Zu wenig Zeit für Leitungsaufgaben in Kitas
In über 13 Prozent der Kitas in Deutschland wird gar keine Arbeitszeit für Leitungsarbeit eingeplant. Das fand jetzt eine Sonderauswertung des Ländermonitors Frühkindliche Bildungssysteme der Bertelsmann Stiftung heraus. Grundlage der durchgeführten Sonderauswertung ist die Kinder- und Jugendhilfestatistik der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Stichtag für die Datenerhebung war der 1. März 2015. Die Berechnungen hat der Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut/Technische Universität Dortmund durchgeführt. Die Bedingungen der Führungskräfte seien dabei regional sehr unterschiedlich: In einigen Bundesländern haben demnach Kita-Leitungen für Führungsaufgaben mehr als doppelt so viel Zeit wie in anderen. So haben in Bremen 32 Prozent der Kitas überhaupt keine Zeit für Leitungsaufgaben. In Sachsen-Anhalt mangele es daran nur bei zwei Prozent der Kitas. Die Bertelsmann Stiftung verweist darauf, dass wenig Zeit für Leitungsaufgaben nicht nur ein Problem kleiner Kitas ist: Über zehn Prozent der mittelgroßen Kitas (8 bis 12 pädagogische Fachkräfte) müssen ohne finanzierte Personalressourcen für die Einrichtungsleitung auskommen. Auch hier gibt es große Unterschiede zwischen den Bundesländern: In Hessen arbeiten über 21 Prozent der mittelgroßen Kitas ohne vertraglich festgelegte Leitungsressourcen, in Thüringen ist es nur ein Prozent. Auch die Arbeitszeiten für Führungsaufgaben in den Bundesländern unterscheiden sich sehr, heißt es. In etwas mehr als der Hälfte der Kitas (54 Prozent) mit Personalressouren für Leitung sind diese auch als pädagogische Fachkraft tätig. In 37 Prozent der Kitas mit Personalressourcen für die Leitung arbeiten die Leitungskräfte ausschließlich in dieser Funktion. In neun Prozent der Einrichtungen gibt es ein Leitungsteam, mindestens zwei Personen haben also einen Leitungsanteil oder führen ausschließlich. Im bundesweiten Durchschnitt verfügen Kita-Leitungen über zwei Wochenstunden pro Kita-Beschäftigten für die Aufgaben als Leitungskraft. Diese zeitlichen Ressourcen variieren zwischen den Bundesländern sehr stark: Während den Leitungskräften in Bayern nur 1,3 Wochenstunden pro tätiger Person in der Kita für die Führungsarbeit zur Verfügung stehen, gibt es dafür in Hamburg deutlich mehr Kapazitäten (3,3 Wochenstunden). In einer aktuellen Studie zu Arbeitssituation und Erfahrungen von Kita-Leitungskräften wird deren hohe Belastungen in allen Bundesländern belegt. Die Aufgaben- und Anforderungsprofile der Leitungen sind danach oftmals unbestimmt und damit Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten in der einzelnen Kita nicht geklärt. Die bundesweite Befragung unter dem Titel „Kita-Leitung als Schlüsselposition. Erfahrungen und Orientierungen von Leitungskräften in Kindertageseinrichtungen“ führten Prof. Dr. Iris Nentwig-Gesemann von der Alice Salomon Hochschule Berlin zusammen mit Katharina Nicolai und Luisa Köhler im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durch. Die Studie zeige, so die Stiftung, dass die Kernaufgaben der Kita-Leitungen klarer definiert werden müssen. Auf dieser Basis können die nötigen Zeitkontingente für Führungsaufgaben bestimmt werden, um daraus bundeseinheitliche Standards ableiten zu können. Daraus ergäben sich auch klare Anforderungen für die Aus- und Weiterbildung von Kita-Leitungen. Daten und Fakten zum Thema Kita-Leitung unter www.bertelsmann-stiftung.deQuelle: Presseinformation der Bertelsmann-Stiftung vom 5. Juni 2016