Corona-Maßnahmen: DEVAP fordert differenzierten Blick auf 'Risikogruppen'
Der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) beklagt, dass die vielfältigen Perspektiven älterer Menschen nicht ausreichend in die Diskussionen um Corona-Schutzmaßnahmen eingebunden werden. Kritisch sieht der Fachverband auch das undifferenzierte öffentliche Bild von 'Risikogruppen'.
Die Corona-Fallzahlen sind in den vergangenen Tagen wieder angestiegen und schon macht sich die Angst vor einer zweiten Infektionswelle breit. Urlaubsreisen und ein spürbar lockerer Umgang mit Hygiene- und Abstandsregeln lassen tatsächlich die Befürchtung zu, dass es im Herbst zu einem erneuten Herunterfahren von Wirtschaft und öffentlicher Infrastruktur kommen könnte.
Wenig wird allerdings darüber gesprochen, wie pauschale Zuschreibungen von 'Risikogruppen' erfolgen. Hierauf weist Bodo de Vries, Vorsitzender des DEVAP, hin: „Es bedarf einer differenzierten Betrachtungsweise. Es müssen Expertinnen und Experten in diese Debatte einbezogen werden, die wissen, über wen und über welche Herausforderungen hier gesprochen wird. Beschäftigte ab sechzig und multimorbide 80jährige Pflegebedürftige in stationären Pflegeeinrichtungen können und dürfen nicht gleichermaßen als Risikogruppe betrachtet werden."
Aus diesem Grund setzt sich der Fachverband dafür ein, dass ältere Menschen viel stärker in die politischen Debatten einbezogen werden. De Vries: "Wir fordern, dass die Rechte auf Teilhabe, auf Selbstbestimmung und Mitverantwortung alter Menschen in den veränderten politischen Diskurs der aktuellen Situation bundesweit einbezogen werden“. Kern der Kritik ist, dass in Krisenstäben und politischen Gremien so gut wie keine Vertreter*innen derjenigen Gruppen sitzen, die pauschal als besonders schutzbedürftig und bedroht bezeichnet werden.
De Vries' Einschätzung bestätigt sich in aktuellen Ergebnissen einer von der AOK in Auftrag gegebenen Studie zu COVID-19-Krankheitsverläufen: Sie kommt zu dem Schluss, dass vor allem Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen und Hochaltrige im Falle einer Infektion besonders gefährdet sind. Auch zeigen sich bei den Verläufen teils deutliche Differenzen zwischen Männern und Frauen, vor allem in Bezug auf die Notwendigkeit künstlicher Beatmung.