Mobbing: Kinder- und Jugendärzte fordern "Null-Toleranz-Praxis"

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) zeigt sich besorgt über die zunehmende Anzahl von Mobbingfällen in Schulen und fordert mehr Vorbeugung und Hilfe für die Opfer.

"Mobbing ist immer wieder Thema bei den Vorsorgeuntersuchungen. Kinder und Jugendliche berichten, wie sie von Gleichaltrigen in der Schule gequält werden. Manche zeigen körperliche Verletzungen, viele werden psychisch krank durch die Angriffe," so Dr. Josef Kahl, BVKJ-Pressesprecher.

"Unsere Erfahrungen in den Praxen decken sich auch mit den Zahlen einer aktuellen OECD-Untersuchung und einer Pisa-Sonderauswertung. Danach werden in Deutschland knapp 16 Prozent  der 15-Jährigen mehrfach im Monat zum Mobbingopfer. Dabei erfolgt das ganze Spektrum an Provokationen, Beleidigungen, Kränkungen, brutale seelische und körperliche Verletzungen sowie bewusst gestreute Gerüchte, sowohl in der direkten Konfrontation als auch in zunehmendem Maße in den sozialen Medien. Ein großer Teil der Betroffenen reagiert mit Erkrankungen, Leistungsabfall und Angst vor der Teilnahme am Unterricht."

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert daher, dass an den Schulen eine konsequente "Null-Toleranz-Praxis" eingeführt wird. Die Täterinnen und Täter  dürfen nicht geschützt werden und müssen gegebenfalls angemessen sanktioniert werden, notfalls mit juristischen Mitteln bis hin zum Schulverweis. Alle, also Lehrer, Schüler und Eltern, müssen in gemeinsamen, professionell gecoachten Sitzungen regelmäßig versuchen, die Missstände zu benennen und abzubauen.

Als geeignetes Projekt empiehlt auch der BVKJ das Olweus-Präventionsprogramm. Es handelt sich um ein nach dem norwegischen Psychologen entwickeltes Verfahren, an dem alle Personen teilnehmen, die an einer Schule sind. Schulleitung, Lehrer, sonstige in der Schule arbeitenden Personen, Schüler und Eltern müssen versuchen, in mehreren Sitzungen auf Verbesserungen des Sozialverhaltens und des Schulklimas gemeinsam hinzuarbeiten. Die Sitzungen werden von einem professionellen Moderator geleitet.

Dr. Josef Kahl: "Mobbing ist kein Bagatelldelikt. Andauerndes Mobbing kann Kinder und Jugendliche auf Dauer krank machen. Mobbing muss daher konsequent durch Prävention und notfalls durch Strafen verhindert werden."


Quelle: Presseinformation des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte vom 18. Mai 2017