Wichtig für Wahl des Pflegeangebots: Erfahrung aus erster Hand

Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) befragte Deutsche zum Vertrauen in verschiedene Informationsquellen zur Qualität von Pflegeangeboten

Bei der Wahl des passenden Pflegeangebots sind Erfahrungen aus erster Hand gefragt, hat das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) in Erfahrung gebracht. In einer repräsentativen Stichprobe untersuchte sie Informiertheit und Einschätzungen der Bevölkerung zur „Qualität professioneller Pflegeangebote“. Die Stichprobengröße betrug gut 2.000 Befragte (N=2.003). Gefragt wurden Erwerbstätige ab 18 Jahre, bundesweit, repräsentiert in einem Panel mit etwa 20.000 Personen. Die Befragung zeige nach Einschätzung des ZQP deutlich, wem die Bürger am meisten bei der Wahl eines Pflegeanbieters vertrauen: Erfahrungen von Pflegebedürftigen und deren Angehörigen mit einem für sie in Frage kommenden Angebot werden überwiegend als nützliche Informationsquelle eingestuft (53 Prozent). Auch wäre es vielen Befragten wichtig, sich im Auswahlprozess selbst einen Eindruck verschaffen zu können (38 Prozent). Personen mit Pflegeerfahrung bewerten den eigenen Eindruck sogar als noch wichtiger. Die Hälfte von ihnen würde sich vorrangig auf diesen verlassen. Nur fünf Prozent der Befragten würden sich dagegen bei der Auswahl einer ambulanten oder stationären Einrichtung gern auf offizielle Bewertungen (fünf Prozent) stützen wollen. Auch nicht auf die so genannten Pflegenoten, die eingeführt wurden, um Verbrauchern bei der Beurteilung der Pflegequalität verlässlich zu helfen. Von denjenigen, die Pflegenoten kennen, meinten weniger als ein Viertel (22 Prozent), dass Noten verlässliche Informationen über die Pflegequalität bieten. Jeder Zweite aus dieser Gruppe hält notenbasierte Bewertungen im Bereich Pflege generell für ungeeignet.

Weitere Ergebnisse, die das Zentrum der Öffentlichkeit vorlegte: Über zwei Drittel der Befragten (70 Prozent) glaubte, dass die Pflegequalität von Einrichtung zu Einrichtung stark variiert. Von denjenigen, die vermuten, dass häufig erhebliche Mängel in der Qualität professioneller Pflegeangebote vorkommen, macht die große Mehrheit (71 Prozent) fehlendes Personal und daraus resultierende Arbeitsüberlastung als Hauptursache für Missstände verantwortlich. Den mit Abstand größten Verbesserungsbedarf sahen die Befragten bei der persönlichen Zuwendung und Kommunikation, für die aus ihrer Sicht mehr Zeit zur Verfügung stehen sollte. Mehr als vier Fünftel (85 Prozent) von ihnen halten dies für wichtig. Beim Patientenschutz von Pflegebedürftigen sind  für die Mehrheit der Befragten  die wichtigsten Aspekte Medikamentensicherheit (74 Prozent), Hygiene (63 Prozent) und Schmerzmanagement (53 Prozent). ZQP-Vorstandsvorsitzender Dr. Ralf Suhr schlussfolgerte: „Unsere Ergebnisse untermauern, dass wir Pflegebedürftige und ihre Nächsten aber auch die in der Pflege Tätigen bei der Darstellung von Pflegequalität mehr als bisher ernst nehmen müssen. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, Qualitätseinschätzung sei vorrangig ein von oben verordnetes Expertenthema. Die Menschen wollen sich selbst überzeugen, soweit sie selbst die Möglichkeit dazu haben. Dabei müssen wir sie stärken." Pflegeberatung und verbraucherorientierte Hilfen seien mögliche Instrumente. Bewertungsportale im Internet – ähnlich wie diese bereits für Hotels oder Restaurants existieren - bewerteten jedoch Befragte unterschiedlich. Über ein Drittel (39 Prozent) hält dort geäußerte Einschätzungen für zu individuell. Genauso viele sehen die Angebote als Chance, wenn eine größere Anzahl von Bewertungen abgegeben wurde. Suhr dazu: „Gesicherte Onlineinformationen sind nützlich. Man darf aber nicht vergessen, dass Pflegeangebote keine Kneipen sind. Wie sollen schwer pflegebedürftige Menschen im Internet bewerten, wie gut sie sich versorgt fühlen?“ Hintergrund (Redaktion Sozial.de) Das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) ist als gemeinnützige Stiftung 2009 durch den Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. errichtet worden. Erklärtes Ziel ist eine kritischen Bestandsaufnahme zu den Methoden und Verfahren der Qualitätssicherung und des Qualitätsmanagements in der Pflege. Als operative Stiftung ist sie Träger eigener (Forschungs-)Projekte und Dienste. Aktuell beschäftigt sich das Zentrum im Projekt „Lost in Translation" mit dem Erkenntnistransfer in der Pflege. Weitere Informationen unter www.zqp.de

Quelle: Pressemitteilung des Zentrums für Qualität in der Pflege vom 18. April 2016/ www.zqp.de