Kasseler Erklärung zu 'smart prevention'
Die weitgehend unregulierte Welt digitaler Medien und Techniken ist Chance und Risiko zugleich. Junge Menschen wachsen selbstverständlich digital vernetzt auf. In seiner 'Kasseler Erklärung' weist der Deutsche Präventionstag auf die Risiken einer solchen unregulierten Entwicklung hin - und auf sinnvolle digitale (!) Präventionsmöglichkeiten.
Zusammen mit drei ständigen Partnern fordert der Deutsche Präventionstag in seiner Kasseler Erklärung das Thema „Smart Prevention“ aktiv zu gestalten, geeignete Rahmenbedingungen für den sicheren Umgang mit der Digitalisierung zu schaffen, Medienkompetenz zu fördern und die internationale Vernetzung auszubauen. Mitunterzeichner der Erklärung sind: Deutsches Forum Kriminalprävention (DFK), Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) und WEISSER RING.
Die Kasseler Erklärung ist im Programmbeirat des Deutschen Präventionstages auf Basis des digitalen Gutachtens www.smart-prevention.de entstanden. Im Gutachten haben 17 Expertinnen und Experten in insgesamt 68 Videoclips Ist-Zustand, Herausforderungen, Chancen und Visionen der Digitalisierung aufgezeigt. In der Erklärung gehen die Partner auf die vier Bereiche ein und leiten aus den Visionen der Fachleute insgesamt 11 Forderungen ab. „Nahezu alle Menschen nutzen digitale Medien täglich“, sagt Stefan Daniel vom Deutschen Forum Kriminalprävention. „Es ist daher nicht verwunderlich, dass deviantes Verhalten, Kriminalität und Hassbotschaften in die digitale Welt Einzug erhalten haben und nicht selten in der analogen Welt den Boden selbst für massive Gewalttaten bereiten. Es ist also unumgänglich, dass auch die Präventionsakteure, und zwar sowohl Praktizierende als auch Forschende und Politikerinnen und Politiker, stärker auf digitale Instrumente setzen und sich untereinander noch effektiver vernetzen.“
Kindheit ist riskanter, weil öffentlicher
Die Organisationen um den Deutschen Präventionstag sind sich darüber einig, dass die Veränderungen in der Kindheit besonders bedeutsam sind. Die Digital-Natives wachsen nicht länger in einem „Schonraum“ auf, sondern fangen bereits früh an sich in den digitalen Medien zu präsentieren, weswegen die Kindheit wesentlich riskanter, weil öffentlicher geworden ist. Mithilfe der Digitalisierung ist die politische Auseinandersetzung populistischer, kompromissloser und aggressiver geworden, extremistisches Gedankengut verbreitet sich ungefiltert. Daher ist es besonders wichtig strategisch vorzugehen und beispielsweise im persönlichen Umfeld auf „Cyber-Hygiene“ also die Nutzung von Sicherheitstechnologien und Schutzsoftware zu achten und allgemeine digitale Techniken nur dort zu verwenden, wo sie tatsächlich zielführend sind.
„Wir freuen uns, dass wir mit dem kommenden 26. Deutschen Präventionstag eine wichtige Forderung der diesjährigen Erklärung noch einmal vertiefen können, nämlich den Ausbau schulischer und außerschulischer Medienkompetenzen“, sagt Erich Marks von der Deutschen Präventionstag gGmbH. „Wir müssen die digitalen Medien als neue Sozialisationsinstanz begreifen. Medienkompetenz muss so selbstverständlich für alle Menschen sein, wie das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Hierbei kann digitale Schulsozialarbeit helfen, aber auch die Unterstützung von Eltern beim Verstehen von Zusammenhängen der digitalen und sozialen Medien. Also zum Beispiel, dass Informationen aus dem Internet immer selbst bewertet und nicht blind geglaubt werden dürfen.“
Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Präventionstags vom 18.10.2020