Der ASD - ein guter Platz für Fachkräfte? Fachforum zum Personalmanagement

Wie kann Fachkräftegewinnung und -entwicklung in turbulenten Zeiten gelingen? Damit beschäftigte sich das Fachforum „Der ASD – ein guter Platz für Fachkräfte!?", das von der Bundesarbeitsgemeinschaft ASD/KSD ausgerichtet wurde. Es fand Ende September in Kooperation mit der Fachhochschule Münster, mit dem Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, den Landesjugendämtern Westfalen-Lippe und Hamburg sowie der Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter statt. Rund 100 Fach- und Leitungskräfte aus Jugendämtern, aber auch aus Sozialdezernaten und Personalämtern, aus Wissenschaft und Praxis waren aus dem gesamten Bundesgebiet angereist und diskutierten einen Tag lang engagiert aktuelle Herausforderungen der Personalgewinnung und -entwicklung.

Personalmanagement im ASD geht alle an

„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Kolleginnen und Kollegen neu waren" – mit diesen Worten schilderte eingangs eine junge Sozialarbeiterin ihre Erfahrungen aus der mit vielen Unsicherheiten verbundenen beruflichen Einstiegsphase im ASD. Welche Anforderungen eine Personalsituation stellt, in der die Fluktuation und die Zahl der Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern in den Teams wächst, beschrieb anschließend Carsten Bluhm, Stadt Essen, aus der Perspektive einer ASD-Leitungskraft. Aktive Kontaktpflege zu den Hochschulen, spezifische Konzepte zur Einarbeitung im ASD, attraktive Arbeitsbedingungen und Ideen für flexible Berufswegplanungen, Investitionen in Leitung und Anleitung sind aus seiner Sicht unverzichtbare Voraussetzungen, um diese Situation zu schultern. Dazu bedürfe es einer engen Zusammenarbeit mit den Personalämtern, aber auch den Rückhalt und die Unterstützung der Verwaltungsspitze und nicht zuletzt auch einer interkommunalen Abstimmung, denn so unterstrich er: "Die Personalsituation ist eine Frage der kommunalen Daseinsvorsorge insgesamt und kann nur im Miteinander gelöst werden".

Zweithöchste Wachstumsrate im Sozialwesen prognostiziert

 

„Die Situation, die wir aktuell vorfinden, ist nur der Anfang" – mit diesen Worten wagte Benjamin Landes, Direktor des ISS Frankfurt, vor dem Hintergrund aktueller Arbeitsmarktstudien einen Blick in die Zukunft. Bis 2030 werden, so Landes, etwa 350.000 Fachkräfte mehr im Sozialwesen – vor allem Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen - gebraucht als heute, damit werde für diese Branche die zweithöchste Wachstumsrate prognostiziert. Die Konkurrenz um Fachkräfte werde weiter steigen. Sein Fazit: Kluge Konzepte der Personalakquise und - entwicklung sind gefragt, die Chancen und Risiken der Digitalisierung gilt es besser auszuleuchten und die Kommunalverwaltungen müssen sich als Arbeitgeber stärker auf ausdiffererenzierte Anforderungen und Erwartungen der Berufstätigen an Arbeit einstellen. Angesichts der gleichzeitig wachsenden Arbeitsmarktrisiken für gering Qualifizierte werde sich aber auch die inhaltliche Arbeit im ASD zukünftig verändern müssen: Ein ganzheitlicher Blick auf Erziehung, Wohnen, Leben und Arbeiten ebenso wie die Erreichung formaler Bildungsabschlüsse als Eintrittskarte zum Arbeitsmarkt wird für die Adressatinnen und Adfressaten Sozialer Arbeit noch weiter an Bedeutung gewinnen.

Nicht nur Personal gewinnen, sondern auch nachhaltig binden 

Personal ist die zentrale strategische Ressource, Personalmanagement damit heute längst zu einem „must have" im Aufgabenspektrum der ASD-Leitungskräfte geworden, machte Dr. Hildegard Pamme, Fachberaterin im LWL-Landesjugendamt, deutlich. Neben fundierten Konzepten zur Gewinnung und Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter komme es ebenso darauf an, qualifizierte Fachkräfte zu halten und ihnen Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen. Welche Ideen zur Personalgewinnung lassen sich entwickeln? Wie kann Einarbeitung gelingen? Was muss Leitung leisten und wie kann sie für diese Tätigkeit qualifiziert werden? Und was braucht es, um MitarbeiterInnen nachhaltig zu binden? Zu diesen Fragen tauschten sich die Teilnehmenden am Nachmittag in vier Workshops aus. 

ASD: "Königsdisziplin der Sozialen Arbeit" 

Ohne Öffentlichkeitsarbeit geht es nicht! Ob es gelingt, genügend Personal zu gewinnen, wird nicht zuletzt entscheidend auch davon abhängen, welches Bild das Jugendamt nach außen vermittelt. „In den Fachhochschulen gilt das Jugendamt immer noch als der Arbeitsplatz, wo man seinen beruflichen Lebensabend verbringt.Ich musste erst im ASD arbeiten, um zu erleben, welch spannendes und vielfältiges Arbeitsfeld diese „Königsdisziplin" der sozialen Arbeit bietet!" Mit diesen Worten hielt abschließend eine junge Kollegin den anwesenden Leitungskräften, Kolleginnen und Kollegen den Spiegel vor und forderte sie engagiert auf, stolz auf das eigene Berufsfeld zu sein und dieses auch selbstbewusst nach außen zu tragen. Ihre Empfehlung: „Die neuen Plakate für die Jugendamtskampagne vermitteln genau das und helfen dabei!" Die diesjährigen Aktionswochen der Kampagne „Das Jugendamt. Unterstützung, die ankommt" zur Nachwuchsgewinnung starten gerade und bietenden Teilnehmenden die Möglichkeit, die vielen Ideen und Impulse aus der Tagung weiter zu verfolgen und aktiv umzusetzen. 

Download der Vorträge der Tagung unter https://www.fh- muenster.de/fb10/weiterbildung/downloads.php?p=6,6


Quelle: Presseinformation des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vom 11. Oktober 2017