Viele Tafeln helfen trotz Krise weiter
Menschen, die auf die Lebensmittelausgaben der rund 950 Tafeln in Deutschland angewiesen sind, sind derzeit doppelt getroffen. Zum einen haben einige Tafeln geschlossen oder ihre Arbeit stark eingeschränkt, zum anderen erhalten die Tafeln aufgrund der vielen Hamsterkäufe deutlich weniger Spenden als üblich. Viele Tafeln sind aber weiterhin geöffnet.
Der Dachverband der deutschen Tafeln hat sich dazu geäußert, wie sich die aktuelle Lage bei der kostenlosen Versorgung mit Lebensmitteln angesichts der drastischen Kontaktbeschränkungen darstellt. Dadurch, dass viele 'Kund*innen' der Tafeln zu den sogenannten Risikogruppen gehören, tragen die Trägervereine eine große Verantwortung, weshalb Tafeln vielerorts geschlossen werden mussten.
Versorgung findet vielerorts eingeschränkt statt
Doch in vielen Orten wird versucht, die Versorgung aufrechtzuerhalten, wenn auch in stark eingeschränkter Form: Ausgaben finden nur noch an Einzelpersonen statt, auch müssen die Warteschlangen reguliert werden, damit der erfoderliche Mindestabstand eingehalten werden kann. Die von vielen Tafeln angeboteten Zusatzleistungen wie Hausaufgabenbetreuung, Koch-Kurse oder Senioren-Spaziergänge dürfen aktuell jedoch nicht stattfinden. Die für viele ältere Menschen so wichtige soziale Funktion der Ausgabestellen kann aktuell somit nicht aufrechterhalten werden.
Doch zeigen sich die Tafeln kreativ: Oftmals werden Lieferdienste organisiert und Ausgaben ins Freie verlegt. Um die Kontaktzeiten so kurz wie möglich zu halten, werden zunehmend fertig gepackte Tüten mit Lebensmitteln verteilt. Bei ihren Aktivitäten werden die Tafeln häufig auch von freiwilligen Helfer*innen anderer Hilfsorganisationen unterstützt.
Insgesamt zeigen sich hinsichtlich der Schließung der Ausgabestellen übrigens große regionale Unterschiede. Während beispielsweise in Hessen vier von fünf Tafeln geschlossen werden mussten, ist das Verhältnis in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern genau umgekehrt. Dort sind vier von fünf Tafeln noch geöffnet (Stand: 24.3.). Auf der Website der Tafel-Dachorganisation findet sich eine Übersicht, aus der hervorgeht, welche Tafeln derzeit geschlossen sind. Teilweise finden sich dort auch Angaben zur geplanten Wiedereröffnung der örtlichen Angebote.
Wie geht es für die Tafeln nach der Krise weiter?
Der Dachverband der deutschen Tafeln zeigt sich besorgt, da sich durch die gravierenden wirtschaftlichen und gesundheitlichen Auswirkungen der Pandemie mutmaßlich zahlreiche Folgeprobleme ergeben werden. So sei zu erwarten, dass zukünftig deutlich mehr Menschen auf die Angebote der Tafeln zurückgreifen werden. Auch sei fraglich, ob alle ehrenamtlichen Helfer*innen gesundheitlich dazu in der Lage sein werden, die Tafeln in gewohnter Weise zu unterstützen - viele Helfer*innen befinden sich bekanntlich im Rentenalter. Und nicht zuletzt könne aufgrund der wirtschaftlichen Lage nicht davon ausgegangen werden, dass die Spendenbereitschaft nach der Krise genauso groß sein wird wie zuvor. Mut mache angesichts dieser ernüchternden Perspektive jedoch die Tatsache, dass sich in der Krise viele junge Menschen gemeldet hätten, um die Tafeln aktiv unterstützen.
Immerhin ein kleiner Lichtblick, auch wenn davon auszugehen ist, dass viele der neuen Freiwilligen nach dem Ende der Kontaktbeschränkungen wieder in Vollzeit an die Schulen, Unis und Ausbildungsstätten zurückkehren.