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Zivilgesellschaft - was ist das eigentlich?

Zivilgesellschaft ist ein großes Wort, unter das sich vieles fassen lässt. Sind ohne Maske demonstrierende Coronaleugner*innen auch Teil einer aktiven Zivilgesellschaft, auch wenn sie andere Menschen damit gefährden? Die Maecenata Stiftung beschäftigt sich schon seit längerem mit Fragen wie diesen und hat in diesem Jahr unter anderem ein Handbuch zu dem Thema herausgegeben.

"Für viele ist das, was die Opposition zurzeit in Weißrußland macht, Zivilgesellschaft; für andere ist die seltsame Anti-Masken-Demo vor zwei Wochen „typisch Zivilgesellschaft“. Wer hat Recht?" - Diese provokante Frage stellt die Maecenata Stiftung und angesichts der besonderen Situation in Zeiten der Pandemie erscheint es mehr als sinnvoll, sich intensiv mit ihr auseinanderzusetzen. So scheint es, als sei 'Zivilgesellschaft' vor allem ein positiv konnotierter Begriff, unter dem man ein 'sich aktiv für die gute Sache-Einsetzen' versteht. Doch die skurillen Demonstrationen der letzten Wochen gegen Corona-Schutzmaßnahmen zeigen, dass nicht alles, was von nicht-staatlichen Akteur*innen auf die Straßen getragen wird, im Sinne der Gemeinschaft sein muss. Zivilgesellschaft, auch das ist Teil des Phänomens, ist oftmals auch kleinteilige Interessenspolitik: Menschen gehen freitags für mehr Klimaschutz auf die Straße, um am Sonntag gegen das Windrad auf dem benachbarten Acker zu protestieren.

Mit einer Kampagne möchte die Maecenata Stiftung nun einen Beitrag zur Klärung leisten. Neben bereits erfolgten (Handbuch Zivilgesellschaft und Basiswissen Zivilgesellschaft) und weiteren anstehenden Veröffentlichungen sollen in nächster Zeit auch Vorträge und Diskussionsrunden stattfinden. Denn aus Sicht von Dr. Rupert Graf Stachwitz, Vorstand der Stiftung, hinkt Deutschland im internationalen Vergleich hinterher: „In vielen Ländern in Europa, aber auch in Afrika, Asien, Latein- und Nord-Amerika ist man da schon viel weiter. Die deutsche Zivilgesellschaft ist in der Praxis stark. Aber was das gemeinsame Verständnis betrifft, gibt es gerade jetzt dringenden Nachholbedarf.“

Mit Blick auf die aktuellen coronabedingten Freiheitsbeschränkungen weist Stachwitz darauf hin, dass zivilgesellschaftliche Organisationen gleichzeitig mehr leisten und den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Auge behalten müssten. Ihre Pflicht sei zudem darüber zu wachen, dass "Menschen- und Bürgerrechte nicht stärker beeinträchtigt werden als notwendig und dass Macht nicht mißbraucht wird." Damit dies gelingen könne, sei jedoch Einigkeit darüber erforderlich, was Zivilgesellschaft eigentlich ist. Vielleicht kann die Kampagne der Maecenata Stiftung ja einen kleinen Beitrag hierzu leisten.

Weitere Informationen zu den Aktivitäten der Maecenata Stiftung finden Sie hier.