Repräsentative Studie über geflüchtete Menschen zu Bildung, Werten und Fluchtursachen
Nun ist es repräsentativ: Geflüchtete Menschen orientieren sich überwiegend an einer hohen Bildung, sie teilen viele Wertvorstellungen der Deutschen und sind überwiegend aus Angst vor gewaltsamen Konflikten und Krieg aus ihrer Heimat geflohen.
Das sind die zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von mehr als 2.300 geflüchteten Menschen über 18 Jahren. Sie wurde gemeinsam vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) durchgeführt. Befragt wurden geflüchtete Menschen im Zeitraum von Juni bis Oktober 2016. Sie waren alle im Zeitraum vom 1. Januar 2013 bis zum 31. Januar 2016 nach Deutschland eingereist.
Mehr als Hälfte der erwachsenen Geflüchteten (58 Prozent) haben in ihren Herkunftsländern zehn Jahre und mehr in Schule, Ausbildung und Studium verbracht, nahezu die Hälfte (46 Prozent) streben noch einen allgemeinbildenden Schulabschluss in Deutschland an, 66 Prozent einen beruflichen Abschluss. „Allerdings wäre es voreilig, aus den Bildungsvorhaben Schlussfolgerungen darüber zu ziehen, in welchem Umfang die Geflüchteten tatsächlich Bildungseinrichtungen in Deutschland besuchen und Abschlüsse erwerben werden“, heißt es in der am Dienstag erschienenen Studie. Viele Geflüchtete wollen zunächst arbeiten und erst später in Bildung und Ausbildung investieren.
Fast alle (96 Prozent) der befragten Geflüchteten stimmten der Aussage zu, dass „man ein demokratisches System haben sollte“. 92 Prozent sagen, dass „gleiche Rechte von Männern und Frauen“ ein Bestandteil von Demokratien sind. Bei der Aussage „wenn eine Frau mehr Geld verdient als ihr Partner, führt dies zwangsläufig zu Problemen“ zeigen sich jedoch Unterschiede: Während 29 Prozent der Geflüchteten zustimmen, sind es bei der deutschen Vergleichsgruppe 18 Prozent.
Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Iran nennen besonders häufig Krieg und Verfolgung als Fluchtursachen, Geflüchtete aus Eritrea Zwangsrekrutierung. Demgegenüber berichten Geflüchtete aus den Westbalkan-Staaten vielfach von prekären persönlichen Lebensbedingungen, der schlechten wirtschaftlichen Situation in den Herkunftsländern und Diskriminierung. Mit Abstand am häufigsten wurde Angst vor gewaltsamen Konflikten und Krieg (70 Prozent) als Fluchtursache genannt.
Die Studie ist im Internet abrufbar unter www.iab.de/161115, http://www.bamf.de/161115 und www.diw.de/161115.
Quelle: Presseinformation des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) vom 15. November 2016