Sexualisierte Gewalt: Jungen und Mädchen mit Behinderung besser schützen
Neues Modellprojekt in Berlin vorgestellt
Mädchen und Jungen mit Behinderung sind besonders gefährdet, Opfer sexualisierter Gewalt zu werden. Um diese Kinder und Jugendlichen in Einrichtungen besser zu schützen, hat der Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, Ralf Kleindiek gemeinsam mit der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Verena Bentele, dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, und der Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung und -vernachlässigung e.V. ein neues Modellprojekt eröffnet: "Beraten & Stärken - Schutz von Mädchen und Jungen mit Behinderung vor sexualisierter Gewalt in Institutionen". Auftakt war am 22.06.2015 ein Expertinnen-Fachgespräch in Berlin. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig begrüßte den Start des neuen Modellprojekts: "Studien belegen, dass Kinder und Jugendliche mit Behinderung den Gefahren sexualisierter Gewalt in besonderem Maße ausgesetzt sind. Sie sind auf Hilfen im Alltag angewiesen, emotional oft von ihren Bezugspersonen abhängig, und meistens fällt es ihnen schwer zu widersprechen. Deshalb ist es wichtig, die Präventions- und Interventionsarbeit in den Einrichtungen zu stärken. Für mich ist das Projekt`Beraten und Stärken`ein wichtiger Baustein im Gesamtkonzept zum Schutz von Kindern vor sexueller Gewalt." Bis Ende des Jahres 2018 werden in bundesweit 100 Einrichtungen modellhaft Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fortgebildet, die Strukturen für den Kinderschutz in den Institutionen verbessert und Präventionstrainings mit dort lebenden Mädchen und Jungen durchgeführt. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert das Modellprojekt "Beraten & Stärken", das auf einer engen Kooperation mit den Fachverbänden im Bereich der Behindertenhilfe basiert. Die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Verena Bentele, unterstreicht: "Mädchen und Jungen mit Behinderung müssen mit allen geeigneten Maßnahmen vor Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch geschützt werden. Damit die Artikel 7 und 16 der UN Behindertenrechtskonvention wirksam umgesetzt werden, sind umfassende Schutz- und Präventionsmaßnahmen von hoher Wichtigkeit. Mädchen und Jungen mit Behinderung durch Empowerment zu stärken, halte ich deshalb für unverzichtbar. Kinder sind unsere Zukunft, diese Zukunft müssen wir schützen und stärken." Durchgeführt wird das Modellprojekt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung und -vernachlässigung e.V. (DGfPI), dem Zentrum für Diagnostik und Förderung (ZeDiF) der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln sowie bundesweit zehn Fachberatungsstellen. Matthias Nitsch, Geschäftsführer DGfPI e.V., erklärt: "Wir freuen uns in diesem Modellprojekt die Expertise von Fachberatungsstellen die zum Thema sexualisierte Gewalt arbeiten, der Universität Köln und der Einrichtungen der Behindertenhilfe zusammenführen zu können, um Mädchen und Jungen mit Behinderung besser vor sexualisierter Gewalt zu schützen." Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, erklärt zum Auftakt in Berlin: "Schutzkonzepte sind in allen Einrichtungen, denen Kinder anvertraut sind, dringend erforderlich. Besonders dort, wo Kinder sehr hilfebedürftig sind oder sich nur schwer mitteilen können, stehen wir bei der Prävention von sexueller Gewalt vor besonderen Herausforderungen. Wir wissen, dass Mädchen und Jungen mit Behinderungen ein erhöhtes Risiko tragen, Opfer von sexueller Gewalt zu werden. Ich bin froh, dass das Modellprojekt jetzt startet und dazu beitragen wird, spezifische Erkenntnisse für die Entwicklung und Umsetzung von Schutzkonzepten für diese besonders schutzbedürftige Gruppe weiter zu verbessern." Die Ergebnisse des Modellprojekts "Beraten & Stärken" sollen in Form von umfangreichen Handlungsempfehlungen veröffentlicht werden und später als Grundlage für Qualifizierungsmaßnahmen oder Präventionsprogramme dienen. Weitere Informationen: www.dgfpi.deQuelle: Pressemitteilung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 22.06.2015