„Pro-Pflegereform" fordert Paradigmenwechsel und beauftragt Gutachten
Nach der Reform ist vor der Reform? „Wer eine echte Verbesserung für Pflegebedürftige und Pflegende will, muss die Pflegeversicherung strukturell so verändern, dass die pflegebedingten Kosten für alle Pflegebedürftigen finanzierbar sind – und zwar unabhängig davon, ob sie nun zu Hause, im Betreuten Wohnen oder in einem Pflegeheim leben." Das sagt der Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung in Stuttgart (EHS) Bernhard Schneider, der die Träger- und Verbändeinitiative "Pro Pflegereform" angeregt hat. „Wir fordern die Politik zu mutigen Reform-schritten auf, um die Pflege zukunftssicher und für alle bezahlbar zu machen", erklärt Schneider weiter.
Die Initiative „Pro-Pflegereform" wurde Ende 2016 von Trägern aus dem ganzen Bundesgebiet und Verbänden der Pflegebranche ins Leben gerufen. Unter den Unterstützern sind der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) und der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland e. V. (VKAD). Ziel der Reforminitiative sei es, im Jahr der Bundestagswahl die Politik aufzufordern, in den Reformbemühungen nicht nachzulassen. Die Pflegestrukturgesetze der letzten Jahre haben zwar Verbesserungen gebracht, die aber noch lange nicht ausreichen.
Es bedürfe eines Paradigmenwechsels in der Pflege, den „Pro-Pflegereform mit fünf Bausteinen beschreibt:
- Umsetzung des Echten Teilkaskoprinzips in der Pflegeversicherung, damit Pflege für die Menschen bezahlbar wird und nicht in die Armut führt.
- Überwindung der ambulanten und stationären Sektoren zur Stärkung wohnortunabhängiger Pflegearrangements und zur Klärung der Finanzierung von Behandlungspflege durch die Krankenversicherung
- Stärkung der Zivilgesellschaft mit Honorierung der Angehörigenpflege, mit der Verbesse-rung gesellschaftlicher Partizipation und einem finanzierten Quartiersmanagement
- Ausbau und finanzielle Förderung einer zukunftsfähigen, seniorengerechten Infrastruktur als kommunale Pflichtaufgabe
- Sicherstellung der Personalsituation mit einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und einer gesicherten Refinanzierung der Personalkosten
Die Initiative Pro-Pflegereform hat den Professor für Gesundheitsökonomie und Leiter der Abteilung Gesundheit, Pflege, Alterssicherung am SOCIUM – Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremenn, Prof. Dr. Heinz Rothgang, mit einem Gutachten beauftragt. Es sollen die Auswirkungen der Reformvorschläge untersucht werden. Das Gutachten soll am 18. Mai 2017 in Berlin einer breiten Fachöffentlichkeit vorgestellt. An diesem Tag der Pflegereform wird Prof. Rothgang seine Alternativen zur Ausgestaltung der Pflegeversicherung erläutern und mit Vertretern der Politik diskutieren.
Träger stationärer oder ambulanter Pflegeeinrichtungen in Deutschland, deren Bundes-, Landes- und Fachverbände aber auch andere Interessensverbände, die sich im Bereich der Pflege engagieren, können sich über die Reforminitiative informieren unter www.pro-pflegereform.de
Quelle: Presseinformation der Evangelischen Heimstiftung vom 7. März 2017