Familien mit schwer erkrankten Kindern fehlt Unterstützung
Familien, in denen ein lebensbedrohlich oder lebensverkürzend erkranktes Kind lebt, sind zu sehr auf sich gestellt. Zu diesem Urteil kommen die Malteser, der größte Anbieter ambulanter Kinder- und Jugendhospizarbeit in Deutschland.
In Zeiten von Corona ist die Unterstützung für diese Familien besonders herausfordernd.Denn aus Angst vor Infektionen ziehen sich viele Betroffene noch mehr als andere aus dem sozialen Leben zurück. Es gilt, das Risiko einer zusätzlichen Ansteckung des erkrankten Kindes zu verringern. Neben der Pflege des kranken Kindes müsse zudem für die Geschwisterkinder der Zugang „nach draußen“ erhalten bleiben, appellieren Experten und Praktiker. Die Geschwister benötigten eine individuelle Ansprache, die ihnen Ängste nimmt und zugleich Mut macht, ihr eigenes Leben zu leben.
Ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter, die mit den Geschwisterkindern Zeit im Freien verbringen oder digital unter anderem bei den Hausaufgaben helfen und spielen, sind ein wichtiger Teil des Angebotes. Darüber hinaus ist es das Ziel, die Eltern (oft auch die alleinerziehenden Elternteile) durch qualifizierte Koordinationskräfte zu beraten und in den vielfach unübersichtlichen Unterstützungsmöglichkeiten Orientierung zu geben. Dabei beziehen sich die möglichen Hilfeleistungen sowohl auf das kranke Kind als auch auf das ganze Familiensystem. Eine Kostenübernahme für diese umfassende Koordinationsleistung ist nur zum Teil über die Krankenkassen gesichert. Immer noch müssen bis zu 40 Prozent aller entstehenden Kosten über Spenden finanziert werden, damit das Angebot für die Familien kostenfrei erfolgen kann.
„Es fehlt an professionalisierten Netzwerken, die die Arbeit der Dienste bei der Vermittlung von Leistungen für die Familien entlasten würden. Die gesetzlich verankerten Rahmenbedingungen warten auf Umsetzung“, kritisiert Elmar Pankau, Vorstandsvorsitzender der Malteser in Deutschland.
„Die Eltern sind ständig am Limit, um die Familie am Laufen zu halten. Sie benötigen zu bestimmten Zeiten mehr als andere Zugang zu den Hilfsangeboten unseres Gesundheits- und Sozialwesens. Es geht dabei um Hilfe bei der medizinischen und pflegerischen Versorgung, bei sozialrechtlichen Fragen und Behördengängen und in der Betreuung von gesunden Geschwisterkindern“, sagt Pankau. Dank vieler ehrenamtlich Aktiver und einer hohen Spendenbereitschaft sei „die von Herzen kommende Unterstützung für die Betroffenen spürbar. Ausreichend integriert in die Gesellschaft sind die Familien damit aber noch nicht. Es braucht dringend die coronabedingt verschobenen Gespräche mit den Krankenkassen, die die Belange der Kinder und Jugendlichen in den Fokus nehmen. Eine eigene Rahmenvereinbarung mit den Krankenkassen für die Kinder- und Jugendhospizarbeit muss jetzt zügig kommen,“ fordert der Malteser Vorstand.
Quelle: Pressemitteilung der Malteser vom 07.02.2022