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"Schlüssel für gute Bildung ist niemals allein in der Schule zu finden"

Anlässlich des ersten weltweiten Tags der Bildung hat sich Sozial.de auf Spurensuche begeben. Nachgefragt bei Raul Krauthausen, Selbstvertreter, und Ulrich Schneider, Verbandsvertreter, zu bildungsbiografischen Meilensteinen und bildungspolitischen Wünschen.

„Wir brauchen Bildung, Bildung, Bildung.“ 

Kaum ein Satz erscheint im deutschen Bildungsdiskurs verbrauchter als die lose Forderung nach Bildung. Politikerinnen und Politiker aller Parteien fordern sie, doch eine Auseinandersetzung mit der Frage, was genau darunter zu verstehen ist, bleibt im hitzigen Tagesgeschäft oft aus. In der Regel, vor allem im politischen Diskurs, erschöpft sich die Diskussion über Bildung bei der Frage, ob G8 oder G9 funktionaler ist oder ob Wirtschaft ein festes Unterrichtsfach werden soll. Die Bildungsdiskussion fokussiert stark auf das Thema Schule, was nicht verwundert, doch dabei gerät aus dem Blick, was genau Bildung meint und was möglicherweise nicht. Der erste weltweite Tag der Bildung gibt Anlass, sich genauer mit dem Begriff und eigenen Bildungserfahrungen zu befassen.

Für Sozial.de haben dies Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, und Inklusionsaktivist Raul Krauthausen getan. Beide wurden mit drei Satzanfängen konfrontiert und gebeten, ihre eigenen Gedanken kurz und knapp zu Papier zu bringen:

 

Raul Krauthausen: "Es gibt nichts schöneres als Spaß am Lernen"

  • "Bildung ist für mich persönlich… ein Grundrecht. Es gibt nichts schöneres als Spaß am Lernen und Erkenntnisgewinn durch Neugier." 
  • "Meine einprägsamste Bildungserfahrung war… im Alter von 9 Jahren zu spüren, wie ich plötzlich auf Spanisch anfing zu träumen, nachdem ich ein halbes Jahr in Kolumbien war ohne ein Wort Spanisch zu kennen. Plötzlich verstand ich alles."
  • "Ich wünsche mir im Sinne einer guten Bildungspolitik… Zugang zu gleicher Bildung für alle. Unabhängig von Status, Behinderung, Geschlecht oder Staatsangehörigkeit."

 

Ulrich Schneider wünscht sich "lebensmutige" Familien

  • "Bildung ist für mich persönlich… keinesfalls etwas selbstverständliches. Dass ich mich bilden konnte und durfte, dass meine Eltern mich förderten ("Dem Jung' soll's mal besser gehen) und dass die SPD das  BAFöG einführte, waren für mich Glücksfälle, für die ich dankbar bin."
  • "Meine einprägsamste Bildungserfahrung war… mein erster Elternabend im Klassenraum der Grundschule meines Sohnes. Die ganze Welt hatte sich seit meinem eigenen letzten Schultag, der schon über 25 Jahre zurück lag geändert. Nichts war mehr, wie es mal war. Nur in diesem Klassenraum schien die Zeit stehen geblieben zu sein." 
  • "Ich wünsche mir im Sinne einer guten Bildungspolitik…eine gute Familien- und eine gute Kinder- und Jugendpolitik aus der Erkenntnis heraus, dass der Schlüssel für gute Bildung niemals allein in der Schule zu finden ist, und dass hinter jedem starken und lebensmutigen Kind immer eine starke und lebensmutige Familie stehen muss."     

Keine Zugangsbarrieren, Bildung auf sich wirken lassen, Familien und Kinder stark machen, außerschulische Bildungsangebote fördern - was für schöne und ungezwungene Gedanken zum ersten Welttag der Bildung. In diesem Sinne: Machen Sie heute was draus, oder auch morgen.

 

Zu den Personen:

 

Dr. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands

Dr. Ulrich Schneider, Jahrgang 1958, ist promovierter Erziehungswissenschaftler und seit fast 20 Jahren Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, der Interessenvertretung von deutschlandweit mehr als 10.000 Organisationen im Sozial- und Gesundheitswesen. Foto: Paritätischer Gesamtverband.

 

 

Raul Krauthausen

Raul Krauthausen, Jahrgang 1980, ist vermutlich Deutschlands bekanntester Inklusionsaktivist. Er engagiert sich seit vielen Jahren in zahlreichen Inklusions- und Kulturprojekten und wurde 2018 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Aktuell ist er u.a. für das Filmprojekt Kinder der Utopie aktiv. Foto: Sozialhelden e.V.

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Kommentare (1)

Dr. Jos Schnurer 26. Januar 2019, 16:55

Die Antworten vermitteln die Erfahrungen, die jeder macht, der/die durch Bildung "zu sich selbst gekommen ist", also durch Bildung und Erziehung eine eigene Identität entwickelt hat, um ein gutes, gelingendes und menschenwürdiges Leben führen zu können. Dies gilt es zu vermitteln in einer verantwortungsbewussten familialen, schulischen beruflichen und Freizeitbildung. Dazu ist eines der wichtigsten Werte erforderlich, die in den Zeiten der Egoismen und Populismen allzu oft vergessen wird: SOLIDARITÄT! JoS

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