Zwei Hände formen Gebärden
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Mehr Teilhabe und Inklusion: MDR bietet künftig noch mehr barrierefreie Angebote

Der MDR baut seine umfangreichen Angebote für die ganze Gesellschaft weiter konsequent aus und ermöglicht u.a. Hör- und Sehbehinderten oder kognitiv eingeschränkten Menschen künftig noch mehr Teilhabe. Auf dem 9. Spitzentreffen mit MDR-Intendantin Karola Wille, mitteldeutschen Behindertenverbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen am 22. September in Leipzig hat der Sender neue inklusive Angebote u.a. zur Bundestagswahl vorgestellt und eine positive Bilanz gezogen: Der MDR untertitelt schon heute einen Großteil seiner digitalen und linearen Video-Angebote, so ca. 90 Prozent des MDR-Fernsehens. Dazu gibt es täglich fünf Stunden Programm mit Hörfassungen und jährlich mehr als 32.000 Sendeminuten mit Gebärdensprache.

Die Intendantin des MDR, Karola Wille , freut sich über das erneute Spitzentreffen mit den mitteldeutschen Behindertenverbänden. "Nicht zuletzt die schwierige Pandemiezeit hat uns allen deutlich gemacht, wie elementar barrierefreie Zugänge für unsere Gesellschaft sind. Denn lebensnotwendige Informationen, Gefahren- und Hintergrundmeldungen müssen ausnahmslos ALLE Menschen zuverlässig erreichen können. Unsere künftige gemeinsame Herausforderung sehen wir darin, auch in der digitalen Medienwelt barrierefreie Zugänge zu sichern. Dazu gehören alle digitalen Ausspielwege, wie z.B. Web- und Streaming-Angebote oder auch Inhalte in sozialen Netzwerken. Ganz aktuell zur Bundestagswahl haben wir eine Kooperation von MDR und NDR gestartet, die erstmals umfassende Informationen in Leichter Sprache und in Deutscher Gebärdensprache (DGS) auf tagesschau.de ermöglicht. Wir sind zuversichtlich, dass auch dieses neue Angebot von Nutzerinnen und Nutzern gut angenommen werden wird."

Neben dem aktuellen Angebot zur Bundestageswahl von MDR (Gebärdensprache) und NDR (Leichte Sprache) für die ARD wird der MDR im November ca. zehn weitere Märchenfilme neu mit Deutscher Gebärdensprache (DGS) übersetzen. Bereits im vergangenen Jahr hatte der MDR für die gesamte ARD 50 Märchenfilme mit DGS ausgestattet und erstmals zum 50. Jubiläum der Krimireihe "Polizeiruf 110" die Jubiläumsfolge in Gebärdensprache produziert. Auch künftig plant der MDR den Zugang von Menschen mit Behinderung zur Welt des Fiktionalen weiter zu entwickeln. Geplant ist u.a. die Neuverfilmung von Goethes Faust, die vom MDR aufwändig mit einer Audiodeskription (AD) ausgestattet wird. Der barrierefreie Debütfilm ist am 11. Oktober im MDR-Fernsehen zu sehen. Neu entwickelt wird derzeit vom MDR zudem eine Systematik, mit der künftig alle Warn- und Katastrophenmeldungen digital und im TV barrierefrei ausgespielt werden können.

Barrierefreiheit im Web

Eine große Herausforderung für die Zukunft barrierefreier Angebote ist die schnell wachsende Zahl von Streaming-Angeboten und deren wachsende Beliebtheit unter den Nutzerinnen und Nutzern. So produziert und publiziert der MDR heute bereits viele Videos bzw. Audios webexklusiv oder als online-first-Veröffentlichungen. Mittlerweile werden viele dieser "Web-Only-Videos" regelmäßig mit Untertiteln ausgestattet. Schrittweise wird der MDR künftig die Untertitel-Produktion an diese neuen Herausforderungen anpassen. Angestrebt wird, dass digitale Verbreitungswege vergleichbare barrierefreie Standards der Fernsehausstrahlung erreichen.

Stimmen aus den Verbänden

Bernd Peters, Geschäftsstellenleiter Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen-Anhalt e.V.: "Für unsere Mitglieder, die auf zusätzliche Bildbeschreibung bzw. Hörfilme angewiesen sind, ist es erfreulich, dass der Anteil solcher Sendungen im MDR-Programm weiter zunimmt. Im MDR gibt es zunehmend auch Dokumentationen und Reportagen mit Audiodeskription, auch Klassiker von DEFA und DFF. Das begrüßen wir. Im Ersten und anderen regionalen Programmen findet sich Audiodeskription vor allem in Krimis und Krimiwiederholungen von "Tatort", Polizeiruf" und Co. Unser Wunsch ist es, dass noch mehr Inhalte für Blinde und Sehbehinderte barrierefrei zugänglich gemacht werden, hier ist noch "Luft nach oben". Künftig sollten alle fiktionalen Produktionen, aber auch Dokus, Berichte und Reportagen mit Audiodeskription ausgestrahlt werden! Der MDR sollte sich dafür innerhalb der ARD stark machen."

Jens Langhof, 1. Vorsitzender Landesverband der Gehörlosen Sachsen e.V. : "Wir sind sehr zufrieden mit der Steigerung des barrierefreien Angebotes durch Gebärdendolmetscher-Einblendungen und Untertitelungen, allerdings ist in Bezug auf die Qualität noch eine Steigerung möglich. Gewiss kann dies durch den zukünftigen Austausch von MDR und Landesverbänden optimiert werden."

Bernd Gräser, Stellv. Landesvorsitzender Blinden- und Sehbehindertenverband Thüringen e. V. : "Das barrierefreie Angebot im MDR ist für blinde und sehbehinderte Menschen sehr gut. Es ist interessant und aktuell. Die Bildbeschreibung in Spielfilmen ist gut erklärt und gut vorstellbar. Falls es technisch möglich ist, wäre es schön, wenn der Videotext künftig auch vorgelesen werden könnte. Für die künftige Zusammenarbeit wünschen wir uns weiterhin die traditionellen Spitzentreffen der Behindertenverbände."

Über das Spitzentreffen

Das Spitzentreffen von MDR, Behindertenverbänden, Politik und wissenschaftlichen Einrichtungen findet 2021 bereits zum neunten Mal in Leipzig statt. Hintergrund der Veranstaltung zur Inklusion ist der gemeinsame Dialog und die Entwicklung und Etablierung neuer programmbegleitender Technologien für Menschen mit Behinderungen. Beteiligt sind Verbände und Institutionen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie das Deutsche Zentrum für barrierefreies Lesen.

Barrierefreiheit im MDR

Mit seinen barrierefreien Angeboten ermöglicht der MDR Menschen mit Behinderung und kognitiver Einschränkung den Zugang zu seinen Programmen: 90 Prozent des MDR-Fernsehens werden untertitelt. Für fast fünf Stunden TV-Programm werden täglich Hörfassungen angeboten. Dazu kommen jährlich mehr als 32.000 Sendeminuten mit Gebärdensprache. Zudem gibt es montags bis freitags Nachrichten in Leichter Sprache.

 


Quelle: Pressemitteilung des MDR vom 24.09.2021