Studie zur Medienberichterstattung über die Kölner Silvesternacht

04.01.2017 | Soziale Arbeit | Nachrichten

Nach dem Polizieeinsatz zum Jahresswechsel in Köln erleben wir eine aufgeladene Debatte über Rassismus. Dass in diesem Zusammenhang der interne polizeiliche Sprachgebrauch „Nafri" für Nordafrikaner oder nordafrikanische Intensivtäter in dieÖffentlichkeit gelangte, ist nur ein Puzzleteil. Aber es erhitzt die Gemüter in einer politischen Diskussion über die Gefahr des „Racial Profiling".

In dieser Zeit lassen die Ergebnisse einer Medienanalyse von Dr. phil. Ricarda Druecke aufhorchen. Die Assistenzprofessorin am Fachbereich Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg hat im Auftrag des Gunda-Werner-Instituts für Feminismus und Geschlechterdemokratie (GWI) der Heinrich-Böll-Stiftung den Sprachgebrauch der öffentlich-rechtlichen Medien bei der Berichterstattung über die Übergriffe und sexualisierte Gewalt in der Kölner Silvesternacht 2015/2016 untersucht. Also bei den Ereignissen, die vor einem Jahr erschütterten.

Öffentlich-rechtliche Medien sind dazu verpflichtet nichtdiskriminierend zu berichten. Die Untersuchung des GWI fokussierte deshalb auf ARD und ZDF, und dort ausschließlich auf Nachrichtensendungen.

Dem Institut zufolge enthielten viele der Nachrichten „rassifizierende Elemente“. Und: „Eine feministische Perspektive fehlte fast in Gänze, heißt es von dort.

In der Medienberichterstattung werden die „Täter” zu einer homogenisierten Tätergruppe, fasst Druecke ihre Ergenisse zusammen. Damit würden die „Täter” als die „Anderen” („nordafrikanischer Raum”, „Flüchtlinge”) verortet und damit Sexismus und sexualisierte Gewalt kulturalisiert. Als Leerstelle bleibe eine Kontextualisierung sexualisierter Gewalt als gesamtgesellchaftliches Phänomen. Es werden so gut wie keine Expertinnen oder Experten zu diesem Themeneld befragt, so Druecke. Eine Referenz auf die längst vor Köln begonnenen Mobilisierung (durch den Deutschen Juristinnenbund und andere) zur Verschärfung des Sexualstrafrechts fehle. Auch ausgewiesene feministische Perspektiven sind stark unterrepräsentiert, stellt Druecke in der Studie fest. 

Die im November 2016 erschienene Studie „Die TV-Berichterstattung in ARD und ZDF über die Silvesternacht 2015/2016 in Köln" finden Sie hier: www.gwi-boell.de/sites/default/files/web_161122_e-paper_gwi_medienanalysekoeln_v100.pdf

Dr. Ricarada Druecke stellte ihre Medienanalyse im Rahmen einer Veranstaltung der Reihe „Streitwert - Politik im Dialog" der Heinrich-Böll-Stiftung vor. Den Mitschnitt finden Sie unter http://www.gwi-boell.de/de


Quelle: Internetangabot des Gunda-Werner-Instituts der Heinrich-Böll-Stiftung unter www.gwi-boell.de/de Stand: 4.Januar 2017