IEGUS-Studie: Bis 2030 Fachkräfteengpass über alle Szenarien hinweg

Das Institut für europäische Gesundheits- und Sozialwirtschaft (IEGUS) in Bochum hat den Endbericht zur Studie „Fachkräftebedarf im nichtärztlichen Bereich der Gesundheitswirtschaft" vorgelegt. Mit der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) beauftragten Untersuchung wurde erstmals eine umfassende Bestandsaufnahme der Entwicklung der Angebotsstruktur, der Beschäftigung sowie des Fachkräftebedarfs im nichtärztlichen Bereich der Gesundheitswirtschaft vorgenommen.

Neben einer makroökonomischen Analyse erfolgen eine Auswertung von Mikrodatenquellen sowie eine Untersuchung der Rahmenbedingungen. Die abgeleiteten Handlungsoptionen können eine Grundlage für Entscheider sein, um Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, beim Arbeitskräfteangebot und der -nachfrage, zielorientiert zu beeinflussen. Im Fokus dieser Arbeit liegen die nichtärztlichen Gesundheitsfachberufe, die dienstleistungs- und patientenorientiert arbeiten. Dazu gehören die Gesundheits- und Krankenpflege, das Hebammenwesen, die Altenpflege, die Physiotherapie und die Logopädie sowie die Orthopädietechnik-Mechaniker und Hörakustiker. Die Studie bestätigt in allen Berufsgruppen zukünftig eine Engpasssituation.

Pflege: Außergewöhnliche Arbeitszeiten, belastende Tätigkeiten, kaum steigende Jahresentgelte in der Berufsbiografie

Die mikroökonomische Analyse zeigt, dass die Pflegebranche nach wie vor weiblich dominiert ist, obwohl der Anteil männlicher Beschäftigter in den vergangenen Jahren zunahm. Zudem erhöhte sich der Altersdurchschnitt der Pflegefachkräfte. Außergewöhnliche Arbeitszeiten und belastende Tätigkeiten sind weit verbreitet. Die Jahresentgelte in den Pflegeberufen steigen im Lebensverlauf kaum an. Die Stabilität der Beschäftigungsverhältnisse ist im Vergleich zur Gesamtwirtschaft relativ hoch. Beschäftigungsabbrüche spielen insbesondere noch während der Ausbildung oder in den ersten Berufsjahren eine Rolle.

Auf Grundlage der makroökonomischen Analyse hat das Forscherteam von IEGUS ein Arbeitsmarktmodell entwickelt, das Auswirkungen von Veränderungen in Bezug auf die Beschäftigungsfähigkeit zum Verbleib im ausgeübten Beruf, bei der Berufszuwanderung und bei der Absolventenzahl auf das Arbeitskräftepotenzial zeigt. Im Ergebnis wird das Arbeitsangebotspotenzial in allen hier untersuchten Berufsgruppen bis 2030 rückläufig sein. In Verbindung mit der prognostizierten Nachfrage ergibt sich in allen Berufsgruppen und über alle Szenarien hinweg ein Fachkräfteengpass. Dieser fällt je nach Szenario, abhängig vom Einfluss der untersuchten Stellschraube, unterschiedlich aus. nach Einschätzung des Autorenteams ist Handlungsbedarf in den Gesundheitsfachberufen impliziert.

Im Rahmen der Studie wurden dazu Maßnahmen für die Handlungsfelder Beschäftigungsfähigkeit zum langen Verbleib im ausgeübten Beruf, Berufswechsler sowie Bildung identifiziert und entsprechende Empfehlungen ausgesprochen.  Darüber hinaus zeigen die Autoren der Studie weitere Optionen zur Abschwächung des Arbeitskräfteengpasses auf. Deren nachhaltige Wirksamkeit gelte es zukünftig vertieft zu prüfen.

Den vom BMWi zur Veröffentlichung freigegebenen Endbericht finden Sie unter www.iegus.eu/index.php/mai-2017-kurzfassung-zur-studie-fachkraeftebedarf-im-nichtaerztlichen-bereich-erschienen


Quelle: IEGUS-Meldung/www.iegus.eu, Stand: 30. Juni 2017