Generalistik-Streit und kein Ende in Sicht?

Noch ist das Jahr jung, schon wieder begegnet man dem alten Streit um die generalistische Ausbildung in der Pflege. Während die Bundesfamilienministerin Manuala Schwesig gerade für eine generalistische Pflegeausbildung, und damit für eine Aufwertung des Pflegeberufes noch in dieser Wahlperiode geworben hat, (Sozial.de berichtete) mahnte jetzt der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP), Altenpflege brauche mehr helfende Hände.

Er bezog sich auf aktuelle Meldungen aus Brandenburg, wo die Ausbildung zum Altenpflegehelfer ausgebaut werden soll. Das Land hat angekünjdigt, in diesem Jahr die regelhafte Altenpflegehilfeausbildung zu fördern. Ab Oktober sollen 100 Ausbildungsplätze pro Jahr für Schulabgängerinnen und Schulabgänger geschaffen werden. Die einjährige Altenpflegehilfeausbildung wird zwar im Land Brandenburg seit 2009 angeboten. Bislang stand sie aber nur Interessierten mit einem Bildungsgutschein der Arbeitsagenturen bzw. der Jobcenter im Rahmen einer Umschulung offen. Jetzt öffnet die rot-rote Landesregierung die Altenpflegehilfeausbildung auch für Schulabgängerinnen und Schulabgänger. Damit erweitern sich die Zugangsmöglichkeiten zu den verschiedenen Altenpflegeberufen.

Thomas Greiner, Präsident des Arbeitgeberverbandes Pflege, nimmt das Beispiel Brandenburg zum Anlass, um auf das seiner Ansicht nach „ganze politische Tohuwabohu um die Ausbildung in der Altenpflege“ aufmerksam zu machen. Inzwischen, so Greiner weiter, böten so viele Unis und Hochschulen entsprechende Studienplätze an, dass er sich fragt: ….“in welchen Arbeitsbereichen bitteschön sollen all die ,,Studierten“ in der Pflege später beschäftigt werden, wo wir doch vor allem mehr helfende Hände brauchen?“

Zugleich kritisiert Greiner die bundesweit unterschiedlich geregelte Ausbildung für Pflegehilfskräfte. Gebraucht werde nicht die Generalistik, sondern ein zwischen den 16 Bundesländern abgestimmter gesamtdeutscher ,,Ausbildungsmasterplan Altenpflege“.

Aus den Reihen des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) wird zudem die Befürchtung bekräftigt, dass Ausbildungskapazitäten in kleineren Betrieben gefährdet seien, wenn Pflegeberufe zusammengelegt werden. Die Bremer Landesgruppe des bpa warnt davor, den Berufszugang zu erschweren: „Hauptschüler werden zu Hilfskräften degradiert und stehen als Fachkraft nicht mehr zur Verfügung. Zudem sollen die Praxisanteile der Auszubildenden halbiert und in drei Jahren sollen drei Berufe erlernt werden“, so der Bremer bpa-Landesvorsitzende Sven Beyer, dessen Verband viele mittelständische Pflegeunternehmen vertritt.

Brandenburgs Sozial- und Gesundheitsstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt befürwortete vor wenigen Tagen auf einer Veranstaltung im Land eine Reform der Pflegeausbildung, forderte aber den Bund auf, die Reform der Pflegeausbildung nicht weiter zu verzögern. „Wir brauchen jetzt aber endlich Klarheit, wie die Ausbildung in der Alten-, Gesundheits- und Kranken- sowie der Kinderkrankenpflege künftig tatsächlich erfolgen soll. Der Bund darf diese wichtige Reform nicht weiter verzögern! Der Bedarf an gut ausgebildeten Pflegekräften steigt rasant. Wenn wir mehr Menschen für diesen verantwortungsvollen Beruf begeistern wollen, muss die Pflegeausbildung aufgewertet und die Rahmenbedingungen für die Beschäftigten in der Pflege insgesamt deutlich verbessert werden.“

Inzwischen ist das Thema „Pflegeausbildung der Zukunft“ doch im Super-Wahlkampfjahr angekommen. „Ein klares Bekenntnis zur eigenständigen Altenpflegeausbildung, das sind die Prioritäten unserer Mitgliedsunternehmen”, erklärt der saarländische bpa-Landesvorsitzende Helmut Mersdorf, jetzt zur Veröffentlichung der Wahlprüfsteine für die Landtagswahl im Saarland. Wer die Pflege nicht oben auf der Agenda hat, kann nicht unser Favorit sein”.


Quelle: Pressemitteilungen des Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie im land Brandenburg vom 11. Januar 2017 und 25. Januar 2017, des Arbeitgeberverband Pflege vom 16. Januar 2017 und Pressemitteilung des bpa.Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste vom 1. Februar 2017