Diskriminierungserfahrungen: Wohnungsmarkt bleibt Geflüchteten oft verschlossen
Erste Ergebnisse einer Praxisstudie des Modellprojekts „Kompass F - Kompetenzentwicklung im Diskriminierungsschutz für Flüchtlinge“ zeigen, dass das Thema Wohnen in der Wahrnehmung von Betroffenen und Fachkräften die größten Diskriminierungsrisiken birgt.
Ziel der Studie war es, Erkenntnisse über Diskiminierungserfahrungen geflüchteter Menschen zu erlangen, um auf deren Basis Instrumente für den Diskriminierungsschutz entwickeln. Die wissenschaftliche Begleitung der Studie erfolgte durch Prof. Dr. Beate Küpper von der Hochschule Niederrhein.
Grundlage für die ersten Ergebnisse waren 21 Interviews mit insgesamt 43 Personen, davon 19 geflüchtete Menschen und 24 Fachkräfte. Zudem wurde eine Online-Umfrage durchgeführt, an denen vornehmlich Fachkräfte aus Mitgliedsorganisationen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW teilnahmen. Befragt wurden die Studienteilnehmer*innen u.a. nach dem Zugang der Geflüchteten zu wesentlichen Merkmalen gesellschaftlicher Teilhabe, wie dem Zugang zu Arbeit, Bildung, dem Wohnunhsmarkt und der gesundheitlichen Versorgung.
Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt spürbar
Im Ergebnis zeigen sich insbesondere im Bereich des Wohnens deutliche Anzeichen für Diskriminierungen. In den mit ihnen geführten Interviews bezeichneten Geflüchtete zum einen offene und verdeckte Ablehnungsstrategien der Vermieter*innen als diskriminierend. Zum anderen ist für sie die Abhängigkeit von deutschen Unterstützer*innen ein sehr präsent: Ohne entsprechende Verbidungen zu Einheimischen erscheint ihnen der Wohnungsmarkt quasi verschlossen.
Auch die befragten Fachkräfte sehen die Situation auf dem Wohnungsmarkt als größtes Diskriminierungsrisiko für Geflüchtete an. 96% der Befragten gaben an, dass es bei der Wohnungssuche zu Diskriminierungen komme, gefolgt vom Umgang mit Ämtern und Behörden (84%) und dem Bereich Arbeit und Ausbildung (80%).
Situation in den Flüchtlingsunterkünften bleibt fragwürdig
Auch die Situation in den Flüchtlingsunterkünften bleibt aus Sicht der Fachkräfte problematisch. So würden bei der Verteilung und Unterbringung individuelle Aspekte, z.B. eine besondere Schutzbedürftigkeit, zu wenig berücksichtigt, was für die Betroffenen häufig sehr belastend sei. Geflüchtete nehmen die Unterkünfte in erheblichem Maße als von Abhängigkeiten, Weisungsbefugnissen, dem Verlust an Privatheit und konkreten Diskriminierungserfahrungen geprägt wahr. Die gemeinsame, abgesonderte Unterbringung fördere überdies Konflikte und Aggressionen untereinander.
Das Projekt Kompass F möchte zu einer rassismuskritischen und intersektional ausgerichteten Arbeit mit geflüchteten Menschen beitragen. Träger des Projekts ist das Anti-Rassismus Informations-Centrum, ARIC-NRW e.V. Über die folgenden Links kommen Sie zu einer Kurzfassung der Studie sowie zur ausführlichen Fassung.
Quelle: Studie des Projekts "Kompass F - Kompetenzentwicklung im Diskriminierungsschutz für Flüchtlinge"