Vier Veranstaltungen fanden 2018 im Rahmen des Friedrichshainer Kolloquiums statt. Fotoquelle: FDST

Teilhabeforschung meets Praxis

Rückblick auf die Veranstaltungsreihe "Friedrichshainer Kolloquium" 2018

Um den Austausch innerhalb der Fachcommunity zu befördern und die Ziele von Teilhabeforschung einer breiteren Öffentlichkeit bekannter zu machen, stellten das Institut Mensch Ethik Wissenschaft (IMEW) in Kooperation mit der Fürst Donnersmarck-Stiftung zu Berlin und dem Aktionsbündnis Teilhabeforschung ihre jährliche Veranstaltungsreihe „Friedrichshainer Kolloquium“ unter das Motto „Teilhabeforschung meets Praxis“.

Teilhabeforschung ist ein junger interdisziplinärer Forschungsansatz, der im Zuge der UN-Behindertenrechtskonvention zunehmend an Bedeutung gewinnt. Er zielt dabei auf die Erforschung gesellschaftlicher Einflussfaktoren auf die Entstehung von Behinderung sowie das Leben mit einer Beeinträchtigung. Teilhabeforschung untersucht die Bedingungen für Menschen mit Behinderung mit Blick auf eine selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft. Behinderung wird aus dieser Perspektive als ein Ergebnis von Wechselwirkungen zwischen einer individuellen Beeinträchtigung und Umweltbedingungen verstanden. 

Im Rahmen des Friedrichshainer Kolloquiums fanden insgesamt vier Veranstaltungen statt, die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte setzten:

Zum Auftakt stand im April das Thema Teilhabe/Partizipation von Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf“ im Fokus. Erik Weber und David Cyril Klöß (Evangelische Hochschule Darmstadt) referierten zunächst über „Sozialräumliche Orientierung von Teilhabeleistungen für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf“. In ihrem Beitrag diskutierten sie die Möglichkeiten und Grenzen der Pädagogik, Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf die Teilhabe am Sozialraum zu eröffnen. Den zweiten Vortrag des Abends bestritten Tina Denninger und Katrin Grüber (Institut Mensch Ethik Wissenschaft). Am Beispiel des Index für Partizipation, den das IMEW in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Evangelischer Behindertenhilfe erstellte, zeigten sie auf, wie bestimmte Barrieren, die eine Partizipation von Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf verhindern, überwunden werden können. 

Die zweite Veranstaltung fand im Juni unter der ÜberschriftTeilhabe im betrieblichen Setting – Welche Rolle nimmt die Schwerbehindertenvertretung ein?“ statt. Zuerst stellte Marie Sophie Heide (Universität Köln) Ergebnisse ihres Forschungsprojektes zu Schwerbehindertenvertretungen in Deutschland vor. Im zweiten Vortrag berichteten Veneta Slavchova und Viktoria Arling (RWTH Aachen) aus ihrem Forschungsprojekt „Der schmale Grat zwischen Inklusion und Stigmatisierung“. Sie hoben hervor, dass insbesondere Bewerberinnen und Bewerber mit psychischen Erkrankungen bei Personalauswahlprozessen oftmals von starken Vorurteilen betroffen sind. 

„Partizipation in Forschung und Praxis“ lautete der Titel der dritten Veranstaltung im September. Jürgen Clausen (Deutsche Rheumaliga) berichtete von der Idee und dem Verlauf des Projektes „Partizipative Forschung“ der Deutschen Rheumaliga, in dessen Rahmen seit 2014 Betroffene zu Forschungspartnerinnen und Forschungspartnern geschult werden. Anschließend gab Jana Bauer (Universität Köln) einen Einblick in das Projekt „PROMI – Promotion inklusive“, das sich die Unterstützung von Promovierenden mit Behinderung zum Ziel gesetzt hat und gleichzeitig Bedingungsfaktoren für inklusive Promotionen eruieren möchte. Zum Abschluss warf Ute Kahle (Gesellschaft für Integration und Bildung) einen Blick auf Weiterbildungsangebote für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Sie konnte dabei zeigen, wie diese Angebote die Arbeit von Werkstatträten positiv beeinflussen. 

Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe diskutierten Markus Schäfers (Hochschule Fulda), Gudrun Wansing (Humboldt-Universität zu Berlin) und Swantje Köbsell (Alice Salomon Hochschule) im November zum Thema „Was bedeutet wissenschaftliche Unabhängigkeit in der Teilhabeforschung?“. Sie nahmen dabei das Spannungsfeld in den Blick, dass Teilhabeforschung einerseits den Anspruch wissenschaftlicher Neutralität zu erfüllen muss, andererseits aber auch eine dezidiert politische Stoßrichtung – nämlich die Verbesserung der Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderung – verfolgt. 

In allen vier Veranstaltungen wurden die aktuellen Schwerpunkte und Herausforderungen sichtbar, mit denen sich Teilhabeforschung auseinandersetzen muss. Doch wurde gleichzeitig deutlich, welchen positiven Beitrag Teilhabeforschung zu den Diskussionen rund um die Situation von Menschen mit Behinderung leisten kann. Aus diesem Grund wird auch in diesem Jahr ein „Friedrichshainer Kolloquium“ stattfinden. 

Ausführliche Nachberichte sowie ein Podcast zur Veranstaltungsreihe finden Sie hier .

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