Die Bahn ist beim Thema Barrierefreiheit noch nicht im 21.Jahrhundert angekommen. Foto: Pixabay

Wer will denn schon so früh verreisen? Deutsche Bahn verweigert Mitnahme

Bahn-Bashing ist beliebter Volkssport - nicht immer gerechtfertigt. Doch was sich letzte Woche in Bremen abspielte, lässt nichts anderes zu als einzustimmen. Über ein weiteres Beispiel, das den Unterschied zwischen „behindert sein“ und „behindert werden“ deutlich macht.

Der Sprecherratsvorsitzende des Deutschen Behindertenrates (DBR) und Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft Selbstbestimmt Leben (ISL), Horst Frehe, wollte am vergangenen Donnerstag einen politischen Termin in der Hauptstadt wahrnehmen. Dieser war für den Vormittag angesetzt, so dass sich Frehe eine entsprechend frühe Verbindung ab Bremen, seinem Heimatbahnhof, heraussuchte. Was Frehe dann jedoch zur Kenntnis nehmen musste, zeigt, wie ernst es der Deutschen Bahn AG - bekanntlich vollständig in staatlichem Besitz - mit dem Thema Barrierefreiheit ist.

Vor 6 Uhr morgens geht noch nichts

Da Frehe im Rollstuhl sitzt, benötigt er für den Einstieg in den ICE einen sogenannten Hublift, mit dessen Hilfe die Einstiegsstufen des Zuges überbrückt werden können. Diesen kann nur geschultes Bahnpersonal bedienen. Doch wie sich herausstellte, tut dies niemand vor 6 Uhr morgens. Im Ergebnis war Frehe gezwungen, bereits am Vortag anzureisen, auf eigene Faust ein verfügbares barrierefreies Hotel zu organisieren und seinen Wochenplan kurzfristig umzustellen. In Summe sicher ein klarer Verstoß gegen das Diskrimierungsverbot des Grundgesetzes und die UN-Behindertenrechtskonvention.

Frehe selbst reagierte mit einer ordentlichen Portion Zynismus: „Wenn alle Fahrgäste der DB erst mit einem Zug fahren dürften, wenn das Personal am Bahnsteig ihren Dienst aufnimmt, dann gäbe es wohl Tumulte an den Bahnhöfen.“ Gut, dass Frehe seinen Humor noch nicht verloren hat.

 


Quelle: Pressemitteilung der ISL e.V. vom 21.01.19