We can work it out – vom kriminellen Irren zur therapeutischen Gemeinschaft
2. Forensische Fachtagung „Sex & Drugs & Rock’n’Roll“ in der LVR-Klinik Bedburg-Hau / Rund 350 nationale und internationale Gäste aus Wissenschaft und Praxis / Von der Ächtung psychisch Kranker zur Heilung durch und in der Gruppe / Besonderheiten von Frauen im Maßregelvollzug
Großes Interesse fand die 22. Forensische Fachtagung „Sex & Drugs & Rock’n’Roll“ mit dem Thema „We can work it out – vom kriminellen Irren zur therapeutischen Gemeinschaft“ sowohl in Deutschland und in Europa. Drei Tage lang präsentieren 34 interdisziplinäre und internationale Forensik-Expertinnen und -Experten neue Forschungs- und Behandlungserkenntnisse in der LVR-Klinik Bedburg-Hau - einer von neun Standorten im Rheinland, die insgesamt 400 psychisch kranke Straftäterinnen und Straftäter therapieren. In neun Vorträgen und 22 Arbeitsgruppen zog die diesjährige Fachtagung einen zeitlich und inhaltlich großen Bogen: Kriminelle Irre – so wurden bis ins letzte Jahrhundert hinein psychisch kranke Straftäterinnen und –straftäter diskreditiert. Sie wurden nicht behandelt, sondern unter oft menschenverachtenden Bedingungen weggesperrt. Heute bemühen sich forensische Kliniken darum, psychisch kranke Straftäterinnen und –straftäter so zu therapieren, dass sie resozialisiert und entlassen werden können. Der Schwerpunkt der diesjährigen Tagung beschäftigte sich mit einem Paradigmenwechsel in der Behandlung psychisch kranker Straftäterinnen und –straftäter. Dr. Jack Kreutz, Fachbereichsleiter Forensik der LVR-Klinik Bedburg-Hau unterstrich: „Während früher andere Berufsgruppen und der Stationsalltag keine Rolle spielten, sind heute therapeutische Teams, die sich aus allen Berufsgruppen zusammensetzen, genauso wie die Mitpatientinnen und –patienten wesentliche Bestandteile der Behandlung“. Der Krankenpfleger Thomas Auerbach beschäftigte sich daher in seinem Vortrag „Macht und Willkür im Maßregelvollzug“ mit der größten Gruppe der Behandlerinnen und Behandler in forensischen Kliniken, nämlich den Pflegekräften. Der Schweizer Psychiater Dr. Gerhard Dammann widmete sein Referat den persönlichkeitsgestörten Patientinnen und Patienten, deren Behandlung viele forensische Kliniken vor eine besondere Herausforderung stellt. Dr. Gerhard Paar stellte das „The Good Lives Model“ vor, das in Neuseeland seit über einem Jahrzehnt im forensischen Kontext angewandt wird. Die Ergebnisse im Modellprojekt Frauenforensik in der LVR-Klinik Bedburg-Hau - der einzigen forensischen Einrichtung für Frauen im Rheinland - präsentierte der Leiter der Foresnik, Dr. Rudolf Schlabbers. Die LVR-Klinik Bedburg-Hau wird sich am 5. und 6. Oktober 2016 in der Fachtagung „Wenn Schneeweißchen (rosen-)rot sieht…“ ausführlich mit dem Frauen-Maßregelvollzug beschäftigen.Quelle: Presseinformation des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) vom 10. Mai 2016