindlichkeit zu deuten sei, da die meisten Menschen aus ihrer Wahrnehmung keine konkreten anti-islamischen Forderungen ableiteten. Dies gelte nur für eine Minderheit.