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Wenn das Kind nicht mehr zur Schule geht

Schulabsentismus ist ein Phänomen, das Familien, Schulen und Einrichtungen der Jugendhilfe intensiv beschäftigt. In Bonn tagten nun Expert*innen aus ganz Deutschland zum Thema und waren sich weitgehend einig: Es kann im Einzelfall sinnvolle Alternativen zum regulären Schulbesuch geben.

Die einen frustriert der Schlualltag, die anderen fühlen sich in der Schule nicht sicher. Wiederum andere möchten nicht von zu Hause weg, weil sie sich um ihre Eltern sorgen: Die Gründe für das regelmäßige Fernbleiben von der Schule, in der Fachwelt auch Schulabsentismus genannt, sind vielfältig. Doch genauso vielfältig sind die Ansätze, wie man Kindern und Jugendlichen aus der Misere helfen kann, wie sich auf der diesjährigen Fachtagung "Schulabsentismus - Alternative Wege zum Schulabschluss" zeigte, zu der die Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit (BAG EJSA) gemeinsam mit dem katholischen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit IN VIA nach Bonn eingeladen hatte.

„Das Ausmaß lässt sich nur sehr schwer beziffern. Belegen lässt sich aber, dass der Absentismus von 12% in der Primarstufe auf 19% in der Klassenstufe 9/10 ansteigt. Die häufig fehlenden Kinder und Jugendlichen werden von den Lehrkräften überwiegend als 'verhaltensauffällig' beschrieben.“ berichtete Prof. Dr. Thomas Hennemann, Professor für Erziehungshilfe und sozial-emotionale Entwicklungsförderung. Jede*r fünfte Schüler*in bleibt somit in jener Lebensphase dem Unterricht fern, in der wichtige Weichen für den Einstieg in Ausbildung oder Beruf gestellt werden. Lehrer*innen und Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendhilfe wissen genau, dass krampfhafte Versuche, die Jugendlichen zwangsweise der Schule zuzuführen, z.B. mit Hilfe der Ordnungsämter, zum Scheitern verurteilt sind.

Aus diesem Grund stellten die Verantwortlichen der Tagung Alternativen zum regulären Schulbesuch in den Mittelpunkt. Solche haben sich aus Sicht der Jugendhilfe bewährt, weil sie jungen Menschen mit intensiven Beziehungsangeboten  Sorgen und Ängste nehmen können. Auch das Ermöglichen von selbstbestimmtem Lernen sei ein wichtiger Aspekt. „Wichtig ist, gemeinsam zu reflektieren, was in welcher Form für welche jungen Menschen zielführend ist. Schulen im regulären Schulsystem können von anderen Konzepten lernen und eigene Schulentwicklungsprozesse starten“, sagte Marion Paar, Vorstand der Bundearbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit, nicht ohne abschließend anzumerken: „Dazu gehört auch, dass die alternativen Angebote stärker anzuerkennen und finanziell nachhaltig zu sichern sind.“


Quelle: Pressemitteilung der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit (BAG EJSA)