Reaktionen auf Kampagnenstart "Mach Karriere als Mensch"
Viele Verbände aus dem Pflegesektor unterstützen die Kampagne des Bundes "Mach Karriere als Mensch". Mit ihr sollen junge Menschen, aber auch Quereinsteiger*innen für den Pflegebereich angeworben werden. Damit die Ausbildung attraktiver wird, wie in der Reform der Pflegeausbildung beschlossen, müssen auch die Ausbildungsbetriebe mitziehen - möglichst alle.
Die Kampagne „Mach Karriere als Mensch!“, die Anfang der Woche gestartet ist, soll der Pflegebranche zu mehr Auszubildenden verhelfen. Das gemeinsame Ziel teilen alle Beteiligten, doch die Verbände setzen unterschiedliche Akzente bei der Bewertung.
„Wir brauchen in Zukunft eine deutlich steigende Zahl an Auszubildenden im Bereich der Pflege, um eine flächendeckende Versorgung in Deutschland zu erreichen. Deshalb unterstützen der bpa und seine Mitgliedseinrichtungen die Pflegekampagne mit ganzer Kraft.", erklärt Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa). Speziell die Altenpflege biete krisensichere Jobs, die viel zu bieten hätten, z.B. ein gutes Ausbildungsgehalt und ein in der Regel wohnortnaher Arbeitsplatz.
Kritischer äußert sich der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK). Zwar teilt der Verband die Ziele der Kampagne, doch müsse sich erst in der Praxis erweisen, ob die Ausbildungsbetriebe ihre Pflege-Azubis nicht doch wieder frühzeitig als preiswerte Pflegekräfte einsetzten und die Ausbildungsinhalte in den Hintergrund rücken. So komme es immer wieder zu Berichten von Pflegeschüler*innen, dass sie "häufig nur eingewiesen wurden und dann funktionieren mussten, statt ausgebildet zu werden", heißt es in der Mitteilung des DBfK. Verbandspräsidentin Prof. Christel Bienstein stellt klar: „Mit dem Ausbildungsvertrag haben Pflegeschüler*innen Anspruch auf Rahmenbedingungen, die dem Erreichen des Ausbildungsziels dienen; auf qualifizierte Praxisanleitung im Umfang von mindestens 10% ihrer Ausbildungszeit, Freistellung zur Teilnahme an Ausbildungsveranstaltungen und auf Lern- und Vorbereitungszeiten. Insbesondere aber dürfen den Auszubildenden nur solche Aufgaben übertragen werden, die dem Ausbildungszweck und –stand entsprechen."
Auch der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) sieht durchaus Chancen in der Ausbildungsreform. Doch sei absehbar, dass es anfangs noch zu Problemen kommen könnte. So fehle es beispielsweise vielen Pflegeschulen an der notwendigen Infrastruktur, um die Reform wie vorgesehen umsetzen zu können. Erforderlich sei eine Anschubfinanzierung, damit die noch vorhandenen Defizite an den Pflegeschulen möglichst schnell ausgeglichen werden könnten.
Letztlich wird die Praxis zeigen, ob die ambitionierte Reform der Pflegeausbildung zu echten Verbesserungen für die Pflegenden führen wird. Von ihrem Gelingen hängt nicht weniger ab als eine funktionsfähige Pflege der Zukunft.