Bundesweite Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus
Morgen beginnen die bundesweiten Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus. Die deutschlandweit größte Aktion gegen Antisemitismus unter dem Titel #AntisemitismusHeute findet rund um den 9. November 2017 statt. Der 9. November markiert den Beginn der Novemberpogrome 1938.
Mit den bundesweiten Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus vereinen die Amadeu Antonio Stiftung und das Anne Frank Zentrum bundesweit zum 15. Mal über 100 Veranstaltungen lokaler Initiativen, die über Antisemitismus aufklären und Gegenstrategien vermitteln.
Hierzu erklärt Dr. Ralf Kleindiek, Staatssekretär im Bundesfamilienministerium: „Antisemitismus muss beim Namen genannt werden." Das beste Mittel gegen Hass und Intoleranz blieben Bildung und Verantwortungsbewusstsein für die deutsche Geschichte.
Die Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, Anetta Kahane, ist vor allem über die Zunahme von sogenannter Systemkritik und Elitenbashing besorgt, hinter denen häufig antisemitische Vorstellungen stecken. „Oft läuft dies auf die uralte Verschwörungstheorie hinaus, die Juden zögen heimlich im Hintergrund die Strippen und manipulierten die Welt. Diese Vorstellungen ziehen sich in unterschiedlicher Ausformung durch alle politischen Lager und gesellschaftlichen Milieus und finden insbesondere durch den Rechtspopulismus neue Nahrung. Deshalb thematisieren die Bildungs- und Aktionswochen nicht nur den rechtsextremen Antisemitismus, sondern werfen ein Licht auf alle heutigen Formen von Judenfeindlichkeit."
Patrick Siegele, Direktor des Anne Frank Zentrums und Mitglied des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus, ergänzt, dass Antisemitismus nicht nur aus historischer Sicht betrachtet werden darf. „Oft wird der Antisemitismus nicht als solcher benannt, sondern als Rechtsextremismus oder Diskriminierung unsichtbar gemacht. Das führt dazu, dass Judenhass häufig als etwas angesehen wird, das seit 1945 keine Rolle mehr spielt."
Daniel Botmann, Geschäftsführer des Zentralrats der Juden, begrüßt, dass bei den Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus die jüdische Perspektive sichtbar wird und die jüdischen Gemeinden einbezogen sind. Gerade in Zeiten eines deutlichen Rechtsrucks sei es Aufgabe aller Demokraten, sich gemeinsam entschieden gegen jede Form von Antisemitismus zu engagieren."
Mit vier regionalen Netzwerktreffen wird Raum für Erfahrungsaustausch der Akteure in der Arbeit gegen Antisemitismus geschaffen. An öffentliche Gebäude in mehreren Städten wird die „Chronik antisemitischer Straftaten und Vorfälle" der Amadeu Antonio Stiftung projiziert, um Licht in das Dunkelfeld antisemitischer Delikte zu bringen. Über 100 Veranstaltungen in allen Bundesländern widmen sich Themen von Antisemitismus im Hip-Hop über israelbezogenen Antisemitismus bis hin zur antisemitismuskritischen Bildung in der Migrationsgesellschaft.
Der laufend aktualisierte Veranstaltungskalender ist zu finden unter www.aktionswochen-gegen-antisemitismus.de
Quelle: Presseinformation des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 7. November 2017