Sozial- und Gesundheitswesen in 20 Jahren größte Branche
Die demografische Entwicklung macht´s möglich: Bereits 2040 werden mehr Menschen im Sozial- und Gesundheitsbereich arbeiten als in jeder anderen Branche. Laut Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) wird der Fachkräftebedarf vor allem in den ostdeutschen Flächenstaaten kaum zu decken sein.
Die Alterung der Bevölkerung sorgt dafür, dass das Gesundheits- und Sozialwesen mit bundesweit sieben Millionen Beschäftigten im Jahr 2040 die meisten Erwerbstätigen stellen wird, ca. 660.000 mehr als noch in diesem Jahr. Dies geht aus einer Projektion des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hervor. Die Corona-Pandemie dürfte das Wachstum der Branche zusätzlich verstärken.
Im Vergleich dazu wird die Zahl der Erwerbstätigen im Verarbeitenden Gewerbe abnehmen. Die Forscherinnen und Forscher rechnen hier mit einem Rückgang von 1,4 Millionen Erwerbstätigen auf 6,1 Millionen Erwerbstätige bis 2040. Dies sei auf die nachlassende Dynamik der Exporte und den Anpassungsdruck zum Beispiel in der Automobilindustrie zurückzuführen. Im Dienstleistungsgewerbe verringern sich vor allem in den Bereichen Handel sowie Instandsetzung und Reparatur von Kraftfahrzeugen die Erwerbstätigenanteile. Der weniger personalintensive Online-Handel stellt dabei eine Ausnahme dar.
Die Forscherinnen und Forscher haben auch untersucht, wie sich die Zahl der dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Personen entwickelt. Die Zahl der Erwerbspersonen ist bis zum Jahr 2040 in allen Bundesländern außer den Stadtstaaten Berlin und Hamburg rückläufig, insbesondere in den östlichen Bundesländern ist ein starker Rückgang zu erwarten. Damit verbunden nimmt die Zahl der Erwerbstätigen ebenfalls fast überall ab, sodass mit Engpässen in verschiedenen Wirtschaftsbereichen und Berufen zu rechnen ist. Absolut betrachtet werden die meisten Arbeitsplätze in den großen bevölkerungsstarken Flächenstaaten auf- und abgebaut. Relativ betrachtet, also bezogen auf die Zahl der Erwerbstätigen im Jahr 2020, entstehen bis 2040 die meisten Arbeitsplätze in Berlin und Hamburg und die wenigsten in den Flächenstaaten im Osten des Landes.
Für Arbeitgeber dürfte die Rekrutierung von Arbeitskräften in vielen Wirtschaftsbereichen und Regionen in der längeren Frist zunehmend schwieriger werden. Wolle man die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft nicht aufs Spiel setzen, seien gut ausgebildete Arbeitskräfte unabdingbar. Die Forscherinnen und Forscher schreiben: „Dies erfordert eine bestmögliche Bildung und Qualifizierung der nachfolgenden Jahrgänge und die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen ebenso wie die Attraktivität des Standorts Deutschland für qualifizierte und vom Arbeitsmarkt benötigte Migrantinnen und Migranten.“
Die Analysen basieren auf der sechsten Welle der BIBB-IAB-Qualifikations- und Berufsprojektionen (QuBe-Projekt) und geben einen Überblick über die voraussichtliche Entwicklung des deutschen Arbeitsmarkts bis 2040. Hierbei sind auch die kurzfristigen Effekte der Covid-19-Pandemie abgebildet, sich daraus eventuell ergebende längerfristige Verhaltensänderungen der Unternehmen allerdings nicht.
Die Studie ist abrufbar unter: http://doku.iab.de/kurzber/2021/kb0121.pdf. Detailliertere Informationen zu den einzelnen Bundesländern sind in einem Forschungsbericht abrufbar unter: http://doku.iab.de/forschungsbericht/2021/fb0121.pdf.
Quelle: Pressemitteilung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) vom 12.1.2021