Moderne Pflegeausbildung: Appelle, Streit und keine Entscheidungen

In der Reformauseinandersetzung zur Pflegeausbildung scheint kein versöhnliches Ende in Sicht. Der Deutsche Pflegerat (DPR) spricht offen vom drohendenden Aus der ambitionierten Reform der Pflegeausbildung von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU).

Der Gesetzentwurf stoße auf erbitterten Widerstand in der Union. Nicht nur der DPR-Präsident Andreas Westerfellhaus appellierte an die Unionsfraktion, das Projekt nicht länger zu blockieren. Die Politik stehe bei den professionell Pflegenden im Wort, wurde auch vor wenigen Wochen gegenüber der Presse aus dem DPR getitelt.

Es sei ein Armutszeugnis, dass die Abgeordneten des Deutschen Bundestages bisher nicht den Mut hatten, dieses für die professionell Pflegenden wichtigste Gesetz der Legislaturperiode zu verabschieden, kritisierte auch in diesen Tagen Thomas Meißner, Vorstandsmitglied des AnbieterVerbandes qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG) scharf.

Fachliche Argumente sind längst in den vergangenen 17 Debattenmonaten ausgetauscht. Nun äußerte sich der Deutsche Bildungsrat für Pflegeberufe (DBR) zur Debatte an sich. Sie zeige, dass Pflege in vielen Köpfen weniger als Beruf denn als Berufung wahrgenommen wird, für die insbesondere Frauen geeignet sind. Entwickeltes Wissen und Können werden negiert und missachtet. Vor diesem Hintergrund wird offenbar eine Investition in Bildung und Bildungsfähigkeit als vernachlässigbar betrachtet. Den Schaden tragen, so der Deutsche Pflegerat, die Menschen, die auf Pflege angewiesen sind.

Kritik und Widerstand gegen die Reformpläne reißen auch in der Fachwelt selbst nicht ab. Das Bündnis für Altenpflege - ein bundesweiter Zusammenschluss aus Arbeitgeberverbänden, Einrichtungsträgern, Ausbildungsstätten und Wohlfahrtsverbänden, spricht sogar jetzt davon, mit der Generalistik komme der Ruin. Die großen Verlierer der Reform werden Kinderkrankenpflege und Altenpflege sein, so Bündnis-Sprecher Peter Dürrmann.

Das Bündnis wirft Befürworterinnen und Befürwortern einer Vereinheitlichung der Ausbildungen für pflegende Berufe ebenso vor,  Druck auf Bundestagsabgeordnete auszuüben, die diese Zusammenlegung mit Recht ablehnten.

So ist heute nur schwer zu erkennen, wohin die Reise geht. Auch für junge Menschen, die in der Pflege, Kinderkrankenpflege oder Altenpflege eigentlich ihre berufliche Zukunft sehen. Sind sie nicht auch in Gefahr, nicht auch sie zu den Verliererinnen und Verlierern einer solchen Debatte?


Quelle: Presseinformationen des Bündnisses für Altenpflege, des AnbieterVerbandes qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen und des Deutschen Pflegerates