Rheinland-Pfälzische Drogenkonferenz 2015: Suchthilfe – Konstanz und Wandel
In der Suchthilfe stehen bewährte Methoden und Angebote immer wieder neuen Entwicklungen gegenüber, die Eingang in die präventive und therapeutische Arbeit finden müssen. Nicht nur konsumierte Substanzen, Konsumtrends und Zielgruppen sind Veränderungen unterworfen, auch Therapie und Wissenschaft entwickeln sich weiter und ermöglichen so einen anderen Blick auf die Suchtproblematik. Die Drogenkonferenz der Landesregierung stand daher in diesem Jahr unter dem Titel „Suchthilfe – Konstanz und Wandel”. Zum 37. Mal trafen sich die Vertreterinnen und Vertreter der rheinland-pfälzischen Suchtkrankenhilfe, um Bewährtes zu diskutieren, neue Konzepte kennenzulernen und Anregungen für die Praxis zu erhalten. Eingeladen hatte die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG), die die Drogenkonferenz im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie ausrichtete. „Die Hilfestrukturen in der Suchtprävention und der Suchtkrankenhilfe sind in Rheinland-Pfalz gut ausgebaut und werden jedes Jahr von vielen Menschen in Anspruch genommen. Das spricht dafür, dass sich die Angebote der Träger und Fachkräfte am Bedarf orientieren und eine hohe Akzeptanz erfahren“, erklärte Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die die Konferenz eröffnete. „Dennoch dürfen wir uns auf Erreichtem nicht ausruhen. Es ist wichtig, die Qualität der Präventions- und Behandlungsangebote zu sichern und durch die Einbindung neuer Erkenntnisse weiterzuentwickeln. Dass die rheinland-pfälzischen Fachkräfte daran großes Interesse zeigen, beweisen zum Beispiel die konstant hohen Anmeldezahlen zur Drogenkonferenz, über die ich mich sehr freue“, so die Ministerin weiter. Die Suchthilfe muss sowohl mit den Auswirkungen des Konsums legaler und lange bekannter Suchtmittel, wie Tabak und Alkohol, umgehen als auch der zunehmenden Bedeutung neuer, nicht-stoffgebundener Süchte, wie Glücksspiel- oder Online-Sucht, Rechnung tragen. Ein breites Instrumentarium ist dafür nötig. „Die Herausforderung eines nachhaltigen Suchtkrankenhilfesystems liegt darin, immer wieder eine gute Balance aus wichtigen neuen Erkenntnissen sowie bewährten Konzepten und Strategien zu finden”, sagte Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer der LZG. „Die LZG engagiert sich seit vielen Jahren für einen intensiven Erfahrungsaustausch auf unterschiedlichen Ebenen, um damit die konkrete Arbeit der Suchthilfe vor Ort nachhaltig zu unterstützen.“ Wie Suchttherapeutinnen und -therapeuten von den Erkenntnissen der Neurowissenschaften profitieren können, erläuterte Dipl. Psychologe Dr. Hans-Peter Steingass vom AHG Therapiezentrum Haus Remscheid in seinem Vortrag. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Sucht das Gehirn verändert: Der Konsum von Suchtmitteln bewirkt durch seine Belohnungsfunktion eine immer stärkere Ausprägung bestimmter neuronaler Bahnen im Gehirn. Das macht die Abkehr vom Suchtverhalten immer schwerer. Die ermutigende Nachricht ist jedoch: Auch Psychotherapie wirkt sich auf die Gehirnstrukturen aus und kann neuronale Verbindungen stärken, die Alternativen zum Suchtverhalten ermöglichen. Dr. Oliver Bilke-Hentsch MBA, Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie und Chefarzt der Modellstation SOMOSA in Winterthur, stellte die Entwicklung des Suchthilfesystems dar und richtete seinen Blick darauf, wie es trotz oder gerade durch ständig neue Entwicklungen gelingt, das Suchtkrankenhilfesystem nachhaltig zu stützen. Verschiedene Fachforen am Nachmittag widmeten sich praktischen Aspekten der Suchtprävention und Suchtkrankenhilfe. Themen waren der Demografische Wandel, die neuen S3-Leitlinien zur Diagnostik von Alkohol- und Tabakabhängigkeit, Modellprojekte und neue Ansätze in Therapie, Beratung und Selbsthilfe sowie das Krankheitsbild der Medienabhängigkeit.Quelle: Presseinfo der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) vom 08.06.2015