Wie viel kostet ein Kindergartenplatz – und warum?

Neue Studie untersucht die bundesweiten Unterschiede

Für die Kleinen ist uns nichts zu teuer? Wer in der richtigen Stadt wohnt, braucht für die Kindergartenunterbringung keinen Cent zu berappen. In anderen Kommunen ist man gleich mehrere tausend Euro los. Warum es so große Unterschiede bei den Elternbeiträgen gibt, untersuchten jetzt Prof. Dr. Achim Goerres von der Universität Duisburg-Essen (UDE) und sein Kollege Prof. Dr. Markus Tepe von der Universität Oldenburg. Anhand vorliegender Daten für vier Modellfamilien bestimmten die beiden Sozialwissenschaftler die wichtigsten Einflussfaktoren auf die durchschnittlichen Kindergarten-Unterbringungskosten in den 95 größten deutschen Städten zwischen 2007 und 2010. Mit 2.527 Euro für den Durchschnitt über alle vier Modellfamilien zahlte man in Cottbus am meisten für einen Kindergartenplatz, beitragsfrei untergebracht waren dagegen die Kinder in Städten wie Heilbronn. Fazit der Studie: Weniger der tatsächliche Bedarf an Kindergartenplätzen vor Ort ist entscheidend für die Höhe des Elternbeitrags als vielmehr die strukturellen Rahmenbedingungen: Reiche Kommunen mit wenig Schulden und hohen Landeszuschüssen leisten sich die niedrigsten Kindergartenbeiträge. Hochverschuldete Städte belasten insbesondere einkommensstarke Eltern.

Elternbeiträge sollen die Betriebskosten einer Kindertageseinrichtung abdecken. Aber oft reichen sie nicht aus, und die Kommune muss für das Defizit aufkommen. Ob überhaupt und wenn ja in welcher Höhe sich Eltern an der Kindergartenunterbringung beteiligen müssen, ist ein örtliches Politikum. Teilweise wurden die Beitragssätze sogar in kurzer Zeit drastisch gesenkt.

Das kann mit den politischen Mehrheiten im Stadtrat zusammenhängen: Parteien nutzen vorhandene Spielräume, um ihre bildungs- und sozialpolitischen Umverteilungsziele durchzusetzen. Linke Mehrheiten sorgen häufig dafür, dass Familien mit mittlerem und höherem Einkommen höhere Gebühren zahlen müssen. Wer wenig verdient, ist dagegen flächendeckend vom Beitrag befreit.

Aber auch Betroffenheitsinteressen lassen sich oft in der Beitragshöhe ablesen: Ist der Frauenanteil im Stadtrat vergleichsweise groß, werden die einkommensstarken Familien meist nicht so stark belastet. Stadträtinnen gehören oft selbst dieser Schicht an und machen scheinbar ihren Einfluss geltend.

Weitere Informationen:
http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2181883

Quelle: Pressemitteilung  der Universität Duisburg-Essen (UDE) vom 27.02.2013
www.uni-due.de