IAT-Studie: Verdecktes Potenzial "Minijobs in der Altenpflege"?

Arbeitszeiten aufstocken, vom Minijob zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in der Wertschöpfungskette Pflege: Bringt das Chancen für Frauen und kleine und mittlere Unternehmen in Emscher-Lippe? Das hatte das Kompetenzzentrum Frau & Beruf Emscher-Lippe c/o Zentrum Frau in Beruf und Technik (ZFBT) wissen wollen und das Institut für Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen mit einer Studie beaufgtragt.

Ein zentrales Ergebnis der IAT-Forscherinnen lautet nun: Quantitativ bietet die Aufstockung von Minijobberinnen und Minijobber im Raum Emscher-Lippe nur wenig Potenzial. Die IAT-Forscherin Laura Schröer machte zugleich darauf aufmerksam:„Aber entscheidend ist, ob durch den Einsatz von Minijobberinnen und Minijobber im Betrieb die Fachkräfte entlastet und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch mitarbeiterorientierte Arbeitszeitmodelle unterstützt werden kann."

Da Minijobs durch das Ehegattensplitting steuerlich begünstigt werden, stehen viele Beschäftigte einer möglichen Aufstockung von Arbeitsstunden eher negativ gegenüber, wie die Befragung zeigte. „Ein wichtiger Hebel, um das Arbeitsangebot auszuweiten, sind bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Bezahlung in der Alten- und Krankenpflege. Darüber hinaus ist dem betrieblichen Mismatch individueller Arbeitszeitwünsche zu begegnen und die Arbeitszeit für alle Beschäftigten verlässlicher zu organisieren", fordert Projektleiterin Michaela Evans, Leiterin des Forschungsschwerpunkts Arbeit und Wandel am IAT.

Neue Arbeitsfelder erschließen und weiterbilden 

Mit neuen Angebotsstrukturen im Zuge der Ambulantisierung der Altenpflege könnten auch neue Einsatzfelder für verschiedene Personengruppen in der Pflege gestaltet werden, schlägt Schröer vor. Angesichts des hohen Anteils von Minijobberinnen und Minijobber mit einem nicht pflegerischen Berufsabschluss wäre dies ein interessantes Entwicklungsfeld. Denn das Fachkräftepotenzial an qualifizierten Personen mit pflegerischer Ausbildung liegt in Emscher-Lippe bei knapp 500 Personen, knapp 1.000 Frauen sind insgesamt in einem Minijob in den ambulanten Diensten in der Region tätig.

Weiterbildungsmaßnahmen sollten mit der Entwicklung neuer Versorgungsangebote verknüpft werden. Denn an- und umgelernte Kräfte können etwa in Demenzwohngemeinschaften als „Präsenzkräfte" oder ausschließlich im „ambulanten Seniorenpflegetourenbereich" eingesetzt werden, wo sie in den Bereichen Hauswirtschaft (kochen, Wäsche waschen, Reinigung der Wohnung/des Zimmers, Erledigung von Einkäufen) und Begleitung (bspw. bei Arztterminen) unterstützend tätig sind. Der Ausbau von Angeboten in der Kurzzeit-, Verhinderungs-, Tages- und Nachtpflege wird künftig an Bedeutung gewinnen. „Pflegeunternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels sind gefordert, betriebliche Strategien zu entwickeln, die die Felder Arbeitsorganisation, Personaleinsatz und neue Versorgungsangebote integrierter aufgreifen", so die IAT-Forscherinnen.

Weitere Studieninformationen unter www.iat.eu/forschung-aktuell/2018/fa2018-03.pdf (PDF-Format)


Quelle: Presseinformation des Instituts für Arbeit und Technik (IAT) vom 23. Februar 2018