Studie: Ältere Menschen mit Enkelkindern sind zufriedener mit ihrem Leben
Großeltern haben eine signifikant größere Lebenszufriedenheit als diejenigen ohne Enkelkinder. Das fanden Wissenschaftler jetzt durch die Auswertung von Daten der Survey of Health Ageing, and Retirement in Europe (SHARE) von fast 100.000 Menschen im Alter ab 50 Jahren heraus. Dieses Ergebnis trifft sowohl auf die Großmütter als auch auf die Großväter zu – besonders dann, wenn sie drei oder mehr Enkelkinder besitzen. Überraschenderweise zeigte sich, dass Lebenszufriedenheit nicht durch die bloße Existenz von Enkelkindern positiv beeinflusst wird, sondern durch die Fürsorge, die Großeltern ihren Enkeln zukommen lassen: Diejenigen, die sich nicht aktiv um ihre Enkelkinder kümmern, weisen geringere Lebenszufriedenheit auf.
Die Daten stammen von 95.594 Befragten im Alter ab 50 Jahren aus 20 europäischen Ländern sowie Israel. Das Forscherteam fand auch Unterschiede auf der Länderebene: Die positive Verbindung zwischen Großelternschaft und dem eigenen Wohlbefinden ist demnach stärker in Ländern, in denen es für ältere Menschen weniger üblich ist, sich aktiv um ihre Enkel zu kümmern. In Ländern hingegen, in denen es weitverbreitet ist, für seine Enkel zu sorgen, ist das Nicht- Kümmern mit geringerer Lebenszufriedenheit verbunden.
Dies könnte an länderspezifischen sozialen Normen liegen, schätzen die Autoren ein: In Ländern, in denen Enkelkinderbetreuung von den Großeltern erwartet wird, könnte sich die Nichterfüllung dieser Norm in einem Gefühl von Unzulänglichkeit niederschlagen und damit eine niedrigere Lebenszufriedenheit zur Folge haben.
Großmütter haben stärkeren Effekt
In ihrer Analyse berücksichtigt das Wissenschaftsteam auch Geschlechts- und Bildungsunterschiede. Hierbei zeigte sich, dass Enkelkinderbetreuung in den meisten Ländern die Lebenszufriedenheit von Großmüttern stärker steigen lässt als die von Großvätern. Der Faktor Bildung zeigte jedoch keinen moderierenden Effekt auf die Verbindung zwischen Großelternschaft und Lebenszufriedenheit.
Hintergrund
Autoren der Arbeit sind Bruno Arpino (Universitat Pompeu Fabra/Barcelona), Valeria Bordone (Ludwig-Maximilians-Universität/München) und Nicoletta Balbo (Università Bocconi /Mailand), die für ihre Studie Daten von SHARE verwendeten. SHARE ist Teil des Max-Planck- Instituts für Sozialrecht und Sozialpolitik in München. Study by Bruno Arpino, Valeria Bordone and Nicoletta Balbo (2018): Grandparenting, Education and Subjective Well-Being of Older Europeans. European Journal of Ageing (online first).
SHARE, der Survey of Health, Ageing and Retirement in Europa ist eine multidisziplinäre Längsschnittstudie zur Erforschung sozialer, wirtschaftlicher und gesundheitlicher Lagen alternder Menschen in Europa. Er wurde erstmals 2004 als repräsentative Befragung der Bevölkerung in der Altersgruppe 50plus in 11 europäischen Ländern erhoben. Mittlerweile stehen Daten aus 27 europäischen Ländern und Israel zur Verfügung und es wurden rund 120.000 Menschen in ca. 300.000 Interviews befragt. Die aufbereiteten Daten stehen weltweit allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschftlern kostenfrei zur Verfügung. SHARE wird geleitet von Prof. Axel Börsch-Supan, PhD und ist am Munich Center for the Economics of Aging (MEA) angesiedelt, einer Abteilung des Max-Planck- Instituts für Sozialrecht und Sozialpolitik. Kontakt: Philipp Beck (SHARE Public Relations) | +49 (0)89 38602-352 | beck@mea.mpisoc.mpg.de
Quelle: Presseinformation von SHARE - Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe Munich Center for the Economics of Aging (MEA) am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik vom 10. März 2018