Fachtag „LEAVE IT ALL BEHIND“ – Rassismuskritische Jugendarbeit
Was hat Rassismus mit meinem Jugendverband, meiner Jugendeinrichtung zu tun? Wie kann man rassistische Strukturen und Ereignisse im eigenen Verband entlarven? Wie kann innerhalb der eigenen Strukturen die Bereitschaft gefördert werden, die eigene Jugendarbeit im Hinblick auf Rassismus zu reflektieren? Diese und weitere Fragen diskutierten Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendarbeit gestern auf dem Fachtag zum Thema, den der Landesjugendring NRW gemeinsam mit der djo-Deutsche Jugend in Europa, Landesverband NRW organisiert hat.
Rassismus ist kein Relikt der Vergangenheit und nicht nur ein Randphänomen rechter Gruppierungen. Er ist gesellschaftliche und strukturelle Realität und beeinflusst alle Bereiche der Gesellschaft – auch die Jugend(verbands)arbeit. „Daher ist es unabdingbar, dass Rassismuskritik fester Bestandteil moderner Jugend(verbands)arbeit wird“, erläutert Susanne Koch, stellvertretende Vorsitzende des Landesjugendrings NRW und Geschäftsführende Bildungsreferentin der djoNRW. „Jugendverbände sollen und wollen für alle Jugendliche offen sein und müssen zum Teil ihre Strukturen und Angebote überdenken, um alle jungen Menschen anzusprechen und zu erreichen.“
Warum brauchen Jugendverbände Rassismuskritik?
Jugendverbände verstehen sich selbst in der Regel als offen, tolerant und demokratisch – warum ist trotzdem eine kritische Auseinandersetzung mit rassistischen Strukturen, Haltungen und Äußerungen im eigenen Verband notwendig? Darüber diskutierten in der Podiumsdiskussion auf dem Fachtag Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW, die rassismuskritische Bildungsreferentin Emilene Wopana Mudimu, Stephan Bundschuh, Professor für Kinder- und Jugendhilfe und Kai Sager aus dem LVR – Landesjugendamt Rheinland. Neben allen Unterschieden waren sich die Teilnehmenden der Diskussion darüber einig, dass Jugendverbände von Kindern und Jugendlichen of Color besser unterstützt und gefördert werden müssen.
Praxistest: Workshops zur rassismuskritischen Jugendverbandsarbeit
Nach dem theoretischen Vormittag ging es am Nachmittag in die Praxisphase: Was sind die Grundlagen der rassismuskritischen Jugendarbeit? Was ist Ambiguitätstoleranz und warum ist sie wichtig für Jugendarbeit? Wie kann Rassismuskritik in die Jugendverbandsarbeit eingebunden werden? Die Teilnehmenden lernten unterschiedliche Wege einer rassismuskritischen Auseinandersetzung kennen und konnten sich über unterschiedliche Vorgehensweisen austauschen. Darüber hinaus bekamen Menschen, die selbst Rassimuserfahrungen machen, in einem eigenen Workshop die Möglichkeit, sich auszutauschen und zu empowern.
Quelle: Pressemitteilung des Landesjugendring NRW vom 22.09.2022