Caritas fordert Ausbildungsgarantie
Für mehr als 70.000 junge Menschen blieb die Ausbildungssuche laut neuesten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit in diesem Jahr erfolglos. Auf der anderen Seite wurden weit mehr als 50.000 Ausbildungsstellen nicht besetzt. In Zeiten des Fachkräftemangels ein untragbarer Zustand, meint unter anderem der Deutsche Caritasverband - und spricht sich für eine Ausbildungsgarantie aus.
In einer gemeinsamen Erklärung zeigen sich der Deutsche Caritasverband (DCV) und die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) erschrocken über die verheerenden Zahlen. Der Start ins Berufsleben gelinge zu vielen jungen Menschen nicht, sodass sich oft schon früh Strukturen verfestigten, die den Einstieg in ein verlässliches Arbeitsleben deutlich erschweren. Hinzu komme häufig die rigide Sanktionspraxis der Jobcenter. Diese wirke demotivierend und führe in vielen Fällen zu einer "Abkopplung" vom Hilfesystem. Für die Verfasser des Positionspapiers ist daher eine starke, frühzetige und konsequente Förderung derjenigen erforderlich, bei denen sich abzeichnet, dass sich die Suche nach einem Ausbildungsplatz schwierig darstellen könnte.
Lisi Maier, Vorsitzende der BAG KJS, weist in diesem Zusammenhang auf die unterschiedlichen beruflichen Startchancen von Jugendlichen hin: „Von einem chancengerechten Ausbildungsmarkt, der allen benachteiligten und beeinträchtigten Jugendlichen eine qualifizierte Ausbildung ermöglicht, ist Deutschland noch immer weit entfernt." Aus diesem Grund sei es an der Zeit, dass der Gesetzgeber eine "echte Ausbildungsgarantie" einführt. "Hier sehen wir die Wirtschaft, aber auch den Staat in der Pflicht", fügt Maier hinzu, die auf vielversprechende Beispiele in Österreich und Hamburg verweist. Diese seien ein Beleg dafür, "dass es funktionieren kann."
Konkret fordern DCV und die BAG KJS eine deutliche Flexiblisierung der bestehenden Ausbildungsmodelle. Eva Welskop-Deffaa, Vorstand Sozial- und Fachpolitik des DCV, fordert hier ein prinzipielles Umdenken: „Die Angebote, die jungen Menschen den Weg in die Ausbildung ebnen, müssen sich an ihren Bedarfen orientieren – und nicht umgekehrt." Erforderlich seien z.B. flexible Ansätze für Ausbildungen in Teilzeit sowie verlässliche Modelle für eine Assisitierte Ausbildung. Gleichzeitig verweist auch Welskop-Deffaa auf bestehende Ansätze in der Jugendsozialarbeit, die bereits heute erfolgreich praktiziert würden.
Allerdings funktioniert Jugendsozialarbeit aus Sicht der Verbände am besten dort, wo verlässliche und dauerhafte Strukturen bestehen: Schulsozialarbeit, Übergangsbegleitung und Jugendberufshilfe könnten einen noch viel größeren Beitrag zur Lösung des Problems beitragen, doch sorge die in vielen Kommunen feststellbare Unterfinanzierung des Feldes dafür, dass nicht genügend junge Menschen erreicht werden könnten. Hier bestehe großer Nachholbedarf.