Spezialisten statt Generalisten: Kranken- und Altenpflegeberuf erhalten

Nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie e.V. (DGGPP) wird die verstärkte Zusammenarbeit un-terschiedlicher Experten aus Medizin, Pflege und den Sozialen Berufen in multiprofessionellen Teams notwendig sein, um die vielfältigen medi-zinischen und pflegerischen Herausforderungen des Demografischen Wandels zu meistern.

„Schon heute fehlen zehntausende von Pflegekräften, dabei steigt die Zahl der Demenzkranken stetig an und wird sich bis 2050 mehr als verdoppeln. Gleichzeitig gibt es immer weniger junge Menschen, die Arzt oder Pfleger werden. Wer versorgt diese Patienten dann medizinisch und pflegerisch? Dafür müssen kluge und auf Fakten basierende Lösungen gefunden werden“, so Prof. Hans Gutzmann, Präsident der DGGPP. Nach dem Willen von Bund und Ländern soll jetzt der Altenpflegeberuf und mit ihm die Gesundheits- und Krankenpflege sowie die Kinderkrankenpflege abgeschafft und zu einem Beruf zusammengelegt werden. Die Politik hofft so, u.a. den Pflegeberuf attraktiver zu machen und mehr Fachpersonal zu gewinnen. Einen Beleg für diese Hoffnung gibt es nicht. „Die optimistische Annahme, dass die Zusammenlegung der Pflegeberufe zu mehr Interesse an und mehr Auszubildenden in der Altenpflege führt, haben wir im Sommer mit einer Befragung von 8.000 Altenpflegschülern geprüft. Das Ergebnis unterstützt die Annahme nicht – vielmehr scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Auch eine aktuelle Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) kommt hinsichtlich einer erhofften Attraktivitätssteigerung der Pflegeberufe durch die beabsichtigte Reform zu einem ähnlich negativen Ergebnis“, so Prof. Gutzmann. Zur Bewältigung des demografischen Wandels, der mit einer dramatischen Zunahme von Demenzerkrankten einhergehen wird, werden nach Ansicht der Gerontopsychiater sowohl die speziellen sozialpflegerischen Kompetenzen der Altenpflege als auch die erprobte Fachkompetenz der Krankenpflege dringend benötigt. Man muss kein Pflegeexperte sein, um zu begreifen, dass die Zusammenlegung drei hochspezialisierter Berufe mit jeweils 3-jähriger theoretischer und praktischer Ausbildung zu einem Pflegegeneralisten führt, der - wie bisher 3 Jahre ausgebildet - auch nicht annähernd über die bisher vorhandenen und benötigten Kenntnisse und Erfahrungen der Einzeldisziplinen verfügt. Die hochspezialisierten Berufe jetzt abzuschaffen, wäre fatal und gefährdet die pflegerische und medizinische Versorgung insbesondere von Älteren in unserem Land.
Die DGGPP hält den vorgelegten Referentenentwurf nicht für zielführend, um die Herausforderungen des Demografischen Wandels zu meistern. Hintergrund zur DGGPP Die Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie e.V. (DGGPP) besteht als medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft seit 1992. Neben Ärzten und Psychologen sind auch Sozialarbeiter und Alten- und Krankenpfleger Mitglieder in der DGGPP.
Seit ihrer Gründung engagiert sich die DGGPP dafür, die medizinische und pflegerische Versor-gung psychisch kranker Älterer und insbesondere Demenzkranker und ihrer Angehörigen zu verbessern.
Als medizinische Fachgesellschaft ist sie in vielen Projekten engagiert, u. a. in der Allianz für Menschen mit Demenz der Bundesregierung und der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen und bei der Entwicklung von Leitlinien. Die Deutsche Akademie für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie e.V. (DAGPP) bietet als Fortbildungseinrichtung der DGGPP Kurse für Ärzte und professionell Pflegende in Kliniken und in der Altenhilfe an.
Ihre Referentinnen und Referenten sind sehr erfahrene GerontopsychiaterInnen, die durch ihre tägliche Arbeit mit psychisch kranken älteren Menschen in Kliniken und Heimen wissen, welche Probleme auftreten und wie sie medizinisch und pflegerisch gelöst werden können.

Quelle: Pressemitteilung des DGGPP e.V. vom 30.11.2015
www.dggpp.de